Importeur: Seat setzt auf SUV

Seat ist auf einem guten Weg. Wie der Importeur seine Marktposition in Deutschland weiter festigen will, erklärt CEO Bernhard Bauer im Gespräch mit AUTOHAUS. AH: Herr Bauer, künftig wird Seat über drei SUV verfügen. Der Ateca und der Arona sind bereits da. Ein Siebensitzer folgt, der in Wolfsburg auf Basis des Tiguan gebaut wird. Warum ist dieses Fahrzeugkonzept so begehrt? B. Bauer: Auch in den kommenden Jahren erwarten wir bei den SUV weiterhin deutliche Wachstumsraten - das hat sicherlich ganz unterschiedliche Gründe. Aber in erster Linie bringen SUV einfach sehr viele Vorteile mit sich. Sie sind sicher und geräumig, durch die hohe Sitzposition hat man nicht nur eine hervorragende Übersicht im Straßenverkehr, sondern auch das Ein- und Aussteigen ist deutlich angenehmer. Hinzu kommen natürlich auch noch praktische Vorteile wie die Geländegängigkeit und die höhere Anhängelast. AH: Wie ist der Arona, der am 4. November im Handel vorgestellt wird, seit der Präsentation auf der IAA angelaufen? B. Bauer: Für eine realistische Einschätzung müssen wir sicher noch ein paar Wochen abwarten, aber aufgrund der über 500.000 Menschen, die sich bereits auf unserer Website für den Arona interessiert haben, lässt sich bereits jetzt schon sagen, dass wir sehr zufrieden mit den ersten Wochen sein können. Der Seat Arona ist besonders für junge, urbane und freizeitorientierte Menschen gemacht. Wir sprechen mit ihm aber auch die sogenannten "Empty Nester" an, also Paare, deren Kinder bereits aus dem Haus sind. Damit treffen wir nicht nur den Geschmack unserer Bestandskunden, sondern werden sicherlich auch eine Menge Neukunden an die Marke binden. AH: Wo liegt die Herausforderung? Sehen Sie Seat künftig als SUV-Marke? B. Bauer: Wir müssen es schaffen, auch die bestehenden Produkte weiter zu verkaufen, um erfolgreich zu bleiben und weiter zu wachsen. Wir haben zum Beispiel gerade die fünfte Generation des Seat Ibiza eingeführt und liegen damit jetzt im Gesamtvolumen beim Ibiza bereits 40 Prozent über dem Vorjahr. Das SUV-Segment ist für uns eine große Chance, uns breiter aufzustellen und unser Angebot zu erweitern. Wir sehen am Erfolg des Seat Ateca, dass es funktioniert, und ich bin davon überzeugt, dass auch der Arona und der große SUV, der 2018 auf den Markt kommen wird, ebenfalls große Erfolge feiern werden. Erdgas wird interessanter AH: Wie steht Seat zum Dieselmotor? B. Bauer: Wir werden auch unsere neuesten Modelle mit Dieselmotoren anbieten. Der Ausstoß von Stickoxiden im deutschen Straßenverkehr ist seit 1990 um mehr als 70 Prozent gesunken - obwohl sich das Verkehrsaufkommen verdoppelt hat. Das zeigt: Die Abgasgesetzgebung greift. Daher sind wir auch überzeugt, dass künftige Aggregate noch sauberer und effektiver werden. In der Vergangenheit lag unser Dieselanteil bei rund 30 Prozent. Derzeit ist der Anteil rückläufig und steht bei rund einem Fünftel. Die Faustregel gilt immer noch: je kleiner, umso weniger Diesel. Der Ibiza hat sogar einen Dieselanteil von nur zehn Prozent. Dafür hat das Erdgas-Modell unseres Bestsellers jetzt die höchsten Steigerungsraten. Wer sich durch die Nutzung der Umweltprämie nicht für einen Diesel entschieden hat, ist zur Hälfte auf unsere CNG-Modelle, also Mii, Ibiza und Leon, umgestiegen. CNG wird immer interessanter. Die Autos fahren wie Benziner und verfügen über eine hohe Reichweite. Auch der Arona wird 2018 als Erdgas-Modell erhältlich sein. Wir sind damit einer der stärkste Anbieter von Fahrzeugen mit Erdgasantrieb und gewähren beim Kauf eines CNG-Modells unabhängig zur ausgelobten Umweltprämie 2.000 Euro Zukunftsprämie. Das verbessert sowohl die ökologische als auch die finanzielle Bilanz. AH: Wie wird die Umweltprämie bei Seat genutzt? Der Konzern ist ja insgesamt sehr spendabel. Kann damit im Neuwagengeschäft noch Geld verdient werden? B. Bauer: Fakt ist, dass wir mit der Umweltprämie sehr viel erreichen können. Bei uns sind 85 Prozent der Kunden, die die Umweltprämie nutzen, Neukunden. Unser Bestand an angemeldeten Dieselfahrzeugen in Deutschland liegt nur bei 93.000, ist also deutlich geringer als beim Wettbewerber. Mehr als zwei Drittel der Kunden kaufen jetzt Benziner. Unterm Strich gewinnen wir durch die Prämie also sehr viele neue Kunden dazu. Taktische Zulassungen reduziert AH: Wie haben sich die Restwerte entwickelt? B. Bauer: Wir achten sehr auf die Eigenzulassungen, machen echte Geschäfte und haben unsere taktischen Zulassungen um 50 Prozent reduziert - das hilft uns in dieser Situation. Wir haben also stabile Restwerte und passen hier auch künftig genau auf. Die Bestände und Standtage haben sich bei uns nicht erhöht. AH: Wann kommt der erste E-Seat? B. Bauer: Ab 2020 steigt Seat in die E-Mobilität ein. Wir haben uns entschieden, statt auf einer bestehenden Plattform Kabel zu verlegen, ein echtes E-Mobil auf der Elektroplattform des Konzerns zu bringen. Mit schadstoffoptimierten Benzin- und Dieselfahrzeugen sowie stärkerer Fokussierung auf CNG-Autos und E-Mobilität werden wir in Zukunft ein breites Spektrum anbieten. 90 Prozent der Händler mit neuer CI AH: Sind Sie mit dem Händlernetz zufrieden? B. Bauer: Wir sind hier inzwischen gut aufgestellt. Mit den aktuell knapp 400 Standorten und mit rund 250 Eigentümern sind wir sehr zufrieden. 90 Prozent der Händler haben bereits die neue CI installiert. Das haben wir innerhalb von drei Jahren umgesetzt. AH: Wie lauten die künftigen Ziele? B. Bauer: Jetzt geht es uns um die Nachhaltigkeit. Wir haben bei den Privatkunden ein Plus von 74 Prozent und holen jetzt im Flottengeschäft auf - in diesem Bereich sind wir dieses Jahr um 35 Prozent gewachsen. Wir müssen auch die Marke weiter stärken. Das geht beispielsweise über den Cupra. Auf der IAA haben wir deshalb ein limitiertes Sondermodell, den Cupra R, präsentiert. Mit dem Leon konnten wir den Anteil der Cupra-Variante bereits auf zehn Prozent des Gesamtvolumens steigern. Wir können uns sehr gut vorstellen, diesen Erfolg künftig weiter auszubauen und die "Cupra Division" zu erweitern. Mit einem Durchschnittsalter von knapp über 40 Jahren haben wir die jüngsten Kunden der Branche, diesen Vorteil müssen wir noch stärker nutzen. Hier werden wir auch als "Barcelona Brand" auftreten. Unsere Marke hat noch viel Potenzial. Dabei legen wir weiter großen Wert auf eine einfache und klare Incentivierung des Handels, das ist ein wichtiges Ziel. Das Potenzial zur Vereinfachung der Verkaufsprogramme ist noch groß. AH: Kommt dann auch der Online-Vertrieb? B. Bauer: Das kommt sicherlich, aber nur gemeinsam mit dem Handel. Marktposition festigen AH: Seat wächst auch in diesem Jahr zweistellig. Wie lautet die Vertriebs-Perspektive für 2018 und 2019? B. Bauer: Wir befinden uns seit einiger Zeit auf einem hervorragenden Weg und unser Ziel ist es natürlich, diesen fortzusetzen. Mit der größten Modelloffensive in der Geschichte von Seat, die im kommenden Jahr mit dem großen SUV weitergeschrieben wird, haben wir in zahlreichen Segmenten gepunktet und unseren Kundenstamm erweitert. Unser Ziel für den deutschen Markt lautet, dauerhaft mehr als 100.000 Fahrzeuge im Jahr zu verkaufen und unsere Position in den Top Ten der Automobilhersteller zu festigen. AH: Herr Bauer, herzlichen Dank für das Gespräch! Interview: Ralph M. Meunzel Kurzfassung Seat will im deutschen Markt dauerhaft mehr als 100.000 Einheiten im Jahr vermarkten. Neben der Modelloffensive und der weit fortgeschrittenen CI-Umstellung im Handel geht es dem Importeur um Nachhaltigkeit. Besonders beim Flottengeschäft und beim Markenimage will man noch eine Schippe drauflegen.

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