Von Ulf Böhringer/sp-x
Das letzte Mai-Wochenende ist den Fans automobiler Raritäten heilig: Es wird für den seit 1929 bestehenden Consorso d'Eleganza Villa d'Este benötigt, deshalb ist für nichts anderes Platz in Kalender. BMW pflegt den Nimbus, in den Parks der herrschaftlichen Villa d'Este und der Villa Erba eine Schau der schönsten, seltensten und auch teuersten Automobile der Welt zu veranstalten, mit aller Konsequenz. Dieses Jahr stand die konzerneigene Marke Rolls-Royce im Mittelpunkt, wird sie doch heuer 110 Jahre alt.
Deshalb sollte man freilich nicht glauben, BMW würde sich und die Konzernmarken ungehörig bevorzugen. Nobel, wie die Bayern nun mal sind, halten sie sich vornehm zurück und gönnen es auch Produkten anderer Hersteller, von der Jury mit Pokalen und Preisen dekoriert zu werden.
Petrus meinte es gut mit den Organisatoren der diesjährigen Veranstaltung: Eine kräftige Frühlingssonne strahlte den gesamten Samstag und Sonntag vom Himmel, kein Regentropfen weit und breit und auch kein lästiger kühler Wind wie im Vorjahr. Was am Samstag den geladenen Gästen auf der Terrasse des Grandhotels Villa d'Este einige schöne Stunden verhieß, defilierten doch die 52 in neun Klassen eingeteilten vierrädrigen Pretiosen ohne jegliche Gefahr eines Regengusses geruhsam bei Cappucino, Champagner oder Vino Bianco an ihnen vorbei. Bis 1873 war die als Villa del Garavo in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts für den Kardinal von Como erbaute Renaissance-Villa privat genutzt worden, seither dient sie als Luxushotel.
Während der Concorso-Samstag stets für die geladenen Gäste reserviert ist und sich das gesamte Geschehen auf die Villa d'Este konzentriert, hat am Sonntag dann auch zahlendes Publikum Zutritt. Ab dem frühen Morgen sind die automobilen Pretiosen auf den weiten Parkflächen des nahegelegenen Ausstellungszentrums Villa Erba geparkt, wo alsbald Heerscharen von Besuchern über sie herfallen. Es gibt fast keinen Besucher und auch kaum eine Besucherin, die nicht mittels Smartphone, Tablet oder Kamera ihre Eindrücke konservierten.
Silver Ghost eröffnet Präsentationsreigen
Die Objekte fotografischer Begierde sind wahre Juwelen der Automobilgeschichte. Ferraris sind stets stark vertreten, dieses Jahr wurde Maserati aus Anlass des 100jährigen Bestehens eine Sonderschau gewidmet. Angesichts des Rolls Royce-Jubiläums eröffnete ein britischer Luxuswagen den Präsentationsreigen: Der Silver Ghost von 1908 war zunächst 57 Jahre im Besitz der Ersterwerber-Familie, doch auch die jetzigen Besitzer hegen und pflegen ihn bereits seit 49 Jahren. Ein höchst spezieller Rolls Royce vom Typ Silver Cloud I weist unter der Ladefläche des kombiartigen Hecks eine Staumöglichkeit für vier Jagdgewehre auf. Nicht nur diese beiden Fahrzeuge befinden sich in einem Zustand, der mindestens dem zum Zeitpunkt der Werksauslieferung entspricht.