Von Hanne Lübbehüsen, SP-X
Die ehemalige Branchenmetropole Detroit mag in der Krise stecken, auf der dort ausgetragenen North American Auto Show (NAIAS) ist die Welt aber noch in Ordnung. Denn Amerikas Autokäufer schlagen kräftig zu, getragen wird das Plus von den beliebten Pick-ups und SUV. Autohersteller aus der ganzen Welt legen deshalb auf der wichtigsten US-Automesse ihren Fokus auf PS-starke Hochbeiner. Aber auch andere Leistungsträger werden hier vorgestellt.
Cadillac etwa präsentiert den 477 kW / 649 PS starken BMW-M5-Konkurrenten CTS-V, bei Ford könnte ein Nachfolger des Supersportlers GT40 oder zumindest ein weiteres leistungsstarkes Mustang-Derivat auf die Bühne rollen und Toyota, in den USA dank seiner lokalen Werke längst so etwas wie ein "domestic manufacturer", dürften den Monster-Pick-up Tacoma im Gepäck haben. In eine ähnliche Kerbe schlägt Nissan mit dem für europäische Verhältnisse ebenfalls gigantischen Titan. Generell versprechen Pick-ups wieder ein gutes Geschäft – den niedrigen Spritpreisen sei Dank.
Die deutschen Hersteller wollen da nicht hintan stehen. Statt wie zuletzt vor allem kleinere und günstigere Fahrzeuge fahren sie in diesem Jahr ebenfalls ihre großen Modelle vor. Audi beispielsweise präsentiert die zweite Generation des Q7 in Detroit. Das Dickschiff will eigentlich keines mehr sein, hat sich der Ingolstädter doch etwas verkleinert und vor allem deutlich – 325 Kilo - abgespeckt. Das aktuelle Audi-Cockpit sowie diverse Assistenzsysteme bringen das größte Modell der Q-Familie auf den allerneusten Stand, so dass der Q7 für den Wettbewerb mit dem 2013 aktualisierten BMW X5 und dem für 2015 angekündigten Mercedes GLE gewappnet ist.
Im ähnlichen Kundenkreis fischt der neue Volvo XC90, der in Nordamerika als besonders schnittige R-Design-Variante debütiert. Das Oberklasse-SUV ist extra gut ausgestattet, unter anderem mit dem neuen, tabletartigen Touchscreen im Cockpit, und äußerlich sportlich überarbeitet. Mit dem neuen blauen Mattlack dürfte der Schwede im Januar ein Hingucker werden.
Das ist auch vom VW-Konzept zu erwarten: Die Wolfsburger stellen eine SUV-Studie mit Plug-in-Hybridtechnik vor. Dabei könnte es sich um eine Weiterentwicklung des Cross Blue handeln, ein Mittelklasse-SUV-Konzept, das 2013 in Detroit als Familienauto für US-Kunden präsentiert wurde.
GLE Coupé drängt in die Nische
Bevor die nächste Generation der M-Klasse, die nach der neuen Nomenklatur GLE heißt, die Weltbühne betritt, zeigen die Stuttgarter in Nordamerika zunächst ihr Derivat: Das GLE Coupé drängt in die Nische der großen SUV-Coupé, die des BMW X6. Mercedes will sein neues Oberklasse-Fahrzeug als Sportcoupé verstanden wissen, in dem man lediglich erhabener sitzt und einen besseren Überblick hat. Dafür hat das SUV die dynamische Heckpartie mit den schmalen Leuchten vom schnittigen S-Klasse Coupé geerbt.
Zu sehen gibt es wohl auch das Sportmodell GLE 450 AMG mit 270 kW / 367 PS, das die Lücke zwischen sportlicher Optik mit dem AMG-Paket und den Hardcore-AMG-Renner schließt. Daneben bringen die Stuttgarter weitere Hochleistungsmodelle mit, wie den Mercedes CLA Shooting Brake 45 AMG.
Emotionale und sportliche Kost
Aber auch die japanischen Hersteller bringen emotionale und sportliche Kost nach Amerika: Honda lässt den schnellen Klassiker NSX als Hybrid auferstehen. Die Serienversion des japanischen Supersportlers debütiert unter dem amerikanischen Label Acura. Zwei Elektromotoren und ein Verbrenner, wohl ein doppelt aufgeladener V6-Mittelmotor, sorgen für den Vortrieb. Lexus hat weitere hochmotorisierte Konkurrenz für Audi, BMW und Mercedes angekündigt. Bei der Hochleistungs-Variante des GS kommt ein Saugmotor mit fünf Litern Hubraum und 348 kW / 473 PS zum Einsatz.
Daneben debütieren auch kleine Krawallmacher in Detroit: So zum Beispiel der Mini John Cooper Works. Die kräftigste Version seines Kleinwagens glänzt mit dem stärksten, jemals in einem Mini-Serienmodell eingesetzten Motor. Der 2,0-Liter-Vierzylinder leistet 170 kW / 230 PS. Ebenso dürfte auch die Neuauflage des Ford Focus RS in Detroit stehen, schließlich soll der extreme Kompakte künftig global verkauft werden. Der 2,3-Liter-Vierzylinder aus dem neuen Ford Mustang mit mehr als 300 PS dürfte für vehementen Vortrieb sorgen.
Bei so viel Verbrenner-Volumen noch was fürs grüne Gewissen: die Neuauflage des Chevrolet Volt. Das Elektrofahrzeug soll dem Chevy-Designchef zufolge eine "subtile Verbindung" zur Chevrolet Corvette haben – man darf gespannt sein.
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