Ausgabe 12/2009: Kernverschmelzung

KernverschmelzungAutogalerie Entenmann E Wie man ein neues Autohaus bekommt, ohne neu zu bauen. Von Dieter Radlaus einer über Jahrzehnte gewachsenen Autohaus-Immobilie via Umbau ein „neues“ Autohaus aus einem Guss zu schaffen ist wohl die schwierigste Aufgabe für Bauherrn und Architekten. Ein gutes Beispiel dafür steht in Esslingen am Neckar: Das Autohaus Entenmann, im Gewerbegebiet Sirnau 1980 als erster Betrieb im damals neuen weißen BMW Corporate Design gebaut, hatte bereits 1992 mit der GW-Galerie eine gelungene Erweiterung erfahren und musste nun wieder „auf die Höhe der Zeit“ gebracht werden, wie Werner E. Entenmann erläutert: „Kernziele bei dieser Modernisierung unseres Hauptbetriebs waren die optimale Integration von MINI, die Umsetzung der aktuellen BMW CD-Standards sowie die Optimierung der Kundenkontaktzone im Servicebereich.“ Vier BauphasenUrsprünglich hatte das Autohaus am Rande des Gewerbegebiets Sirnau gelegen, mit Blick auf Felder und Wiesen und umgekehrt gut im Blickfeld der Autofahrer, die via B10-Abfahrt kamen. Das änderte sich mit der Umwidmung der Landwirtschafts- in Gewerbeflächen: Entenmann bekam mit dem Möbelhaus Rieger einen neuen Nachbarn, der als Kundenmagnet willkommen war, gleichzeitig aber die Blickachse zur B10-Abfahrt abriegelte. Neben den genannten Kernzielen stand im Lastenheft für das Architekturbüro Möckel + Partner deshalb auch, unter den neuen Standortbedingungen das Optimum für die visuelle Präsenz herauszuholen.Dabei kam Möckel entgegen, dass sich Bauherr Entenmann in weiser Voraussicht einst rund 2.000 m2 der nun zum Gewerbegebiet deklarierten Fläche gesichert hatte. „Dadurch hatten wir die Möglichkeit, die notwendige Erweiterung vorzunehmen sowie durch Distanz zum Möbelhaus und eine Steigerung der Traufhöhe des neuen Autohauses auf 7,50 m bei den Ankommenden ein Aha-Erlebnis auszulösen“, erläutert Bernhard Möckel. Das neue 2.000-m2-Areal wurde zur Startzone für einen 4-Bauphasen-Plan, der den Bauprozess möglichst verträglich für das normale Autohausgeschäft gestalten sollte, das während der Bauzeit weiterlief:Phase 1 (04/2008 bis 05/2008): Die neuen 2.000 m2, die das Grundstück jetzt auf insgesamt 11.500 m2 arrondieren, werden angelegt als neue Einfahrt-, Park- und Stellplatzfläche.Phase 2 (05/2008 bis 07/2008): Anschließend wird auf dem ehemaligen Parkplatz des Autohauses der Erweiterungsbau für die neue BMW-Ausstellung errichtet.Phase 3 (07/2008 bis 09/2008): Danach erfolgt der Abriss des bestehenden BMW Showrooms, der Kernbau mit dem Verwaltungstrakt bleibt jedoch stehen. Dessen Achsraster aufnehmend, wird die neu geschaffene Ausstellungsfläche mit dem alten Baukern nahtlos verschmolzen. In der neuen Ausstellung ist die BMW Driving Gallery realisiert, von der man jetzt in den schwarzen Kubus der MINI-Welt (bisher in der GW-Galerie zuhause) gelangt, an die sich final die 1992 entstandene GW-Galerie Entenmann anschließt. Diese galt bislang als „Neubau“ im Baubestand und ist nun „Altbau“ geworden – aber wie bei der Erweiterung 1992 wirkt auch nach der aktuellen „Kernverschmelzung“ alles wie aus einem Guss.Phase 4 (09/2008 bis 11/2008): Der bislang zwischen den Stützen im alten Baukern positionierte Servicebereich erhält einen neuen Platz mit dem Ziel, die kundenorientierten Prozesse zu optimieren. Dazu werden zwei neue Dialogannahme-Plätze gebaut und die beiden existierenden in zwei Schnellservice-Arbeitsplätze umfunktioniert. Zwischen diesen vier Hebebühnenplätzen liegen nun die sechs Serviceberater-Arbeitsplätze (einer davon im MINI-Corporate-Design!) mit Blick in die Dialogannahme, in den Teile- und Zubehörshop der BMW-Ausstellung und auf deren neuen, zentralen Empfangstresen. Direkte Blickachsen, kurze Wege, leichte Orientierung für den Kunden heißen die so erreichten prozessualen Fortschritte. „Verkauf und Service treten nun auf gleicher Augenhöhe in Erscheinung“, freut sich Werner Entenmann.Aus Alt mach NeuNach diesen vier Hauptbauphasen wurden der ganze Betrieb mit viel Farbe und Verschönerungswillen optisch auf Vordermann gebracht und die Sozialbereiche sowie sanitären Anlagen renoviert. Der Bauprozess verlief laut Entenmann sehr harmonisch: „Das Architekturbüro Möckel und unser Bau-Manager, Organisations- und Marketingleiter Eric Schmitt, haben hervorragend zusammengearbeitet, Störungen für den laufenden Autohausbetrieb wurden minimiert, und auf das Ergebnis können wir alle stolz sein.“ Auch die Zusammenarbeit mit Dipl.-Ing. Reinhard Göhler von der BMW Bauberatung sei sehr konstruktiv verlaufen. „Ich habe ein neues Autohaus bekommen, ohne neu zu bauen“, sagt Entenmann und bringt damit die eigentliche Leistung dieser Runderneuerung für insgesamt rund 2,1 Mio. Euro auf den Punkt. Hilfreich bei dieser evolutionären Baumaßnahme war die in der BMW CI angelegte „Zeitlosigkeit“, die eine organische Fortentwicklung und Anpassung des „Werkzeugs“ Autohaus an neue Marktanforderungen erlaubt. Eine davon war z. B. die Nachbarschaft des Möbelhauses Rieger: „Wegen der neuen Kundenströme sind jetzt auch am Samstagnachmittag zwei Drittel unserer Verkaufsmannschaft an Bord – und wir haben seither jeden Samstagnachmittag im Schnitt rund 100 Kundenbesuche und jeweils ein bis zwei Fahrzeuge verkauft“, erläutert Entenmann. Rund 20 Prozent liege er im ersten Quartal 2009 über Plan. Für den schwäbischen Haushälter und seinen Schwiegersohn und Mitgeschäftsführer Peter Schaffer schaffen solche Zahlen im derzeit schwierigen Markt eine gewisse Beruhigung – vor allem angesichts der Tatsache, dass man nun gleich im Anschluss an die Modernisierung in Esslingen für die Filiale in Kirchheim an neuem Standort einen Neubau errichtet, geplant wiederum vom Architekturbüro Möckel. zLesen SIe hier...... wie ein alter Baubestand modernisiert und erweitert wurde und wie es gelang, dass das renovierte Autohaus wie aus einem Guss wirkt.Autohaus EntenmannVor 60 Jahren als Tankstelle und Kfz-Werkstatt von Erich Entenmann gegründet, betreibt die Autohaus Entenmann GmbH & Co. KG heute neben dem Stammhaus in Esslingen zwei Filialbetriebe in Kirchheim/Teck und in Ostfildern-Ruit. 122 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen heute und hat im Vorjahr 1.041 Neu- und 965 Gebrauchtwagen vermarktet und 57 Mio. Euro Umsatz erwirtschaftet. Zusammen mit der Menton-Gruppe (Reutlingen, Tübingen, Bad Urach) betreibt man seit 2006 erfolgreich die Holding em-mobility GmbH & Co. KG.Kenndaten Des BetriebsAutogalerie Entenmann, Dornierstraße 8, 73730 Esslingen, BMW und MINIMODERNISIERUNG UND ERWEITERUNGBauzeit: 04/2008 bis 11/2008Planung: Architekturbüro Möckel + Partner, Neu-Ulm, www.moeckel-architekt.deNettogeschossfläche gesamt: 6.400 m2Reine Baukosten (ohne MwSt.): 1.200.000 €KENNZAHLEN (nur Standort Esslingen)Mitarbeiter (davon Azubi): 70 (12)Werkstattdurchgänge pro Tag: 35Pkw-NW-Verkäufe 2008: 666Pkw-GW-Verkäufe 2008: 567

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