Die unsichere wirtschaftliche Lage im eigenen Land lässt viele US-Amerikaner vor dem Kauf eines neuen Autos zurückschrecken. Erschwerend hinzu kommen anhaltende Lieferprobleme der wichtigen japanischen Hersteller infolge des Erdbebens. So sind die gigantischen Zuwachsraten bei den Verkäufen vom Jahresbeginn inzwischen Geschichte. Den deutschen Herstellern geht es allerdings noch vergleichsweise gut.
Im Juli stiegen die Gesamtverkäufe nach Berechnungen des Marktforschers Autodata gerade mal um ein Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Damit rollten nach Angaben vom späten Dienstag annähernd 1,1 Millionen Fahrzeuge von den Höfen der US-Händler. Die deutschen Hersteller erhöhten ihren US-Absatz im Vergleich zum Vorjahresmonat um gut 15 Prozent, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) am Mittwoch in Berlin mitteilte. Besonders gut lief es im Kleintransportersegment, das Liefer-, Pritschen- und Geländewagen umfasst, mit einem Absatzplus von 40 Prozent für die deutschen Produzenten bei einem Zuwachs von fünf Prozent insgesamt.
"Die Branche erholt sich weiterhin, wenn auch in moderatem Tempo", sagte VW-Amerikachef Jonathan Browning. In seinem eigenen Haus hat er keinerlei Grund zur Klage: Die Verkäufe der Marke VW in den Vereinigten Staaten legten um satte 22 Prozent zu. Vor allem die Limousine Jetta lief weiter blendend. Es sei der beste Juli seit neun Jahren gewesen, erklärte das Unternehmen. Konzernschwester Audi verkaufte mit 9.146 Fahrzeugen 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Seit Jahresbeginn setzten die Ingolstädter 65.055 Autos ab (plus 15,6 Prozent).
BMW erreichte mit 26.120 Verkäufen ein Plus von 11,7 Prozent. Davon gehen 21.409 Wagen auf das Konto der Marke BMW (plus 12,3 Prozent), 4.711 konnte die Marke Mini (plus 8,9 Prozent) an den Mann bringen. Der Stuttgarter Wettbewerber Daimler konnte im Juli in den USA mit 21.065 Fahrzeugen 16,7 Prozent mehr Pkw und Transporter absetzen. Beim Transportermodell Sprinter explodierten die Verkäufe um 154,3 Prozent auf 1.732 Stück. Bei Porsche zog vor allem der Cayenne. 1.342 Geländewagen (plus 50 Prozent) dieses Typs konnten an Kunden ausgeliefert werden. Insgesamt verkaufte der Sportwagenbauer 2.768 Wagen - zwei Prozent mehr als im Juli 2010.
"Big Three" legen zu
US-Marktführer General Motors und die Nummer zwei, Ford, kamen immerhin auf Verkaufszuwächse von acht beziehungsweise neun Prozent. Der dritte US-Autokonzern Chrysler - lange das Sorgenkind der Branche - legte um satte 20 Prozent zu. Zusammen stehen die "Big Three" für rund die Hälfte des Gesamtmarkts. Die ebenfalls starken japanischen Autobauer Toyota, Honda und Nissan mussten dagegen teils drastische Einbußen in Kauf nehmen - sie konnten oft schlicht nicht liefern. Nach dem Erdbeben im März normalisiert sich die Produktion nur langsam wieder.
Zuletzt hatten die Zuwachsraten in den Vereinigten Staaten allgemein nachgelassen, weil die Arbeitslosigkeit in dem Land anhaltend hoch ist. Hinzu kam die Unsicherheit durch das politische Hickhack um die Anhebung der Schuldenobergrenze. (dpa)