Ausgabe 21/2013: Wieder in die Offensive!

Anlässlich der IAA in Frankfurt hat Dr. Karl-Thomas Neumann, Vorstandsvorsitzender der Adam Opel AG, ein Maßnahmenbündel zur Verbesserung der Profitabilität und Stärkung der Marke verkündet. Dazu gehören u. a. die Preissenkung beim Ampera, neue attraktivere Modelle, Kostensenkungen und die Verlagerung der Mokka-Produktion nach Europa. Wir fragten ihn nach seinen Plänen rund um den Handel.AH: Opel hat kein Modell-, eher ein Imageproblem. Herr Dr. Neumann, was tun Sie, um die Marke wieder mit mehr Emotionen aufzuladen?Dr. Neumann: Eine Menge! Wie emotional Opel sein kann, haben wir gerade bei der IAA gezeigt, mit der Zukunftsstudie Opel Monza Concept - einer der Stars der Show. Aber auch unsere jüngsten Modelle, wie Mokka, Adam oder Cascada, prägen das neue, dynamische Bild der Marke. Dazu kommt unser Engagement in Motorsport und Fußball.AH: Welche Rolle spielt BVB-Trainer Jürgen Klopp?Dr. Neumann: Ich könnte mir kaum einen emotionaleren Markenbotschafter als Jürgen vorstellen. Das ist genau der Weg, den wir weiter verfolgen müssen. So werden wir den Blitz wieder zum Strahlen bringen. Wir gehen wieder in die Offensive. Wir brauchen noch Zeit, um alle unsere Ziele zu erreichen, und auf so einer Reise wird es auch mal wieder den einen oder anderen Dämpfer geben. Aber wir werden jeden Tag besser. WachstumsmärkteAH: Wo sind die künftigen Wachstumsmärkte bzw. -felder?Dr. Neumann: Das Wichtigste ist, dass wir in der Heimat - Deutschland und Europa - unsere Hausaufgaben machen. Und wir werden in Märkten wie Russland und Türkei unser Engagement verstärken. Daneben schauen wir uns weiterhin internationale Märkte genau an und entscheiden von Fall zu Fall, was zu uns passt. Wir prüfen jeden Markteinstieg sehr genau, denn alle Export-Aktivitäten müssen profitabel sein.AH: Warum treten Sie mit Opel nicht in China an?Dr. Neumann: Wir sind in China vertreten - mit 25 Händlern und rund 5.000 Verkäufen im Jahr. Aber das ist ein Nischengeschäft für uns, und wir müssen uns sehr genau überlegen, wie und wo wir unsere Kräfte und Ressourcen zuerst einsetzen. Zumal unser Mutterkonzern GM auch vergangenes Jahr der größte Fahrzeughersteller in China gewesen ist - vor allem dank unserer Schwestermarke Buick und für China maßgeschneiderter Modelle der Marken Baojun und Wuling.Die Rolle des HandelsAH: Welche Rolle spielen künftig die Opel-Händler?Dr. Neumann: Eine ganz entscheidende Rolle! Unsere Vertriebspartner sind und bleiben das Gesicht der Marke. Mit unserem flächendeckenden Netz für Verkauf und Service sind wir gut aufgestellt. Und was ganz wichtig ist: Unsere Händler sind - als Bindeglied zwischen Hersteller und Kunde - die Seismographen für zukünftige Entwicklung im Verkauf und vor allem bei den Service-Dienstleistungen.AH: Welches Feedback hat es zuletzt gegeben?Dr. Neumann: In den vergangenen Monaten habe ich viel positives Feedback von unseren Händlern bekommen - und da helfen uns natürlich Erfolge wie der des Astra bei Dauertests oder die Auszeichnung des Meriva beim J.D. Power-Award, die viel Vertrauen beim Kunden erzeugen. Unsere Partner wissen auch zu schätzen, dass wir Top-Technologie bieten, z. B. im Infotainment-Bereich. Und das auch schon bei kleinen Fahrzeugen wie dem Adam. Das macht neugierig und lockt Kunden in die Autohäuser.AH: Bis 2016 soll Opel wieder die Gewinnzone erreichen. Wie soll der Handel diese Durststrecke überstehen?Dr. Neumann: Mit unserer attraktiven Produktpalette haben die Händler beste Grundlagen für Rendite. Wir stehen im engen Dialog mit unseren Partnern und entwickeln gemeinsam erfolgreiche Kampagnen. Ich spüre überall - auch im Handel - neues Selbstbewusstsein. Wir haben die volle Unterstützung von GM. Das spürt der Handel. Das ist die Grundlage für den Stimmungswandel. Unser Mutterkonzern hat im Frühjahr vier Milliarden Dollar für Opel frei gemacht, die wir in den nächsten Jahren in neue Produkte investieren werden. Zusätzlich investieren wir 230 Millionen in unser Entwicklungszentrum, stellen gerade 350 zusätzliche Ingenieure ein, verfügen seit April wieder über eine eigene Opel-Bank. Auch unsere operativen Fortschritte machen mich extrem zuversichtlich, dass der Turnaround gelingen wird.Gewerbliches GeschäftAH: Was werden Sie tun, um das gewerbliche Geschäft im Pkw-Bereich wieder stärker zu beleben?Dr. Neumann: Ganz klar - vom europäischen Automobilmarkt erwarten wir keinen substantiellen Rückenwind, der befindet sich nach wie vor in einer schwierigen Situation. Wir wissen, dass gute Autos allein nicht genug sind - wir müssen sie auch noch gezielter in den Markt bringen. Selbstverständlich auch bei Gewerbekunden: Wir investieren in Personal und haben die Schulungsintensität erhöht - sowohl für unsere eigenen Mitarbeiter als auch für die unserer Partner, um den Bedürfnissen dieser Klientel noch besser gerecht zu werden. Der Großkundensektor ist für Opel von zentraler Bedeutung und wir werden mit noch mehr Servicequalität in die Offensive gehen. Ein weiterer entscheidender Faktor ist, dass wir seit diesem Jahr wieder attraktive Finanzierungs- und Leasingangebote durch Opel Financial Services anbieten können.AH: Welche Modelle sollen hier künftig eine stärkere Rolle spielen?Dr. Neumann: Die Astra-Familie, angeführt von der Sports Tourer-Variante, ist ein ganz starkes Argument für Opel. Und auch der neue Insignia wird uns Schwung geben, denn er hat jetzt den sparsamsten Benziner und den sparsamsten Diesel seiner Klasse sowie ein Infotainment-System, das sich vor vielen Premiumangeboten nicht verstecken muss.AH: Wie stellen Sie sich den künftigen Auftritt der Opel-Nutzfahrzeuge vor, die bisher eher ein Schattendasein führten?Dr. Neumann: Auch hier werden wir unser Potenzial besser nutzen. In unserem Nutzfahrzeuggeschäft haben wir gerade erst mit vielen Modelljahres-Änderungen neuen Auftrieb bekommen - und haben auch für kommendes Jahr noch einiges in petto. Übrigens:Auch hier investieren wir in Personal, Prozesse und Strukturen, um dieses Geschäftsfeld besser mit anderen Verkaufsbereichen zu vernetzen und effizienter zu machen.AH: Wie wollen Sie die Händler für dieses Geschäft fitter machen?Dr. Neumann: Wir haben bereits Händlerbetriebe ausgewählt, die sich für dieses komplexe und beratungsintensive Geschäftsfeld qualifiziert haben. Wir bieten intensive Produkt- und Anwendungstrainings, um die Verkaufsberater noch kompetenter in Sachen Nutzfahrzeuge und B2B zu machen.Die neue BankAH: Sind Sie mit der neuen Bank jetzt für dieses Geschäft richtig aufgestellt?Dr. Neumann: Absolut. Dank der hauseigenen Bank haben wir mehr Flexibilität und können den Kunden bessere und attraktivere Angebote machen.AH: Was versprechen Sie sich von der Kooperation mit PSA?Dr. Neumann: Die Kooperation bietet große Chancen. Nicht nur durch die Zusammenarbeit im Einkauf, in der Logistik und in der Modellentwicklung, sondern auch durch gemeinsame Produktion. Beispiel: Der Markt der MPVs im B-Segment wird in den nächsten Jahren schwächer werden. Da wird es für einen einzelnen Hersteller schwierig, in diesem Fahrzeugsegment profitabel zu arbeiten und dem Kunden maßgeschneiderte Angebote zu machen. Dank der Kooperation sind wir in der Lage, den Kunden weiterhin attraktive Autos anzubieten. Und wir werden genau darauf achten, dass bei unseren Fahrzeugen der Opel-Markenkern weiterhin ganz deutlich herausgearbeitet wird.Internet-VertriebAH: Wie verhält sich Opel beim Vertrieb über Internet?Dr. Neumann: Das Internet bietet viele Möglichkeiten, um den Handel zu unterstützen. Wir verfolgen die Entwicklung sehr genau und erkennen auch die zunehmende Professionalisierung im Internet. Opel-Händler steuern zum Beispiel online ihre Gebrauchtwagen über Gebrauchtwagenbörsen. Grundsätzlich ist das vor allem ein phantastisches Informationsmedium, und wir tun alles, um uns professionell zu präsentieren. Gerade bei einem so vielfältigen Auto wie etwa dem Adam ist das enorm wichtig.AH: Was erwarten Sie vom Automarkt im kommenden Jahr in Europa?Dr. Neumann: Ich denke, die Talsohle ist erreicht, aber es wird sicher Jahre dauern, bis wir frühere Höchststände auf dem europäischen Automobilmarkt wiedersehen. Wir setzen deshalb offensiv neue Impulse - auch in Segmenten, in denen wir bislang nicht vertreten waren. Dort sind die Wachstumschancen! Mokka, Adam und neue Modellvarianten wie der Insignia Country Tourer, unser erstes Crossover-Fahrzeug in der Mittelklasse, setzen hier die Ausrufezeichen. Unsere milliardenschwere Modell- und Motorenoffensive hat gerade erst begonnen!AH: Herr Dr. Neumann, herzlichen Dank für das Gespräch.

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