Arne Joswig hat am Dienstag mit sofortiger Wirkung sein Amt als Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) niedergelegt – ein Schritt, mit dem kaum jemand gerechnet hatte. Wie am Mittwoch aus ZDK-Vorstandskreisen zu erfahren war, kam der Rückzug aus familiären Gründen selbst für enge Weggefährten unerwartet. Joswig habe für "Seriosität" gestanden und sei "jemand gewesen, der Ruhe in den Verband gebracht hat", hieß es.
Vermittler zwischen den Lagern
Joswig galt als Stimme der Vernunft inmitten des Richtungsstreit zwischen ZDK und ZVK. Ausgelöst durch organisatorische Anforderungen der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) entbrannte eine Auseinandersetzung über Kompetenzen, Zuständigkeiten und den Charakter des Verbands selbst, bei der Joswig vor einer Zersplitterung des ZDK warnte und an die Verantwortung aller Beteiligten appellierte, die Schlagkraft des Kraftfahrzeuggewerbes nicht aufs Spiel zu setzen. "Immer fair, neutral und freundlich" sei Joswig aufgetreten, meinte ein Verbandsvertreter gegenüber AUTOHAUS. Er habe in seiner kurzen Amtszeit "nicht gespalten, sondern verbunden", sagte ein anderer Funktionär.
Interne Kritik und strukturelle Defizite
Nach Joswigs Rücktritt wird nun wieder vermehrt Kritik laut – insbesondere an den Machtverhältnissen innerhalb des ZDK. "Bayern und Nordrhein-Westfalen dominieren mit ihren Stimmen – das Mehrheitsprinzip macht kleinere Landesverbände machtlos", war aus Händlerkreisen zu vernehmen. Zudem mangele es dem ZDK an Modernität: "Der Verband ist überaltert, viele Akteure haben den Wandel nicht verstanden", so ein weiterer Kommentar. Die fehlende Beteiligung jüngerer Unternehmer und das Sterben kleiner Betriebe verschärfen die Situation zusätzlich.
Forderungen nach Reform – oder Neugründung
Mehrere große Autohäuser fordern jetzt eine Neuausrichtung: "Der ZDK muss sich modernisieren und auf die neue automobile Welt einstellen – mit Handelsgruppen, Elektromobilität, Digitalisierung und chinesischen Marken." Sogar eine mögliche Neugründung eines alternativen Verbands steht im Raum. "Die Handelsgruppen fühlen sich aktuell nicht mehr vertreten", hieß es.

Unklarheit über die Nachfolge
Bis auf Weiteres übernimmt ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn das Amt kommissarisch (wir berichteten). Er kennt die internen Konfliktlinien und gilt als Übergangslösung. Wie es weitergeht, wird maßgeblich von der ZDK-Mitgliederversammlung entschieden. Eigentlich war die Wahl eines neuen Präsidenten erst für den Herbst vorgesehen – nun könnte der Termin vorgezogen werden.
Laut Verband arbeitet das verbliebene Präsidium unter Führung von Interimspräsident Peckruhn an einer zügigen Nachfolgeregelung. Es soll eine ordentliche Wahl vorbereitet und möglichst zeitnah durchgeführt werden, um die Handlungsfähigkeit des ZDK zu sichern.