Nicht nur die Autos müssen klimafreundlicher werden. Auch der CO2-Ausstoß in den Produktionsanlagen und bei sonstigen Unternehmenstätigkeiten der Fahrzeughersteller soll sinken. Die Industrie hat längst mit der Reduktion begonnen – nicht nur aus eigenem Antrieb, sondern auch weil Politik, Investoren und Kundschaft Umweltschutz fordern.
Je nach Fahrleistung und Fahrzeug entstehen 15 bis 20 Prozent der gesamten CO2-Emissionen eines Pkw bei der Produktion, rechnet der ökologisch orientierte Verkehrsclub VCD. Bei einem E-Mobil gehen einige Quellen angesichts der fehlenden Abgase im anschließenden Betrieb von 40 Prozent Anteil und mehr aus. Nachhaltigkeit in Entwicklung, Beschaffung und Produktion ist daher ein wichtiger Hebel zur Verbesserung der gesamten Klimabilanz.
Sportwagenbauer Porsche beispielsweise will bis 2030 über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg bilanziell CO2-neutral sein. Die Umstellung der Fahrzeugpalette auf E-Antrieb ist nur ein Teil des Plans. Ein anderer ist die Verbesserung der Emissions-Bilanz in der Fertigung. An den Standorten Zuffenhausen und Leipzig entstehen Fahrzeuge bereits heute CO2-neutral, auch das Entwicklungszentrum Weissach arbeitet so. Die ausgeglichene Bilanz bei Porsche soll vor allem über eine Reduktion des Klimagas-Ausstoßes erfolgen. Eine Kompensation der Emissionen durch Umweltschutzprojekte ist nur zweite Wahl.
Auch Mercedes wirbt mit der Klimaneutralität. Seit Anfang 2022 sind die komplett eigenen Produktionswerke nach Angaben des Unternehmens weltweit bilanziell CO2‑neutral. Auch, weil rund 45 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in der Produktion mit Strom aus erneuerbaren Quellen gedeckt wird. Auf dem Dach der Elektroauto-Fabrik "Factory 56" befindet beispielsweise befindet sich eine Photovoltaikanlage, die die Halle mit selbst erzeugtem grünem Strom versorgt. Der Großteil des Grünstroms wird allerdings zugekauft. Wo das nicht geht, wird durch Kompensationsprojekte ausgeglichen. Künftig soll das aber möglichst selten nötig sein: "Neue Fabriken in Europa werden schon heute von Anfang an mit einer CO2-neutralen Energieversorgung geplant", erklärt Entwicklungsvorstand Markus Schäfer.
Zunächst aber muss die Branche vor allem auf Kompensation setzen. Häufig geht es dabei um Aufforstungsprojekte in unterschiedlichen Teilen der Welt. Auch wenn diese in den hochglänzenden CO2-Bilanz-Dokumentationen der Konzerne gut klingen: Umweltschützern sind nicht immer glücklich über das Bäume-Pflanzen, sehen die Gefahr von sogenanntem Greenwashing.
So übte beispielsweise Greenpeace bereits 2020 heftige Kritik an den Kompensationsbemühungen von Volkswagen: Das Ausgleichsprojekt auf Borneo beispielsweise erzielt nach Recherchen der NGO keinerlei zusätzliche CO2-Einsparung. Die angenommene Bedrohung für das 150.000 Hektar große Waldgebiet durch die Papierindustrie, die das Projekt abzuwenden vorgibt, entpuppe sich bei näherer Betrachtung allesamt als extrem unwahrscheinlich oder sogar ausgeschlossen, so die Umweltschützer.
Nicht nur die Ausgleichsprojekte der Norddeutschen ernten Kritik: "Klimaschäden lassen sich nicht kompensieren, schon gar nicht durch vermeintlichen Waldschutz", sagt Greenpeace-Verkehrsexperte Benjamin Stephan. Doch die echte CO2-Vermeidung in der Produktion ist ein dickes Brett. So will Volkswagen bis 2030 in seinen weltweiten Werken extern eingekauften Strom nur noch aus erneuerbaren Quellen nutzen. Ein relativ großzügiger Zeithorizont, der zudem noch wichtige Ausnahmen erlaubt. So werden zum einen andere CO2-Quellen wie die Wärmeproduktion außer Acht gelassen, zum anderen der selbst produzierte Strom. Im Stammwerk Wolfsburg etwa stammt der weiterhin aus konventionellen, VW-eigenen Kraftwerken.
Etwas einfacher als die großen Hersteller haben es in Deutschland da Pkw-Importeure wie etwa Mazda. Auf einer 14.000 Quadratmeter großen Dachfläche der Deutschland- und Europazentrale haben die Japaner kürzlich eine Ein-Megawatt-Solaranlage errichtet, die den Standort mit jährlich 500.000 kWh Energie versorgt. Ein dazu passender Batteriespeicher soll folgen. Die rund 400 Angestellten, die meisten davon am Schreibtisch, arbeiten dann zumindest große Teile des Jahres emissionsfrei. Die größere Anstrengung folgt aber noch: Der Gesamtkonzern will bis 2050 die Emissionsfreiheit über die gesamte Lieferkette erreichen. Eigene Photovoltaik-Dächern dürften dafür kaum reichen.