Von Michael Gebhardt/SP-X
Mit knapp 39.000 verkauften Einheiten in Europa rangiert der Renault Zoe in der Stromer-Statistik zusammen mit dem Konzern-Bruder Nissan Leaf ganz oben, abgeschlagen auf Platz drei liegt mit 24.000 Verkäufen der BMW i3. Doch dem mittlerweile sieben Jahre alten französischen Elektro-Kleinwagen stehen stürmische Zeiten bevor, für die sich Renault voraussichtlich ab September mit einem umfangreichen Upgrade rüstet. Interessant: Aktuell arbeitet Renault zusammen mit Nissan schon am Zoe-Nachfolger. Doch wenn der in ein, zwei Jahren auf den Markt kommt, soll das aktuelle Modell als günstige Einstiegsversion auch weiterhin in der Preisliste stehen.
Bis es soweit ist, lastet alle Verantwortung auf dem Alt-Zoe. Musste sich der 4,09 Meter lange Stromer bislang vor allem gegen den teuren BMW, den kleineren Elektro-Up von VW und den quasi nie richtig auf den Markt gekommenen Opel Ampera-e durchsetzen, rückt ihm in der Plus-Minus-Kleinwagen-Klasse jetzt eine ganz Reihe von Neuankömmlingen auf den Leib: Die Up-Brüder Citigo und Mii fahren künftig nur noch elektrisch vor, Opel schickt den Corsa-e ins Rennen, Peugeot den elektrifizierten 208 und Kia spielt mit dem E-Soul auch noch den SUV-Trumpf aus.
Die spielen zwar nicht alle in exakt der gleichen Längen-Liga, doch am Ende dürfte für die meisten Käufer vor allem der Preis entscheidend sein. Mit dem hält Renault aber noch hinterm Berg. Aktuell ist der Zoe ab 21.900 Euro zu haben – dann werden allerdings monatlich noch mindestens 59 Euro Miete für den 22-kWh-Akku fällig. Wer die Batterie kauft, muss mindestens 29.900 Euro bezahlen, und wer auf den größeren Stromspeicher mit aktuell 41 Kilowattstunden Kapazität für rund 300 Kilometer scharf ist, fährt nicht für unter 35.900 Euro vom Hof. Ob er den Akku mieten oder kaufen will, kann der Kunde auch künftig entscheiden - günstiger wird die überarbeitete Version aber wohl kaum werden. Schließlich steckt im neuen Zoe mit 52 kWh noch mehr Energie, die für 390-WLTP-Kilometer reichen soll.
Renault Zoe (2020)
BildergalerieDie Preisplaner in Paris dürften dieser Tage den Bleistift mehrfach nachspitzen und haarscharf kalkulieren, denn: VW will den größeren ID.3 für weniger als 30.000 Euro anbieten, selbiges ist aus Rüsselsheim über den Corsa-E zu hören und Skoda plant den Citigo-e sogar schon für weniger als 20.000 Euro zu verkaufen. Zugegeben: Der Tscheche ist mit 3,60 Metern deutlich kleiner und kommt auch nur 265 Kilometer weit. Doch als Zweit-Stadtauto reicht er vollkommen aus, und auch der Zoe wird in den seltensten Fällen die Rolle des Familien-Erstwagens übernehmen. Dafür bietet auch der Franzose zu wenig Platz, zumindest im Fond wird es selbst für normalgroße Gäste schnell eng. Immerhin: Mit 338 bis 1.225 Liter schluckt der Renault deutlich mehr Gepäck.
Ob es den Zoe künftig auch mit einer günstigeren, kleineren Batterie geben wird, ist aktuell noch nicht bekannt. Fest stehen zumindest schon mal zwei verschiedene Motoren, die Kunden dürfen sich zwischen 80 kW/108 PS und 100 kW/135 PS entscheiden, das jetzige Basis-Modell markierte bisher die Top-Version. Beim 135-PS-Motor ist der Durchzug nochmals besser, das in der Stadt erlaubte Maximaltempo von 50 km/h erreicht er in 3,6 statt 3,9 Sekunden und beim Hundertersprint ist er mit 9,4 Sekunden knapp zwei Sekunden schneller. Bei der Vmax gibt es mit 135 beziehungsweise 140 km/h dagegen nur einen geringen Unterschied.
Erstmals One-Pedal-Driving
Neu ist im Zoe der B-Modus: Der lässt sich mit den Gangwahlhebel einlegen und verstärkt die Rekuperation so, dass sich nun auch der Renault quasi nur mit dem Fahrpedal steuern lässt. Nimmt man den rechten Fuß vom Gas, soll der Zoe allein durch die Energierückgewinnung so stark verzögern, dass man nur selten das Bremspedal benötigt. Das ist aber nicht die einzige neue Funktion im Zoe: Mit dem jüngsten Upgrade erkennt der Renault Verkehrsschilder, schaltet das serienmäßige LED-Licht automatisch zwischen Abblend- und Fernlicht um, warnt vor Autos im toten Winkel, hält die Spur, parkt automatisch ein und tritt im Ernstfall auch von allein auf die Bremse.
Dazu kommen High-Tech-Spielereien, die das ohnehin mit besseren Materialien, weichen Oberflächen und auf Wunsch feinem Recyling-Gewebe deutlich aufgewertete Cockpit zusätzlich verschönern. Das zehn Zoll große, digitale Kombiinstrument ist immer an Bord, über der luftigen Mittelkonsole thront ein Infotainment-System mit 7- oder 9,3-Zoll-Touchscreen und Smartphones werden natürlich induktiv geladen. Außen hat sich dagegen nur wenig verändert: Am Heck fallen die neuen, filigran gezeichneten Rücklichter auf, die Front glänzt mit Blink-Blink-Dekor und einem neuen Kühlergrill. Der Lade-Anschluss versteckt sich wie gehabt hinter dem Renault-Logo an der Schnauze. Dank des CCS-Steckers kann der Zoe jetzt auch mit bis zu 50-kW-Gleichstrom betankt werden. Der Hersteller verspricht, dass damit in 30 Minuten Strom für 150 weitere Kilometer in den Akku gepresst werden kann. Meistens wird der Zoe unterwegs aber wohl am 22-kW- oder 11-kW-Schnelllader befüllt, dort lässt sich Energie für rund 125 Kilometer in einer beziehungsweise zwei Stunden beziehen. Wer zuhause eine 7-kW-Wallbox hat, kann den Zoe in neuneinhalb Stunden vollladen.