Jungen Flüchtlingen eine Chance in der Arbeitswelt geben – dieses Vorhaben setzen jetzt Thüringer Unternehmen in die Tat um. Auf Initiative von Helmut Peter, Chef der gleichnamigen Autohandelsgruppe in Nordhausen, absolvieren zwölf Migranten in drei regionalen Firmen ein sechsmonatiges Praktikum. Parallel dazu lernen sie die deutsche Sprache. Allein acht Flüchtlinge werden im Autohaus Peter auf eine Berufsausbildung vorbereitet.
Am Donnerstag wurden in der Skoda-Autowelt die ersten Verträge zur Einstiegsqualifizierung unterzeichnet. Peter begrüßte dazu den thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) und den Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise. Ramelow würdigte das Pilotprojekt als einen "wesentlichen Beitrag zur Integration". Weise dankte für die unternehmerische Engagement sowie für die politische Unterstützung seitens des Landes. Für ihn sei das ein ermutigendes Beispiel, das weit über Thüringen hinaus Maßstäbe setzen müsse.
Gleichzeitig dämpfte der BA-Chef Erwartungen an eine schnelle Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. So etwas koste Zeit und Geld. Statistiken zeigten, dass lediglich zehn Prozent der erwerbsfähigen Asylbewerber nach einem Jahr in Arbeit seien. Erst nach fünf Jahren habe die Hälfte einen festen Job, nach zehn Jahren seien es 70 Prozent. Spezielle Programme für Migranten lehnte Weise aber ab.
"Wir möchten Flüchtlinge die Chance auf eine Ausbildung geben", betonte Peter. Es sei an der Zeit, ein Zeichen zu setzen. Er sieht den aktuellen Zustrom junger Menschen aus dem Ausland auch als Chance für die Wirtschaft, neue Fachkräfte zu rekrutieren. Der Kfz-Händler hatte das Projekt in Zusammenarbeit mit Wirtschaftsunternehmen des Nordhäuser Unternehmerverbandes (NUV) und der lokalen Arbeitsagentur auf die Beine gestellt. Anlass war der Ausspruch von Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) Ende Oktober 2015 im Duderstädter Mercedes-Autohaus, dass alle nur redeten, aber niemand handle.
Peter war vor 25 Jahren ins Unternehmertum gestartet. Heute führt er mit seinem Sohn Andreas 26 Autohäuser an 15 Standorten in drei Bundesländern. Dort betreuen 700 Mitarbeiter zwölf Automarken. (rp/dpa)
Lutz Lohmann