Eine große Mehrheit von 87 Prozent der Deutschen wäre damit einverstanden, eigene, anonymisierte Mobilitätsdaten anderen zur Verfügung zu stellen, beispielsweise Mobilitätsanbietern, Digitalunternehmen oder Start-ups. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter 1.005 Personen in Deutschland. 79 Prozent sprechen sich zudem dafür aus, bereits vorhandene Mobilitätsdaten – etwa zu Staus, Wartezeiten an Ampeln oder zu Verspätungen bei Bus und Bahn – öffentlich zugänglich zu machen. Das soll die Möglichkeit schaffen, bestehende Verkehrsangebote zu vernetzen und zu verbessern. In diesem Zusammenhang zeigten sich nur 49 Prozent der Befragten mit den bestehenden Mobilitätsangeboten hierzulande zufrieden. Noch weniger (38 Prozent) halten sie für innovativ.
Viele erwarten eine Gegenleistung für ihre Daten
Die meisten der Befragten wären allerdings nur bereit, ihre eigenen Daten zur Verfügung zu stellen, wenn dabei bestimmte Bedingungen erfüllt sind:
- 58 Prozent wären einverstanden, wenn sich dadurch auf ihrer eigenen Route der Verkehrsfluss verbessert.
- 50 Prozent, wenn sich dadurch die bestehenden Verkehrsangebote verbessern würden.
- 42 Prozent, wenn sie dadurch im Gegenzug Zugriff auf Statistiken und andere Informationen aus den Daten erhalten würden.
- 30 Prozent, wenn die öffentliche Forschung durch die Daten unterstützt würde.
- 16 Prozent wären nur dann einverstanden, wenn sich daraus finanzielle Vorteile ergeben.
- 12 Prozent wären auch ohne Vorteile für sich selbst einverstanden.
Lediglich neun Prozent der Umfrageteilnehmer lehnten eine Datenweitergabe kategorisch ab, vier Prozent wollten keine Angaben machen. Angesichts dieser Ergebnisse konstatierte Bitkom-Präsident Achim Berg: "Die Bereitschaft der Bürger, die Entwicklung einer digitalen, modernen und ressourcenschonenden Mobilität zu unterstützen, ist groß. Auf dieser Basis muss jetzt ein Pool für Mobilitätsdaten aufgebaut werden."
Bitkom veranstaltet Digital Mobility Conference
Anlass für die Umfrage ist die heute stattfindende Digital Mobility Conference des Verbands. Auf dieser stellte unter anderem Richard van Tatenhove das digitale Ökosystem von VW im Hinblick auf das Laden vor. Ziel sei, "den Kunden das Leben so einfach wie möglich zu machen" und sie dadurch an die Marke VW und seine Angebote zu binden. Im Fall der E-Mobilität müsse das bedeuten, den Kunden mit einem einzigen umfassenden Angebot zu helfen, von A nach B zu kommen. Dazu gehöre die Wallbox im Eigenheim ebenso wie eine europaweit universell nutzbare Ladekarte und Hilfsangebote um die Ladepunkte zu finden.
In einem weiteren Vortrag schilderte Johann Jungwirth, Vice President Mobility-as-a-Service bei der Intel-Tochter Mobileye seine Vision von der selbstfahrenden Mobilität der Zukunft. Dabei sah er im Hinblick auf das autonome Fahren für Deutschland "gute Chancen, zu einem Leitmarkt zu werden". Voraussetzung sei jedoch, dass dafür der entsprechende gesetzliche Rahmen geschaffen wird.
Mit dieser Forderung dürfte er in der Politik auf offene Ohren stoßen. Schließlich hatte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer kurz zuvor in seinem Grußwort selbst den Wunsch geäußert, Deutschland müsse die Nummer eins beim autonomen Fahren werden. In seinem Grußwort plädierte der Minister zudem auch für einen "europaweiten sicheren Datenaustausch".
Weitere Redner auf der heutigen Konferenz sind bzw. waren Michael Würtenberger von BMW ("A Network Challenge"), Michael Hoffmann von ZF ("Auf dem Weg vom assistierten Fahren zum Robo-Taxi") oder der Baden-Württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann. Die Teilnahme an der laufenden Konferenz ist noch immer kostenlos möglich.
RM