Zwei Jahre nach der Übernahme durch den Peugeot-Hersteller PSA geht es bei Opel bergauf. "Unser Comeback ist gut gelungen. Wir wachsen profitabel und nachhaltig", erklärte Opel-Chef Michael Lohscheller am Mittwoch in Rüsselsheim. Opel trug im ersten Halbjahr mit rund 700 Millionen Euro zum Betriebsergebnis des PSA-Konzerns bei, das war gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Plus von 40 Prozent.
Aus der Gewinnzahl sind neben Zinsen und Steuern die Einmalkosten beispielsweise für Abfindungen an ausscheidende Mitarbeiter herausgerechnet. Opel sei auch nach Abzug der Aufwendungen für den Unternehmensumbau hoch profitabel, betonte Lohscheller.
PSA mit den Traditionsmarken Peugeot und Citroën hatte Opel im August 2017 vom US-Autobauer General Motors (GM) übernommen und dann mit harter Hand eine Sanierung eingeleitet. Opel fuhr unter GM jahrelang Verluste ein. PSA-Konzernchef Carlos Tavares sagte bei der Vorlage der Halbjahreszahlen in Rueil-Malmaison bei Paris, Opel sei rentabler geworden, auch dank intensiver Verhandlungen mit den Gewerkschaften. Gerade in Deutschland hatte es Widerstand gegeben, beispielsweise beim Teilverkauf des Rüsselsheimer Entwicklungszentrums an den Ingenieurs-Dienstleister Segula.
Lohscheller rechnet für Ende August damit, dass größere Teile des Entwicklungszentrums an Segula übergehen. Die betroffenen Mitarbeiter seien bereits darüber informiert, dass sie das Unternehmen wechseln sollen.
Opel soll nach Russland zurückkehren
Tavares kündigte für Opel eine Exportoffensive an, so solle die Marke noch im laufenden Jahr nach Russland zurückkehren. Opel hatte sich unter GM 2015 dort wegen einer Absatzkrise zurückgezogen. Mit den Investitionen sei man im Plan, ergänzte Lohscheller. Im Werk Eisenach soll Ende August die Produktion des Stadtgeländewagens Grandland X anlaufen, während es für die geplante Batterieproduktion noch keine Entscheidung zu den beantragten deutsch-französischen Fördergeldern gebe.
"Falls wir keine Zusage der Europäischen Union haben, ist das nicht gültig", warnte Tavares mit Blick auf die Batteriefertigung. Er lobte den Vorstoß der Regierungen in Berlin und Paris, wies aber gleichzeitig auf hohe Investitionen und Risiken hin. "Das ist ein schwieriges Thema."
Die Wirtschaftsminister Deutschlands und Frankreichs, Peter Altmaier (CDU) und Bruno Le Maire, hatten im Mai angekündigt, dass PSA, die Tochter Opel und der französische Batteriehersteller Saft in einem deutsch-französischen Konsortium für die Batteriefertigung mitziehen. Altmaier hatte damals die Hoffnung geäußert, dass die Produktion 2022 beginnen könnte. Le Maire sagte im Mai, die für den fairen Wettbewerb in der Union zuständige Brüsseler EU-Kommission habe erlaubt, dass die Fertigung mit bis zu 1,2 Milliarden Euro öffentlichen Geldern gefördert werden könnte.
Verlustabbau durch Jobabbau
Seit der Übernahme durch PSA im August 2017 hat Opel in seinen deutschen Werken jeden dritten der einst 19.300 Jobs abgebaut, dabei aber auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet. Knapp 6.200 Beschäftigte wählten die Abfindungen oder Ruhestandsregelungen, einige hundert sollen noch zu Segula wechseln. "Opel hat durch ein rigoroses Jobabbau-Programm seine Verluste abgebaut", erklärte Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer. Er hegt allerdings Zweifel, ob Opel am Markt tatsächlich höhere Preise durchsetze. Dagegen sprächen die nach wie vor hohen Quoten an Eigenzulassungen und häufige Verkäufe an Mietwagenfirmen.
Der Konzernumsatz von PSA sank im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,7 Prozent auf 38,3 Milliarden Euro. Der Nettogewinn stieg hingegen auf 2,05 Milliarden Euro, das waren 335 Millionen Euro mehr als zuvor. Finanzvorstand Philippe de Rovira sagte, dass Einzelergebnisse von Opel und der britischen Schwestermarke Vauxhall in den Mitteilungen des Konzerns nicht mehr einzeln ausgewiesen werden, da die Gruppe zusammenwachse. (dpa)