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Lieferschwierigkeiten: Norwegen gehen die E-Autos aus

01.04.2019 12:21 Uhr
Die norwegische Regierung will ab 2025 nur noch emissionsfreie Neuwagen zulassen.
© Foto: picture alliance/Hinrich Bäsemann/dpa

Norwegen geht in Sachen Umweltschutz gern voran. 2025, also in sechs Jahren, sollen in dem skandinavischen Land nur noch abgasfreie Autos neu zugelassen werden. Große Pläne - doch deutsche Autobauer kommen bei der Lieferung von E-Autos kaum hinterher.

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Norwegens Elektro-Autoverein ist in Feierlaune: Im vergangenen Jahr wurden mehr als ein Drittel aller neu zugelassenen Fahrzeuge in dem Land elektrisch angetrieben. Und das sei noch lange nicht das Ende, versichert Sprecher Petter Haugneland: "Für dieses Jahr erwarten wir, dass der Anteil reiner Nullemissionsfahrzeuge 50 Prozent ausmachen wird. Das wird ein neuer Meilenstein."

So hat im März die Zahl der batteriebetriebenen Neuwagen in Norwegen einen neuen Rekord erreicht. Wie die Straßenbehörde Statens vegvesen am Montag mitteilte, lag der Anteil der Elektroautos bei den Neuzulassungen bei 57 Prozent. "Das ist eine historische Zahl", sagte der Direktor der Behörde, Terje Moe Gustavsen. Statens vegvesen registrierte im März 10.316 E-Autos (auf Norwegisch: "Elbil"). Rund die Hälfte davon waren Tesla

In Deutschland sieht das völlig anders aus: 2018 kamen laut Kraftfahrt-Bundesamt auf knapp 46,5 Millionen Personenwagen nur 53.861 reine Elektroautos. Ein Grund: E-Autos gelten als teuer.

Als die norwegische Regierung vor drei Jahren ankündigte, sie wolle ab 2025 nur noch emissionsfreie Neuwagen zulassen, sorgte das weltweit für Schlagzeilen - so mancher bezweifelte, dass dies machbar ist. Heute scheint das Ziel in Reichweite. "Wenn wir dieses Jahr 50 Prozent erreichen, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass wir bis 2025 die 100 Prozent schaffen", meint Haugneland.

Die Umstellung von Autos mit Verbrennungsmotor auf strombetriebene ist ein wesentlicher Beitrag Norwegens, die Klimaziele von Paris zu erreichen. Weil das Land seinen Strom zu rund 95 Prozent aus Wasserkraft gewinnt, eignet es sich hervorragend für die Vorreiterschaft in Sachen Elektromobilität. Dank staatlicher Subventionen sind Elektroautos sowohl in der Anschaffung als auch im Betrieb oft billiger als Verbrenner. Und: Norwegen hat im Gegensatz zu Deutschland keine Autoindustrie, auf die es Rücksicht nehmen muss.

Aber angewiesen ist man auf die Branche - in Sachen Elektro-Autos. "Wir haben eine extrem große Nachfrage und für viele Modelle gibt es lange Wartelisten, besonders für die großen mit einer langen Reichweite", sagt Haugneland. Wenn die Industrie nicht nachkomme, sei das Ziel für 2025 in Gefahr.

75.000 neue E-Autos in 2019

"Wir rechnen damit, dass in diesem Jahr 75 000 neue Elektroautos zugelassen werden", fügt sein Kollege Ståle Frydenlund hinzu. Sein Eindruck: Einige Autobauer in Europa halten ihre emissionsfreien Fahrzeuge mit Absicht bis zum nächsten Jahr zurück. Denn ab 2020 gilt ein strengerer EU-Flottengrenzwert von 95 Gramm CO2 je Kilometer für alle neu zugelassenen Autos. Der VW-Konzern wies den indirekten Vorwurf aus dem Norden zurück: Erst Ende 2019 werde die erste E-Auto-Fabrik in Zwickau wirklich "massenfähig" sein. Die Nachfrage sei größer als das Angebot.

Doch einige Autohändler in Oslo sind schon fast verzweifelt. "Die meisten Kunden müssen bis zu zwei Jahre warten, bis sie ihr Auto bekommen", klagt Hallgeir Olsen, Verkäufer beim Kia-Autohaus Bertel O. Steen. "Wir können die Nachfrage nicht befriedigen, wir bekommen nicht genügend Autos geliefert." 7.000 Norweger stünden allein für den Kia Niro auf der Warteliste. Nur 2.000 Kunden könnten damit rechnen, ihren Wagen im Laufe des Jahres zu erhalten. Inzwischen würden Plätze auf Wartelisten im Internet verkauft - für 5.000 Euro rückt man auf der Liste nach oben. Auch für andere Modelle gebe es Wartelisten.

Die Schuld tragen nach Auffassung Olsens die Autobauer: "Die wollen uns lieber Benziner und Diesel anstelle von Elektroautos verkaufen und deshalb produzieren sie weniger", meint er. Die Autobranche trage dazu bei, dass die Umstellung auf grüne Energie mit E-Autos verlangsamt werde.

Bei Møller bil, der Hauptvertretung für VW und Audi in Norwegen, sieht man die Lage nicht ganz so dramatisch. "Im letzten Jahr hat es Lieferprobleme gegeben", räumt Sprecherin Anita Svanes ein. Doch die Wartezeiten hätten sich inzwischen normalisiert. Auch BMW versichert, neue Wagen würden nach zwei bis drei Monaten geliefert.

Tatsächlich hatte VW 2018 zwischenzeitlich mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen und fuhr die E-Golf-Produktion in Wolfsburg und Dresden auf täglich 200 Autos hoch. Die Produktion noch weiter zu steigern, wäre nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aber ein Problem: Demnach ist jeder E-Golf noch ein Verlustgeschäft, wollte man mehr bauen, müssten mehr Batteriezellen eingekauft werden. Dafür aber würden die Lieferanten noch mehr kassieren als bisher schon. VW widersprach dieser Einschätzung. Nach Angaben des Unternehmens ginge ein weiteres Hochfahren der Produktion zu Lasten anderer Modelle.

ID-Modellfamilie startet erst Ende 2019

Vor allem setzen die Wolfsburger auf die vollelektrische ID-Modellfamilie: Ende 2019 beginnt die Produktion in großem Stil in Zwickau. VW-Chef Herbert Diess warb unlängst gar dafür, dass die Branche sich auf batteriebetriebene E-Autos konzentrieren solle - anstelle anderer Varianten mit Brennstoffzelle oder synthetischen Kraftstoffen. Er setzt alles auf eine Karte: "Wir müssen uns fokussieren. Technologieoffenheit ist jetzt die falsche Parole."

Das aber dürfte Jobs kosten: Diess geht davon aus, dass beim Zusammenbau der E-Autos im Vergleich mit Verbrennern ein Drittel weniger Arbeit anfällt. Der bei der Kernmarke VW Pkw fürs Tagesgeschäft zuständige Manager Ralf Brandstätter kündigte jüngst an, dass in den nächsten fünf Jahren zusätzlich 5.000 bis 7.000 Stellen wegfallen. Damit soll finanzieller Spielraum gewonnen werden, um zusätzliches Geld in Zukunftstechnologien stecken zu können.

Und die Norweger? Die sind unzufrieden: "Für die deutschen Autobauer ist das «Elbil» immer noch der typische Zweitwagen oder das Stadtauto, mit dem man zum Einkaufen fährt", meint Haugneland. Doch in Skandinavien gehe die Entwicklung in eine andere Richtung, die naturverbundenen Norweger wollten einen Allradantrieb mit großer Reichweite - und eine Anhängerkupplung. "Ich empfehle den deutschen Autobauern, die Entwicklung in Norwegen genau zu beobachten. Wir sind der ideale Testmarkt, der zeigt, wo es hingeht", betont er. (dpa)

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KOMMENTARE


Frank Fehling

01.04.2019 - 18:42 Uhr

Die Deutschen Hersteller verschlafen den Markt mit E-Autos. Und die anderen freut es. Warnung an Deutschland nicht schlafen, sondern schnell aufwachen, oder wollt Ihr anderen den Markt überlassen?


Stefan Holzinger

01.04.2019 - 19:31 Uhr

Norwegen der viel gepriesene Umweltheld hat sein Geld mit dreckigem Öl verdient was sie uns dummen Resteuropäern verkauft haben und durch geschickte Verträge mit der EU profitieren die dortigen Gutmenschen von allen Vorteilen der EU haben aber keine EU Lasten zu tragen..Wenn Sie dieses Land als Vorbildlichg bezeichen ist das sehr heuchlerisch .Norwegen sorgt meit seiner tiefroten Steuerpolitik dafür dass alle E Autos fahren da ein Benziner oder Diesel nicht bezahlbar sind. Dieser Artikel könnte von einem Kreuzberger Lokalpatrioten stammen. selbst unkündbarer Staatsdiener und die dummen müssen es ausbaden. Norwegen sollte den Ölexüort stoppen und die Umverteilung der europäischen Flüchtlinge mittragen und auch die armen südstaaten der EU mittragen dann dürfen sie sich den Umweltengel umhängen-aber das wird nie geschehn


Benjamin Dürr

02.04.2019 - 08:36 Uhr

Ich verkaufe Kias. Das Problem mit der Lieferzeit hängt meines Erachtens nicht unbedingt (zumindest bei KIa) am Autobauer. Kia hat diese Fahrzeuge. Sie sind fertig entwickelt und in der Produktion. Es gibt keinen Grund die Fahrzeuge nicht zu liefern, denn Sie müssen die nicht unerheblichen Entwicklungskosten wieder reinholen. Das Problem liegt eher an der Verfügbarkeit von Akkus. Momentan bauen viele Hersteller Elektro- bzw. Hybridantriebe. Es gibt aber verhältnismäßig wenige Hersteller von Akkus. Die Akkus sind meiner Ansicht nach der Engpass.Aber schön, dass Norwegen schon weiter ist. Es kann also funktionieren. Und mit E-Autos lässt sich AUCH Geld verdienen.


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