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"Hochgradig peinlich": Forscher streiten über Klimabilanz von E-Autos

22.06.2021 11:21 Uhr | Lesezeit: 3 min
VW Passat GTE; Plug-in-Hybrid; PHEV; Elektromobilität; Laden; Ladesäule; Strom tanken
© Foto: Volkswagen AG

Professor Thomas Koch vom KIT hat zusammen mit Kollegen der EU-Kommission einen grundlegenden Rechenfehler bei der CO2-Bilanz vorgeworfen. Das sorgt für Kritik von anderen Wissenschaftlern.

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Unter Wissenschaftlern ist eine Debatte über die CO2-Bilanz von Elektroautos entbrannt. Professor Thomas Koch vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hatte zusammen mit Kollegen der EU-Kommission in einem offenen Brief einen grundlegenden Rechenfehler vorgeworfen. Professor Christian Rehtanz von der TU Dortmund kritisierte dies am Dienstag: "Der Brief ist hochgradig peinlich. Es ist ein wissenschaftlich verbrämtes Lobbyistensschreiben, welches krampfhaft versucht, die Kolbenmaschinen (Lehrstuhldenomination von Prof. Koch des KIT) zu retten."

Professor Martin Wietschel vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung schrieb in einem Beitrag für das Science Media Center, Koch stelle die Frage, ob für den von E-Autos verbrauchten Strom der CO2-Ausstoß des Strommix insgesamt anzusetzen sei oder aber der CO2-Ausstoß des Grenzstrommix, also zusätzlich nötigen Stroms. Es "gibt Argumente für beide Positionen". Wissenschaftlicher Standard sei aber die Verwendung der Durchschnittsemissionen. Denn Grenzstromemissionen ließen sich nicht klar zuordnen. Zudem könnten E-Autos künftig als flexible Speicher für überschüssige Wind- und Sonnenenergie dienen.

Koch und andere Wissenschaftler hatten kritisiert, die CO2-Emissionen durch elektrische Verbraucher würden durch einen vereinfachten Mittelwertansatz viel zu niedrig berechnet. Patrick Jochem vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt schrieb: "Der Artikel greift einen validen Punkt auf", greife aber an einer Stelle zu kurz. Denn E-Autos könnten die Energiewende in der Stromerzeugung beschleunigen und zu negativen marginalen Emissionen führen, "insbesondere, wenn man die E-Pkw als mobile Speicher" in das Energiesystem integriere.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) forderte, die Menschen müssten ihre E-Autos mit Ökostrom laden können. "Der Appell der Wissenschaftler an die EU-Kommission macht einmal mehr deutlich, wie dringlich der schnelle Ausbau der erneuerbaren Energien ist." (dpa)

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KOMMENTARE


Hannes Antes

22.06.2021 - 21:30 Uhr

Ich kann jedem Befürworter der E Mobilität nur eine Frage stellen: Haben sie die letzten 10 Jahre geschlafen? Warum? In den letzten 10 Jahren wurde umgestellt auf Energiesparlampen, dann auf LED, der Fön bläst nurmehr lauwarm und der Staubsauger saugt nicht mehr. Warum? Weil der Stromverbrauch gesenkt werden muss und der Strom das Schmutzigste an Energie was es gibt. Liebe Leute, lasst euch nicht verarschen!


Cornel P. Sels

23.06.2021 - 11:02 Uhr

In Deutschland wird nach Abschaltung der Atomkraftwerke und Kohlekraftwerke definitiv eine Versorgungslücke entstehen, die von unseren Nachbarländern im Verbund geschlossen wird. Da wird natürlich nicht immer grüner Strom sondern auch Atom und Kohlestrom fließen um die ''sauberen'' E- Fahrzeuge zu laden. Hinzu kommt ein stark ansteigender Strombedarf durch Umrüstung bei den Heizungen auf Wärmepumpen. E-Mobile werden also indirekt nicht mit zero Emissionen über unsere Straßen fahren. Speziell die großen und schweren Fahrzeuge werden bei den enormen Strombedarf beim Schnellladen das Netz ordentlich belasten. Das sind Tatsachen die die schmutzigen Energien noch leider auf absehbare Zeit unverzichtbar machen werden. Die Industrie spürt schon heute den häufiger werdenden Millisekunden Stromausfall.


Josef Schwab

23.06.2021 - 14:33 Uhr

Ob die Energiebilanz von Elektroautos so positiv ist, erscheint mir nach wie vor zweifelhaft. Bei der Herstellung ist viel CO2 nötig. Der meiste Stom für den laufenden Betrieb ist ohnehin nicht immer Umwelt- bzw. CO2 neutral. Mit Atom- oder Kohlestrom sollten die Fahrzeuge ja auch nicht geladen werden. Die Lademöglichkeiten sind derzeit mehr als mangelhaft. Ich halte die wissenschaftlichen Studien, die die Energiebilanz anzweifeln auf jeden Fall für seriös.und überdenkenswert. Politiker vor allem die Grünen machen hier wieder einen vollkommen unbegründeten Hype daraus.


Valik

25.06.2021 - 09:33 Uhr

Was bitte ist daran peinlich, dass Wissenschaftler unterschiedliche Positionen einnehmen? Das haben wir doch in jüngster Zeit andauernd erlebt. Und ganz sicher ist es richtig, den Hype um die E-Mobilität genau zu hinterfragen und zu prüfen, ob das unter dem Strich wirklich so "emissionsfrei" oder klimaneutral ist.


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