Das nächste Spitzentreffen der Autobranche im Kanzleramt Anfang November muss nach Ansicht von Porsche-Chef Oliver Blume eine klare Agenda für den weiteren Ausbau der Elektromobilität bringen. "Wir haben im Moment noch einen riesigen Flickenteppich, wo Verantwortlichkeiten nicht klar sind. Es gibt keine gemeinsame Agenda, das Ganze durchzuziehen", sagte Blume am Freitag beim "Handelsblatt-Autogipfel" in Stuttgart. Er verwies auf das Beispiel Baden-Württemberg, wo sich Regierung und Industrie ebenfalls zusammengesetzt und Ziele und Aufgaben klar sortiert und aufgeteilt hätten.
Vertreter der Bundesregierung und der Autobranche wollen sich am 4. November im Kanzleramt treffen. Dabei soll es etwa um den Ausbau der Ladeinfrastruktur gehen. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatte am Donnerstag den Entwurf für einen "Masterplan Ladeinfrastruktur" vorgelegt, mit dem der flächendeckende Aufbau von Ladepunkten beschleunigt und besser koordiniert werden soll. Es gehe um gezielte Förderungen, verbesserte gesetzliche Rahmenbedingungen und eine "aktive Koordination" zwischen Bund, Ländern, Kommunen und Industrie, hieß es.
Auch Blume forderte, bürokratische Hürden abzubauen. "Bei uns gibt es immer noch eine starke Aufteilung zwischen Bund, Land und Kommunen, wo wir uns ewig zerfransen", kritisierte er. "Durchziehen mit einem klaren Ziel, mit einer klaren Agenda dahinter, messbar machen das Ganze – und dann kommt dabei auch was raus", sagte Blume.
Proteste vor Veranstaltungsort
Vor dem Porsche-Museum, wo die Branchentagung stattfand, demonstrierten Klimaschützer gegen die Automobilindustrie. "Saubere Autos sind eine dreckige Lüge", stand auf einem Banner, das Aktivisten der Umweltschutzorganisation Robin Wood über die Straße gespannt hatten. Einige Demonstranten blockierten zeitweise die Einfahrt zur Tiefgarage des Gebäudes.
Der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch, warf den Autokonzernen vor, die Zeichen der Zeit nicht erkannt zu haben und weiter auf klimaschädliche SUVs und Sportwagen zu setzen. Er forderte ein "Ende für Stadtpanzer und Klimakiller".
Der neue BMW-Chef Oliver Zipse hatte zuvor Verständnis für eine kritische Haltung zum Auto als Transportmittel in Großstädten gezeigt. "Wer in einer Stadt oder Großstadt mit sehr guter Infrastruktur wohnt, der kann auch ohne Automobil sein", sagte der seit Mitte August amtierende Vorstandschef. Trotzdem sei das Auto nicht aus der Gesellschaft wegzudenken. "In vielen Anwendungsfällen und Weltregionen ist das Auto sogar das einzige massentaugliche Verkehrsmittel, das mit vertretbarem Aufwand über größere Distanzen von Haustür zu Haustür funktioniert", sagte Zipse.
Auch für Großstadtbewohner könne es gute Gründe für ein eigenes Auto geben, etwa wegen stärkerer Privatsphäre oder weil ein komfortables Fortbewegungsmittel auch über die Stadt hinaus gefragt sei. Für Familien mit Kindern außerhalb der Innenstadtkerne sei das Auto oftmals die beste Alternative. (dpa)