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Elektro-Transporter: Post will Streetscooter-Produktion einstellen

28.02.2020 09:30 Uhr
Die Deutsche Post prüfte schon länger den Verkauf ihrer Tochter Streetscooter.
© Foto: picture alliance / Oliver Berg/dpa

Streetscooter wurde einst als Vorzeigeprojekt der E-Mobilität gefeiert. Nun sollen bereits 2020 die letzten Fahrzeuge vom Band laufen.

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Die Deutsche Post wird die Produktion ihrer Streetscooter-Elektrotransporter noch im Laufe des Jahres 2020 komplett einstellen. "Wir haben zum jetzigen Zeitpunkt gesagt: Wir können nicht mehr warten. Wir müssen eine Entscheidung treffen", sagte Konzernchef Frank Appel am Freitag in einer Telefonkonferenz. Im vergangenen Jahr habe der Streetscooter rund 100 Millionen Euro Verluste gemacht. "Das ist die logische Konsequenz", begründete Appel den Schritt.

Über lange Zeit hatte die Post versucht, einen Käufer zu finden. "Wir haben immer gesagt, dass wir kein Autohersteller sein wollen", sagte Appel. Neubestellungen soll es nun keine mehr geben. Die Auslieferung von Fahrzeugen werde sich noch bis ins nächste Jahr ziehen. Die letzten neu produzierten Fahrzeuge sind nur noch für den eigenen Bestand. Über bestehende Lieferverträge wolle man mit den Kunden "Gespräche in Bezug auf die Vertragserfüllung" führen. Kürzlich hatte Amazon der Post 40 Elektrotransporter abgekauft. In Zukunft soll der Streetscooter dann zur reinen Bestandsflotte umgebaut werden. Trotzdem wolle die Post ihre Flotte wie angekündigt weiterhin auf E-Antriebe umstellen.

Der Vorstand rechnet für 2020 mit einmaligen Aufwendungen von 300 bis 400 Millionen Euro. Was die Nachricht für die Streetscooter-Mitarbeiter bedeutet und wie viele es davon zurzeit überhaupt gibt, wollte der Konzernchef am Freitag nicht kommentieren. Gleiches gilt für die Produktionsstätten in Aachen und Düren.

"Das war abzusehen, dass das Ding nicht tragfähig ist", sagte Automobil-Experte Ferdinand Dudenhöffer der Deutschen Presse-Agentur. Mit Blick auf das Aachener Elektroauto-Start-up eGo fügte er hinzu: "Das wird den Investoren von eGo große Angst einjagen." NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart bedauerte die Entscheidung hingegen: "Wir haben Streetscooter immer als ein NRW-Unternehmen gesehen, das mit innovativen Ideen gezeigt hat, dass Elektromobilität ein Zukunftsmarkt ist", sagte er am Freitag. Die Landesregierung wolle den Prozess im Interesse der Beschäftigen eng begleiten.

Noch im Februar hatte es einen überraschenden Führungswechsel bei Streetscooter gegeben: CEO Jörg Sommer verließ mit sofortiger Wirkung das Unternehmen. Markus Dörr, zuvor COO von Streetscooter, übernahm den Posten. Als Grund für den personellen Wechsel wurden unterschiedliche Auffassungen zur zukünftigen Ausrichtung von Streetscooter genannt.

Im letzten Oktober noch neue Fahrzeuggeneration vorgestellt

Ende August des vergangenen Jahres feierte das Unternehmen die Auslieferung des 10.000sten E-Lieferwagens. Im September wurden Pläne bekannt, wonach die Post-Tochter zusammen mit dem chinesischen Automobilhersteller Chery Holding einen angepassten elektrischen Lieferwagen speziell für China und möglicherweise weitere Länder bauen wolle. Im Oktober wiederum stellte Streetscooter noch die neue Generation seiner Elektrotransporter "Work" und "Work L" vor. Sie soll sich durch eine höhere Zuladung und Ladeleistung sowie eine umfangreichere Serienausstattung auszeichnen. 

Streetscooter war im Jahr 2010 von Professoren der Aachener Universität RWTH gegründet worden. 2014 kaufte die Post das Unternehmen, um ihre Flotte klimaschonender machen. Anfangs war das medial ein Coup – der Schritt hin zur Herstellung eigener Stromer wurde als Beleg gewertet, dass klassische Autobauer beim Elektrothema nicht aus den Puschen kamen. 2017 wurde neben Aachen ein zweites Werk in Düren gebaut, damit stiegen die Produktionskapazitäten pro Jahr auf bis zu 20.000 Fahrzeuge. Seit Herbst 2018 wird zusammen mit Ford auch ein größeres Modell produziert. (dpa/ah)


Streetscooter "Work" (2020)

Streetscooter "Work" (2020) Bildergalerie

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KOMMENTARE


ExVerkäufer

28.02.2020 - 16:30 Uhr

Vor Jahren blind bejubelt wie so vieles im Start-up Deutschland. Nun Millionen versenkt. Dachten die etwa, das Know-how der zum Teil hundert Jahre alten Automobilunternehmen in Deutschland über Nacht zu toppen?


Sascha Schmitz

28.02.2020 - 18:02 Uhr

Grauenhaftes Auto, überhaupt nicht alltagstauglich. Es wurde einfach über die Presse gepusht, genau wie E.Go. Auch dieses Unternehmen verschwindet halt.


Postbote

29.02.2020 - 08:32 Uhr

Na ganz toll. Die Post ist nicht in der Lage, einen Plan stringent durchzuziehen. Bereits jetzt ist die Flotte komplett durchmischt, was zu Streitigkeiten um Autos und Bezirke führt. Man könnte sich einfach darauf fokussieren, nur für den eigenen Bedarf zu produzieren und die Flotte komplett zu ersetzen, aber das ist ja anscheinend zu einfach.


Brancheninsider

02.03.2020 - 07:43 Uhr

@Ex-Verkäufer: Das hat niemand erwartet aber da die deutschen Hersteller ja viele Jahre im Dornröschen Schlaf lagen und sich auf ihren uralten Lorbeeren ausruhen, waren eben andere nötig die mal etwas Schwung in den Markt bringen. Das es nicht einfach wird war klar.Aber das Beispiel Tesla zeigt ganz klar, dass auch andere mitspielen können. Und ein gutes hatte das ganze - die deutschen Hersteller fangen so langsam an sich auch mal die Mühe zu machen und in Elektromobilität zu investieren.


Kai Glaube

02.03.2020 - 15:59 Uhr

Wird Zeit, dass Herr Dudenhöfer in Rente geht. Heute sagt er: "Das war abzusehen, dass das Ding nicht tragfähig ist", Im Manager-Magazin 04/17 meinte er: Ein Logistik-Konzern, der unter die Autobauer und Autoverkäufer geht - eine abwegige Idee? Für Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen offenbar nicht. Die Post erschließe sich mit dem "Streetscooter" ein interessantes Marktsegment bei anderen Lieferfirmen oder Handwerkern. Die Chancen für das Auto könnten sich rapide erhöhen, weil immer mehr Städte ein Fahrverbot für Diesel-Fahrzeuge prüften, so der Experte.


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