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ZDK-Präsident zu E-Auto-Prämie: "Nicht mal ein Tropfen auf dem heißen Stein"

04.06.2020 13:37 Uhr
ZDK-Präsident zu E-Auto-Prämie: "Nicht mal ein Tropfen auf dem heißen Stein"
Jürgen Karpinski, Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK).
© Foto: ProMotor

ZDK-Präsident Jürgen Karpinski äußert sich enttäuscht über das von der Bundesregierung beschlossene Konjunkturprogramm. Die zusätzliche E-Auto-Förderung sei so gut wie wirkungslos. Und auch die Mehrwertsteuersenkung trage nur bedingt zum Abbau der Lagerbestände bei.

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Der Autohandel sieht das Konjunkturpaket der Koalition sehr kritisch. Man könne dieses "nur mit Unverständnis und Enttäuschung zur Kenntnis nehmen", erklärte ZDK-Präsident Jürgen Karpinski in einer Audiobotschaft (siehe unten). Wirtschaftlich gesehen sei die höhere E-Auto-Prämie "nicht mal ein Tropfen auf dem heißen Stein". Positiv sei nur, dass sich die Hängepartie, ursächlich für eine massive Kaufzurückhaltung, nun erledigt habe.

ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn sagte am Donnerstag, die Senkung der Mehrwertsteuer und damit des Autopreises um ein paar hundert Euro sei kein wesentlicher Kaufanreiz - aber die zeitliche Befristung "schafft uns ein Bürokratiemonster". Denn bis Juli nehme kein Kunde mehr sein Auto ab, und wenn ein im zweiten Halbjahr bestelltes Auto erst im Januar geliefert werde, schaffe das Ärger und Verdruss. Für den Autohandel sei das "welt- und realitätsfremd".

Die Aufstockung der Prämie für Elektro- und Hybridautos helfe dem Handel auch nicht, seine Lagerbestände abzubauen. Im Handel stünden vor allem Benziner und Diesel, die auch den Großteil der Autoproduktion ausmachten. "Das ist konjunkturell eine sehr zweifelhafte Maßnahme", sagte Peckruhn der Deutschen Presse-Agentur. Die Steuerförderung für Dienstwagen bis 60.000 Euro nütze zudem vor allem ausländischen Fabrikaten wie Tesla. Gut sei aber, dass die Hängepartie in Sachen Auto-Kaufprämie jetzt beendet sei und "der Kunde weiß, woran er ist".

"Davon profitieren in erster Linie ausländische Hersteller"

Die Kaufprämie für Elektroautos bringt den deutschen Autobauern auch nach Einschätzung von Branchenexpertin Ellen Enkel eher wenig. "Davon profitieren in erster Linie ausländische Hersteller und nicht die deutsche Wirtschaft", sagte Enkel am Donnerstag. Die Professorin leitet an der Universität Duisburg-Essen den Lehrstuhl für Mobilität. Nur etwa ein Viertel der förderfähigen E-Autos seien deutsche Modelle, rechnete Enkel vor. Die geplante Erhöhung der vom Bund gezahlten Kaufprämie von bisher maximal 3.000 auf 6.000 Euro bringe somit vor allem etwas für die Kleinwagen der Importeure.

"Es geht hier nicht um Marktabschottung", betonte Enkel. "Aber die Förderprämien sind ein Beitrag des deutschen Steuerzahlers zur Stützung der heimischen Wirtschaft. Die anderen europäischen Länder haben bereits eigene Programme zur Förderung ihrer Industrie." Die großen deutschen Hersteller und auch einige Bundesländer hatten sich Kaufprämien für alle Antriebsarten, also auch für moderne Verbrenner gewünscht, konnten sich damit aber nicht durchsetzen.

Zwei Drittel aller neuen Elektroautos würden zudem von Unternehmen gekauft, sagte Enkel. Somit profitierten auch die Bürger kaum von den Prämien, viele würden weiter Verbrenner fahren. Um der deutschen Autoindustrie mit ihren Millionen von Arbeitsplätzen ernsthaft zu helfen, brauche es auch für diese Autos eine Förderung. "Die Absenkung der Mehrwertsteuer hilft da nicht, nur eine entsprechende Förderung könnte den Mehrpreis für einen umweltfreundlichen Verbrenner ausgleichen", sagte Enkel.

"Kfz-Handel kann durchstarten“

Das von der Bundesregierung am Mittwoch beschlossene Konjunkturpaket schafft sowohl für die rund 7.000 bayerischen Kraftfahrzeug-Innungsbetriebe als auch für Kaufinteressenten Planungssicherheit, teilt das Kfz-Gewerbe Bayern mit. "Es ist wichtig, dass die Bundesregierung eine Entscheidung getroffen hat", sagte Albert Vetterl, Präsident und Landesinnungsmeister des bayerischen Kraftfahrzeuggewerbes. "Damit ist die Hängepartie der vergangenen Wochen, die uns von der Politik beschert wurde, endlich vorbei."

Die zuletzt kontrovers geführte politische Debatte um die mögliche Einführung einer Kfz-Prämie hätte Kunden in ihrem Kaufverhalten massiv beeinflusst und den Autohandel im Mai dadurch quasi lahmgelegt. "Jetzt sind für Händler und Käufer endlich die Spielregeln klar. Unsere mittelständischen Kfz-Händler können nach fünf Wochen Lockdown und vier Wochen Prämiendiskussion jetzt durchstarten", erklärte Vetterl. Das Preisniveau sei für Kunden momentan hochattraktiv, weshalb das bayerische Kfz-Gewerbe bereits zu Beginn der Prämiendiskussion ein Anreizprogramm abgelehnt hatte. "Bei unseren Kfz-Innungsbetrieben sind günstige Fahrzeuge, egal ob Neuwagen, junge Gebrauchte oder Tageszulassungen, in großer Zahl sofort verfügbar", sagte Präsident Vetterl. "Wir freuen uns auf unsere Kunden." (ah, dpa)

Hören Sie hier den aktuellen Audio-Kommentar von ZDK-Präsident Jürgen Karpinski zu den Auswirkungen des Konjunkturprogramms!

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KOMMENTARE


Thomas GEIGER

04.06.2020 - 18:49 Uhr

Guten Morgen deutsche Hersteller! Wie lange denn noch? Zeit hatten alle mehr als genug und jetzt wieder Karzenjammer ... E-Auto ... Hybrid... Wasserstoff. SCHLECHTE Performance seit Jahren plus Betrug ...!!!


F:S

04.06.2020 - 21:01 Uhr

Diese Äußerungen zeugen wieder einmal von der Selbstverliebtheit und Ignoranz der deutschen Automobilindustrie. Ich wäre auch dafür, dass das Konjunkturprogramm deutschen Herstellern nutzt. Zitat: "Nur etwa ein Viertel der förderfähigen E-Autos seien deutsche Modelle, rechnete Enkel vor. Die geplante Erhöhung der vom Bund gezahlten Kaufprämie von bisher maximal 3.000 auf 6.000 Euro bringe somit vor allem etwas für die Kleinwagen der Importeure." Wer trägt dafür die Verantwortung? Die Käufer? Wer seit Jahren keine Alternativen zum Verbrenner vorantreibt und nun in erster Linie Autos baut, die für den Durchschnittsbürger unerschwinglich sind sowie die Mittelklasse-E-Auto's fast komplett aus seiner Produktionslinie ausblendet, hat den Schuss m.M. noch nicht gehört.


WM

05.06.2020 - 00:46 Uhr

„Nur etwa ein Viertel der förderfähigen E-Autos seien deutsche Modelle, rechnete Enkel vor. “ Somit hat BMW mit dem innovativen i3 immer noch die Nase vorn. Aber leider kommt nicht mehr viel hinterher.


F:S

05.06.2020 - 12:55 Uhr

Hab grad mal als Ergänzung zu meinem Kommentar das Angebot an deutschen E-Autos ermittelt (ohne Gewähr auf Vollständigkeit, Quelle ADAC): Audi e-Tron ab 61.500€, BMW i3 ab 39.000€, Mercedes EQC ab 71.280€, Opel Corsa e ab 29.900€, Porsche Taycan ab 105.607€, VW ID.3 ab 40.000€, VW e-UP! ab 21.975€, Restbestände VW e-Golf - Preise ab ca. 25.000€ Außer Konkurrenz das einzige familientaugliche E-Auto: Sono Motors Sion ab 25.500€ - noch nicht lieferbar. Und jetzt sollen mir die Damen und Herren der Auto-Verbände sowie Vorstände der deutschen Hersteller erklären, welche Familie sich diese Auto's leisten kann bzw. wie man mit einer Familie mit 2 Kindern mit einem Klein(st)wagen im Alltag klarkommen soll. Die produzieren doch seit Jahren am Markt vorbei - vermutlich existieren in deren Köpfen nur noch Nobel-Karossen, die sie selbst nutzen - Geld spielt da keine Rolle.


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