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Daimler: "Mehr Elektroautos nicht so gut für die Bilanz"

05.04.2018 16:50 Uhr
Daimler-Chef Zetsche kündigt den Aktionären schon einmal an, was die Investitionen in die Elektromobilität für sie bedeuten werden.
© Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Daimler kann vor seinen Aktionären mit Rekordzahlen glänzen. Doch bei der Hauptversammlung in Berlin wollen die Anteilseigner lieber über die Zukunft reden - und so mancher hat Zweifel am Kurs des Autobauers.

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Auch die jüngsten Rekordzahlen bei Daimler können die Zukunftssorgen vieler Aktionäre des Autobauers nicht vertreiben. Diesel-Skandal, Kartell-Vorwürfe, geplanter Konzernumbau und die Herausforderungen der Elektromobilität - stundenlang mussten Vorstand und Aufsichtsrat bei der Hauptversammlung am Donnerstag in Berlin Fragen der Anteilseigner zu den Dauerbrennern der vergangenen Monate beantworten. Die Aktionäre fürchten unter anderem hohe Strafzahlungen im Zusammenhang mit dem Diesel-Abgasskandal sowie für den Fall, dass Daimler die in Zukunft geltenden CO2-Ziele der Europäischen Union für Mercedes-Benz-Fahrzeuge nicht einhalten kann.

Viel Redebedarf hatten die Aktionäre auch zum Einstieg des Gründers des chinesischen Autokonzerns Geely, Li Shufu, bei Daimler. Der Milliardär hatte Anfang Februar knapp zehn Prozent der Anteile gekauft und war damit auf einen Schlag größter Einzelaktionär geworden. Etliche Nachfragen brachten aber kaum Neues zu den Folgen dieses Einstiegs ans Licht. Vorstandschef Dieter Zetsche und sein Finanzvorstand Bodo Uebber trugen wiederholt eine vorbereitete Sprachregelung dazu vor, wonach sie Li in erster Linie als Aktionär betrachten.

Zetsche hatte gleich in seinem Eingangsstatement betont, dass man Optionen für eine Zusammenarbeit ausloten werde. "Wir sind in China offen für alles, was im Einklang mit den Interessen unseres langjährigen Partners BAIC steht", betonte er. Auswirkungen auf den angedachten Konzernumbau habe der Einstieg Lis nicht, ergänzte Uebber. Einige Finanzanalysten und Aktionärsvertreter sehen das durchaus anders.

Sorge um Aktienkurs

Viel Kritik gab es auch an der unterdurchschnittlichen Entwicklung des Aktienkurses. "Es liegt ein Schleier auf den Automobilwerten und auch über unserer Daimler AG", sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler. Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment verwies auf Sorgen am Kapitalmarkt, dass es angesichts der Bestwerte bei Absatz, Umsatz und Gewinn im vergangenen Jahr nicht mehr besser werden könne und nach den fetten auch wieder magere Jahre kämen.

Vor allem vom Wachstum in China getrieben, hatte Daimler 2017 so viele Fahrzeuge wie noch nie verkauft - was letztlich auch zu Bestwerten in der Bilanz führte. Bei einem Umsatz von 164,3 Milliarden Euro (plus sieben Prozent) machte der Dax-Konzern einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von 14,7 Milliarden Euro - 14 Prozent mehr als im Jahr davor. Beim Gewinn, der unterm Strich auf die Aktionäre entfällt, fiel das Plus noch weitaus deutlicher aus. 10,5 Milliarden Euro bedeuten einen Zuwachs um 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Was die rechtlichen Risiken angeht, hielten sich Vorstandschef Dieter Zetsche und auch Finanzvorstand Bodo Uebber ebenfalls weitgehend zurück. Dafür warnte Zetsche die Aktionäre schon einmal vorsichtig vor den Folgen, die die massiven Investitionen in die Elektromobilität auf die Bilanz der kommenden Jahre haben könnten. "Mehr Elektroautos sind gut für die CO2-Bilanz. Aber nicht so gut für unsere Konzern-Bilanz - jedenfalls vorübergehend", sagte Zetsche. Der Wandel hin zu einer emissionsfreien Mobilität sei eine betriebswirtschaftliche Herausforderung. "Deshalb geben wir beim Thema Effizienz keinen Deut nach", sagte Zetsche.

Bis 2022 in jedem Segment eine E-Variante

Daimler will das erste vollelektrische Auto der Marke EQ von 2019 an produzieren, neun weitere Modelle sollen folgen. Zudem soll es bis 2022 in jedem Mercedes-Segment eine elektrifizierte Variante geben.

Um die Investitionen stemmen zu können, hatte Zetsche in der Pkw-Sparte Mercedes-Benz im vergangenen September bereits ein neues Sparprogramm aufgelegt, das über die kommenden Jahre einen Spielraum von zusätzlichen vier Milliarden Euro liefern soll. Unter anderem sollen Produkte schneller auf den Markt gebracht werden, bei den Material- und Produktionskosten wollen die Stuttgarter effizienter werden.

Am Donnerstag betonte Zetsche erneut auch die Bedeutung des Diesels für die Senkung des Kohlendioxid-Ausstoßes. "Ohne jeden Zweifel: Wir Automobilhersteller stehen in der Verantwortung, wenn es darum geht, individuelle Mobilität, Klimaschutz und Luftreinhaltung in Einklang zu bringen", sagte er. Fahrverbote lehnte er explizit ab, zudem sprach er sich indirekt auch gegen die inzwischen von vielen geforderte Hardwarenachrüstung von Diesel-Autos aus: Daimler befürworte, "was technisch sinnvoll und finanziell verantwortbar" sei. "Hierfür sind die angekündigten Software-Updates für über drei Millionen Fahrzeuge eine wirksame und vergleichsweise schnelle Lösung."

Von den Möglichkeiten des autonomen Fahrens zeigte sich Zetsche weiterhin überzeugt. In den vergangenen Wochen waren in den USA bei Unfällen mit einem Roboterwagen des Fahrdienstvermittlers Uber sowie bei einem Tesla-Auto mit eingeschaltetem Autopiloten zwei Menschen ums Leben gekommen. "Wir wollen die Sicherheit auf den Straßen weiter verbessern", sagte Zetsche. "Genau deshalb treiben wir das autonome Fahren voran. Es wird die Zahl der Unfälle signifikant verringern." (dpa)

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