Ausgabe 21/2013: "Keine Durststrecke"

Zu Jahresbeginn gab es Überbestände und wenig gute Stimmung in der Volvo Händlerschaft. AUTOHAUS sprach nun mit Bernhard Bauer, Geschäftsführer von Volvo Cars Deutschland, wie sich das Jahr seither entwickelt hat. Dabei ging es um Themen wie Händlerrendite und -zufriedenheit, Modellpflege, Flottengeschäft und die aktuellen Vertragsverhandlungen.AH: Herr Bauer, noch zu Anfang des Jahres haben die Händler deutliche Überbestände beklagt und die Stimmung war offenbar mäßig. Hat sich an der Situation inzwischen etwas geändert?B. Bauer: Es stimmt, dass wir und der Handel im vergangenen Jahr einen hohen Lagerdruck aufgebaut hatten. Dies hat auch zu einer temporären Verstimmung beigetragen. In diesem Jahr haben wir die Bestände allerdings radikal abgebaut. Wir haben die Produktion der Nachfrage angepasst, und im Vertrieb gab es keine Abverkaufs- oder Zulassungsaktionen, wie sie oftmals üblich sind. Wir haben jetzt ein sehr niedriges Lagerniveau. Dies hat zu einer deutlichen Verbesserung der Stimmung geführt und der Handel ist derzeit dabei, wieder zu bestellen.HändlerzufriedenheitAH: Hat sich die Händlerzufriedenheit wieder verbessert?B. Bauer: Wir sehen uns als die Marke, die dem Handel am nächsten ist, damit wir gemeinsam die besten Leistungen für unsere Kunden erbringen können. Diese enge Beziehung haben wir nach den Unstimmigkeiten wieder hergestellt, und wir sind dabei, Vertrauen auf hohem Niveau zurückzugewinnen. Ich habe deshalb, neben meiner Verantwortung als Geschäftsführer, selbst auch die Vertriebsleitung übernommen und viele konstruktive Gespräche mit den Partnern geführt.RenditesituationAH: Verdient der Handel mit Volvo Geld?B. Bauer: Wir haben im vergangenen Jahr mit knapp zwei Prozent Händlerrendite gut abgeschnitten. Die besten 25 Prozent unserer Partner lagen sogar bei 3,5 Prozent und darüber. In 2013 stimmt aufgrund des geringen Lagers die Liquidität. Leider geht die Schere zwischen den Händlern, die sehr viel machen und noch gut verdienen, und denjenigen, die weniger aktiv sind und schlechter abschneiden, immer weiter auseinander.Marktbelebung durch ModelleAH: Was tun Sie zur Marktbelebung?B. Bauer: Die deutliche Überarbeitung der Modelljahresmaßnahmen bei den Baureihen 60, 70 und 80 tragen dazu bei, dass der Volvo XC60, im fünften Jahr unser Bestseller, nach wie vor auf höchstem Niveau verkauft wird. Sein Segmentanteil liegt bei zwölf Prozent, und das innerhalb eines sehr starken Wettbewerbsumfeldes. Darüber hinaus bieten wir die klassischen Volvo 'Ikonen-Modelle', Volvo XC90 und Volvo V70, aktuell zu besonders attraktiven Preisen an. Mit einer guten Ausstattung ist beispielsweise der Volvo V70 für 29.900 Euro zu haben. Ab Jahresende führen wir dann in verschiedenen Baureihen die neue Drive-E Motorengeneration ein, die eine Reduzierung von Verbrauch und CO2-Emissionen von bis zu 30 Prozent ermöglicht - unter Beibehaltung bester Leistungswerte. Von diesen Triebwerken erwarte ich einen spürbaren Aufschwung, insbesondere im Gewerbekundengeschäft.AH: Der Volvo V40 hat die möglichen Stückzahlen noch nicht erreicht?B. Bauer: Der Volvo V40 hat bisher sein Potenzial noch nicht ausgeschöpft, das ist richtig. Wir brauchen zwei Jahre bzw. 10.000 Zulassungen, um auf der Straße eine Präsenz zu haben. Erst dann wird dieses bildschöne Auto mit seinem einzigartigen Sicherheitspaket richtig wahrgenommen. Die Einführung des kleinen Benzinmotors T2 sowie das preislich attraktive Editionsmodell You hat inzwischen aber die Verkäufe schon positiv beeinflusst.Stark bei kleinen FlottenAH: Wie hat sich das Flottengeschäft entwickelt?B. Bauer: Wir sind bei kleinen Flotten sehr stark. Hier treffen wir auf unsere Kunden und können ihnen ein maßgeschneidertes Angebot machen. Wir haben auch Händler, die sich ganz besonders auf diesen Fleet-Bereich spezialisiert haben und hier sehr gute Ergebnisse sicherstellen. Beim Verkauf an große Fuhrparks können wir als kleiner Hersteller nicht immer mithalten, das ist aber auch nicht unser Ziel.AH: Beim J.D. Power Report 2013 zur Kundenzufriedenheit belegt Volvo nach 2011 erneut den ersten Platz. Außerdem erzielte die Marke mit dem Volvo V70/XC70 den Sieg im Oberklasse-Segment. Was sagt uns das?B. Bauer: Der J.D. Power Report spiegelt, auf den Punkt gebracht, die Stimme der Kunden wider, sie beurteilen das selbst gefahrene Produkt und die Serviceleistung einer Marke. Das macht den ersten Platz so wertvoll. Für uns ist die wiederholte Top-Platzierung im J.D. Power Report eine Bestätigung für unsere vielfältigen Investitionen in die Händler-Kompetenzentwicklung und die gemeinsamen Anstrengungen, den Kunden und seine Wünsche in den Mittelpunkt unseres Handelns zu stellen.Ergebnis 2013AH: Was werden Sie in diesem Jahr erreichen?B. Bauer: Unser wichtigstes Ziel heißt: ein Prozent Marktanteil zu verteidigen. Das ist nicht einfach in einem weiterhin sehr wettbewerbsintensiven Markt, aber wir arbeiten hart daran. Um dieses Ziel zu erreichen, werden wir zum Jahresende aber keine Zulassungskosmetik betreiben, sondern der Profitabilität höchstes Augenmerk zukommen lassen. Denn: Nur mit zufriedenen Händlern können wir Kunden zufrieden stellen.Neue ModelleAH: Anfang 2015 kommt erst der neue Volvo XC90. Bis dahin anscheinend nichts mehr. Das sieht nach Durststrecke aus?B. Bauer: Wir haben immer gesagt, dass wir auf dem Weg in die Zukunft, also weg aus der engen Zusammenarbeit mit unserem früheren Eigner Ford, hin in eine weitestgehende Alleinstellungsposition unter dem Dach der Geely Holding Group, eine Transformationsphase durchlaufen werden, die auf Produktseite in erheblichem Maße von der Neuentwicklung eigener Plattformen und Motoren beeinflusst wird. In dieser Phase befinden wir uns zur Zeit. Am Horizont sehen wir schon die neuen Premium-Produkte mit vielen außergewöhnlichen Details, in der Realität müssen wir aber noch mit einem Produkt-Portfolio unser Geschäft bestreiten, das vereinzelt auch Kompromisse fordert. Als Durststrecke kann das aber nicht bezeichnet werden, mit Ausnahme des Volvo XC90 ist kein Auto des aktuellen Angebots älter als zwei Jahre, insgesamt also sehr modern und auf der Höhe der Zeit.Neuer VertragAH: Über die aktuellen Vertragsverhandlungen wurde Stillschweigen vereinbart. Was ist der Grund?B. Bauer: Wir befinden uns derzeit im positiven Austausch mit dem Volvo Händlerverband und haben geplant, die Ergebnisse im November zu kommunizieren.AH: Herr Bauer, herzlichen Dank für das Gespräch!

Ausgabe 21/2013: "Keine Durststrecke"

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