Ausgabe 21/2013: "Servicemarkt gestalten"

Mit der Mehrheitsbeteiligung an der United Vehicles AG, die die Internet-Werkstattbörse Fairgarage.de betreibt, hat die Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT) im September für Schlagzeilen gesorgt. Was das für Autohäuser und Werkstätten bedeutet, darüber sprachen wir mit DAT-Geschäftsführer Dr. Thilo Wagner und Christian Dietrich, Geschäftsführer United Vehicles.AH: Herr Dr. Wagner, warum hat die DAT die Internet-Werkstattbörse Fairgarage.de zu 51 Prozent übernommen?Dr. Wagner: Wir wollen den Servicemarkt im Internet im Sinne unserer Kunden gestalten und das Feld nicht anderen überlassen. Wir wollen gleichzeitig verhindern, dass nur der Preis bei der Vermittlung von Servicedienstleistungen im Vordergrund steht. Bei bisherigen Angeboten von Dienstleistungen fehlt eine genaue bzw. umfassende Leistungsbeschreibung. Wenn sich der Kunde ein Angebot von einer Vertragswerkstatt im Internet geben lässt, ist dies ein anderes als das Angebot beispielsweise von einer Werkstatt ohne Markenbindung. Diese Offerten unterscheiden sich häufig schon durch den Stundenverrechnungssatz, der durch die unterschiedlichen Anforderungen an die Infrastruktur zu begründen ist. Eine reine Preisvergleichsindikation ist somit gar nicht wirklich möglich. Um den Endverbraucher nun in die Lage zu versetzen, eine für ihn sinnvolle Entscheidung zu treffen, daran arbeiten wir. Technologie zugekauftAH: Warum hat die DAT keine eigene Lösung entwickelt?Dr. Wagner: Man stellt sich in solchen Fällen die Frage "make or buy". Die Bewertung des Aufwands hat klar ergeben, dass die Variante "buy" aus Sicht der DAT die vorteilhaftere ist. Mit FairGarage haben wir zudem vor allem eine sehr innovative Technologie zugekauft, die unser bisheriges Know-how sehr gut ergänzt und auch in zukünftigen DAT-Produkten Verwendung finden kann.Transparenz sicherstellenAH: Wie stellen Sie eine korrekte Kalkulation sicher?Dr. Wagner: Unsere Kunden bei Fairgarage.de arbeiten ausschließlich mit DAT-Daten. Jede Kalkulation auf der Plattform wird "made by DAT" gemacht. Wie Sie wissen, arbeiten wir mit den Originaldaten der Hersteller und Importeure und schaffen damit die notwendige Vergleichbarkeit.AH: Was ist mit Unfallschäden?Dr. Wagner: Hier wird es aufgrund der Komplexität vorläufig keine Lösung innerhalb von Fairgarage.de geben. Die Kompetenz zur umfassenden Kalkulation eines Unfallschadens liegt bei den Werkstätten und Sachverständigen, die dafür auf Silver-DAT zurückgreifen.Preisranking nicht an erster StelleAH: Kunden, die im Internet nach Reparaturleistungen suchen, können sich jetzt bei konkurrierenden Werkstätten Angebote machen lassen. Wie stellt man sicher, dass dann nicht das scheinbar Günstigste gewählt wird?Ch. Dietrich: Wenngleich wir aufgrund der bisherigen Nutzung wissen, dass das Preisranking nicht das erste Kriterium für die Werkstattwahl ist, ist der Anspruch, zu einer belastbaren Preisaussage zu kommen, bei uns sehr hoch. Nun geht es darum, genau diese Informationen in Richtung Endverbraucher zu transportieren. Deshalb gibt es zwei Richtungen. Zunächst geht es um die Darstellung des Portals Fairgarage. de. Hier werden wir das Thema Werkstattqualität noch stärker verankern. Viel wichtiger ist es allerdings, dass die DAT-Kunden in die Lage versetzt werden, mit dem Thema Internet umzugehen. Es gab hier bisher keine Unterstützung. Nun ist es für die SilverDAT-Kunden möglich, die Software von United Vehicles preisgünstig in die eigene Webseite zu integrieren (für 49 Euro im Monat, siehe Kasten, Anm. der Red.).Die DAT wird dann auch Unterstützung anbieten, wenn es darum geht, dass die Werkstatt bei einer Suchanfrage im Internet z. B. über Google prominent erscheint.Eigene HomepageAH: Das erfordert auch eine entsprechende Performance der Homepage des SilverDAT-Kunden. Ist dies gewährleistet?Dr. Wagner: Bislang haben Autohaus-Homepages in der Regel ein dynamisches Neuwagen- und Gebrauchtwagenangebot mit Konfiguratoren und dergleichen. Jedoch gestaltet sich der Informationsgehalt des Servicebereiches eher undynamisch. Durch die Integration der FairGarage-Technologie kann man die Werkstatt in die Lage versetzen, ihr komplettes Werkstattangebot mit eigenen Stundenverrechnungssätzen oder Teileaufschlägen zu bewerben. Das leistet unser Homepage-Web-Kit. Bei dessen Implementierung unterstützen wir die Betriebe.Marketing von Fairgarage.deAH: Wie sieht der Marketingauftritt von Fairgarage.de aus? Gibt es Fernsehwerbung?Dr. Wagner: Wir werden nicht mit den Kunden der Werkstatt in Verbindung treten. Wir wollen in erster Linie die DAT-Kunden in die Lage versetzen, das Werkstattgeschäft auch im Internet zu betreiben. Unser Ziel haben wir dann erreicht, wenn der Verbraucher bei der Google-Suche nach Werkstattleistungen auf den Webseiten der Werkstätten und Autohäuser landet.AH: Ist das Angebot nur für SilverDAT-Anwender?Dr. Wagner: Wir bieten das Werkstattportal allen Werkstätten an. Die Kalkulation funktioniert allerdings nur mit unserem Kernprodukt SilverDAT.Resonanz in der BrancheAH: Wie viele Kunden haben Sie inzwischen? Gibt es schon Empfehlungen?Ch. Dietrich: Wir spüren seit dem Pressetermin auf der IAA eine sehr starke Resonanz auf unser Angebot. Wir wollen vor allem auch Multiplikatoren wie die Verbände und Innungen ins Boot holen. Ein deutliches Interesse an den Servicepaketen haben auch die Hersteller und Importeure bekundet.Dr. Wagner: Wir haben seit der IAA im September 2013 auf zahlreichen Veranstaltungen unsere Strategie und ganz aktuell auch unser Preismodell vorgestellt. Die Resonanz war durchgehend sehr positiv. Wir sind in enger Abstimmung mit Händlerverbänden, die unser System empfehlen und nun sukzessive auf den Webseiten ihrer Partner einbinden. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen, dass einer unserer Gesellschafter der ZDK ist und dass wir als Unternehmen selbstverständlich die Interessen unserer Gesellschafter verfolgen. Im Hinblick auf die Themen Marktzugang, Darstellung, Qualität, Preis und Leistung sehen wir die Technologie von FairGarage gewissermaßen als regulierendes Element in der Branche.AH: Wie stellen Sie sicher, dass ein über Fairgarage.de zugeführter Endkunde auch von der DAT berechnet werden kann?Dr. Wagner: Wir können an dieser Stelle natürlich nicht unsere interne Vorgehensweise im Detail erklären (lacht), aber wir sehen die Abrechnungsprozedur relativ entspannt, weil wir anders als andere Anbieter keine Umsatzbeteiligung beanspruchen, sondern lediglich eine Transaktionsgebühr erheben. Jegliche Erweiterung des Reparaturumfangs beim Werkstattbesuch betrifft alleine die Vereinbarung zwischen Verbraucher und Autohaus.KundenbewertungAH: Wie sind die bisherigen Bewertungen der Nutzer von Fairgarage.de?Ch. Dietrich: Man muss hier unterscheiden, wie wir als Dienstleister und wie die Werkstätten bewertet werden. Wie Sie wissen, sind wir mit FairGarage im Großraum München an den Start gegangen. Das war für uns eine strategische Entscheidung, um das Produkt zu testen. Damals waren Nutzerbewertungen eines von mehreren Kriterien für das Ranking der Betriebe. Selbst für dieses vergleichsweise überschaubare Marktgebiet waren die Kundenbewertungen zahlreich. Wir hatten ja von Beginn an mit DAT-Daten kalkuliert, daher war die Rückmeldung der Kunden auf unseren Service sehr positiv. Natürlich liegt es besonders in der Kompetenz der Werkstätten, ihre Services kundenorientiert an den Mann und an die Frau zu bringen. Die Benotung für das Produkt FairGarage lag immer im "Gut-" bis "Sehr gut-Bereich".AH: Meine Herren, herzlichen Dank für das Gespräch!Fairgarage ab 29 EuroDie Teilnahme an Fairgarage.de kostet ab 29 Euro pro Monat für SilverDAT-Kunden in Deutschland. Alle anderen Händler und Werkstätten bezahlen 39 Euro. Das Basispaket beinhaltet die Teilnahme am Portal inklusive der Werkstatt-Erfassungsmatrix für gewünschte Fahrzeugmodelle, Reparaturarten, individuelle Stundenverrechnungssätze sowie Teileaufpreis- und -abschläge. Pro vermitteltem Werkstattauftrag fallen 9,50 Euro an. Auf Wunsch können die Betriebe die kompletten Kalkulationsmöglichkeiten auf der eigenen Webseite einbinden. Das "Homepage-WebKit" bekommen SilverDAT-Kunden zum Vorzugspreis von monatlich 49 Euro. Regulär kostet die White-Label-Lösung 59 Euro. Pro erfolgreich zugeführtem Kunden werden 4,50 Euro fällig.

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