Der Aachener Elektro-Autobauer e.Go hat seine selbst gesteckten Ziele 2019 nicht erreichen können. Man habe im vergangenen Jahr 540 Autos verkauft, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. Angepeilt waren zuletzt 600 Exemplare, ursprünglich war sogar von 1.000 die Rede. "Es ist nicht planmäßig gelaufen, aber wir haben es besser hingekriegt als viele andere", sagte Firmengründer Günther Schuh der dpa. Der Rückschlag hält den Professor für Produktsystematik nicht davon ab, sich für 2020 erneut ambitionierte Ziele zu setzen: 5.100 Autos sollen in diesem Jahr vom Band rollen.
Bei den neu zugelassenen Elektroautos liegt e.Go mit 171 Fahrzeugen weit hinter seinen Konkurrenten, wie aus den 2019er Zahlen des Kraftfahrtbundesamts hervorgeht, die die Uni Duisburg-Essen ausgewertet hat. Von VW, wo man mit dem e-Up einen direkten Wettbewerber zum Modell e.Go Life anbietet, wurden im gleichen Zeitraum dagegen 8.200 Fahrzeuge neu zugelassen.
"Es ist äußerst schwierig, sich langfristig ein stabiles Geschäftsmodell vorzustellen", sagte Automobil-Experte Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen. Das Modell aus Aachen könne sich im Wettbewerb schlecht durchsetzen, da es eine zu geringe Reichweite habe und lange zum Laden brauche.
Der e.Go Life ist als Stadtauto mit einer Reichweite von rund 150 Kilometern konzipiert. Firmengründer Schuh sieht das nicht als Schwäche an – die natürliche Nutzung eines Elektroautos sei "der typische Kurzstreckenverkehr. Der Glaube, dass man die Verbrenner als Hauptfahrzeug durch Elektroautos ersetzen kann, ist absehbar noch nicht der Fall."
Kritiker machen auch diese mangelnde Überzeugung vom Elektroauto verantwortlich dafür, dass es bei e.Go bislang nicht so rund läuft wie erwartet. Für das Geschäftsjahr 2019 rechnet das Start-up laut Bundesanzeiger mit einem Ebit-Verlust zwischen 75 und 90 Millionen Euro. Ebit ist das Ergebnis vor Zinsen und Steuern.
Frisches Kapital aus China?
Um sich weiter über Wasser zu halten, will e.Go nach den Worten Schuhs neues Kapital aufnehmen. Hoffnungen macht man sich unter anderem auf einen neuen Partner aus China, der frisches Geld in das Start-up pumpen soll. Der Status quo: Der Vertrag sei geschlossen, man warte auf eine Überweisung. Bis Ende März läuft außerdem noch ein Darlehen über rund 100 Millionen Euro – dabei muss das Unternehmen auf die Gunst der Investoren hoffen, dieses zu verlängern.
Dudenhöffer hält die Struktur des Start-ups, das an die Aachener Universität angedockt ist, für problematisch. Eine profitable Produktion sei in diesem Rahmen kaum möglich. "Eine Uni ist eine Uni und kein Autobauer, der gegen VW kämpft", meinte er. Schuh zeigt sich trotzdem weiter optimistisch: "Es mangelt nicht an Nachfrage", so sein Fazit. (dpa)