Der von einem chinesischen Milliardär finanzierte Elektroauto-Entwickler Faraday Future will in zwei Jahren sein erstes Serienfahrzeug auf die Straße bringen. "Wir wissen bereits, wie es aussehen wird, gerade werden Prototypen gebaut – und auch die Maschinen, mit denen wir es in zwei Jahren produzieren wollen", sagte Top-Manager Nick Sampson der Deutschen Presse-Agentur auf der Technik-Messe CES in Las Vegas. Einen Hinweis auf eine künftige Limousine versteckte der Branchennewcomer in einem Promotion-Video (wir berichteten).
Vor der CES hatte Faraday Future angekündigt, eine Milliarde Dollar in eine Fabrik in den USA investieren zu wollen und bekam so viel Medienaufmerksamkeit. In Las Vegas wurde dann der Prototyp "FFZero1" präsentiert – ein realitätsferner Supersportwagen mit einer Leistung von 1.000 PS, der nicht in Bewegung zu sehen war. Das brachte bei Branchenbeobachtern die Frage auf, ob Faraday Future nicht zu früh mit Vorschusslorbeeren als Herausforderer für den Elektro-Pionier Tesla bedacht worden sei.
"Mit dem FFZero1 wollen wir demonstrieren: Auch so etwas Ungewöhnliches kann damit gebaut werden", verteidigte Sampson die Entscheidung. "Wir hätten auch einen Pickup-Truck zeigen können – aber was zieht wohl mehr Aufmerksamkeit an?"
Faraday Future verweist auf ein Team mit Erfahrung sowohl in der klassischen Autoindustrie als auch mit Elektroautos. So war Sampson zuvor bei Jaguar, dem Sportwagenbauer Lotus und Tesla. Chefdesigner Richard Kim arbeitete unter anderem bei BMW an den strombetriebenen Modellen i3 und i8.
Differenzierung von klassischen Autobauern
Mit Hilfe eines Baukasten-Systems wolle Faraday Future schnell eine Auswahl aus mehreren verschiedenen Fahrzeugen im Angebot haben, sagte Sampson. "Wir wollen nicht ein Modell auf den Markt bringen und dann fünf Jahre später das nächste." Dabei werde sich die Firma nur auf die Elemente konzentrieren, mit denen sie sich von klassischen Autobauern abhebe. Dass sich der Marktstart des neuen Tesla-SUVs Model X wegen Problemen bei speziellen Flügel-Türen und Sitzen verzögert habe, sehe er als warnendes Beispiel.
Hinter Faraday Future steht der chinesische Milliardär Jia Yueting. Er ist Gründer des Online-Videodienstes Leshi Television, kurz LeTV, der auch als "Netflix Chinas" bezeichnet wird. Sein Kerngeschäft als Geldquelle auch für Faraday Future ist vorerst sicher: Netflix gab auf der CES zwar den Start in 130 neuen Ländern bekannt, musste China aber aussparen, weil es noch keine Einigung mit den Behörden gibt. (dpa)