Von Prof. Hannes Brachat
Die BFC Northeim ist eine Bildungseinrichtung des ZDK. Seit drei Jahren fungiert Mercedes-Benz-Vertreter Helmut Peter, Nordhausen, als Vorstandsvorsitzender. Man weiß von ihm: Was er in die Hand nimmt, erhält Richtung.
Worin liegen die markanten Eckpfeiler dieser drei Jahre?
Helmut Peter: "Da gab es noch finanziell einiges abzuwickeln, vor allem mit dem in der Branche vielfach bedauerten Abschied der BFC Calw. Wir haben das Dozententeam qualitativ profiliert. Und wir haben inzwischen die Wirtschaftskraft, dass wir jedes Jahr 50.000 Euro in die qualitative Lehrmittelausstattung wie in die Lebensqualität der Studierenden einsetzen können. Wir konnten einige Hersteller, Importeure, Zulieferer, Freie- wie Herstellerbanken für unsere Institution öffnen. Die Santander Consumer Bank AG, Veedol, die Adam Opel AG, Suzuki, Subaru - sie unterstützen die BFC mit Stipendien, Fahrzeugen, Prämien für die besten Studenten u.a. Das heißt aber nicht, dass wir nicht für weitere Unternehmen offen wären. Interessierte sind heute schon zu unserem jährlichen Branchenabend am Vorabend der Verabschiedung des BFC-Jahrgangs 2017 am 29. Juni 2017 eingeladen. Ein echter Branchenevent!"
Realismus
Nun weiß man weiter, dass Helmut Peter einen besonderen Sinn für Realismus hat. Wie gelingt es da, die unterschiedlichsten Geister zusammenzubringen?
Helmut Peter: "Das Thema Geduld ist für einen Vollblutunternehmer wie mich nicht gerade meine erste Tugend. Unser BFC-Vorstand setzt sich aus Persönlichkeiten aus allen Regionen Deutschlands zusammen, wie er unterschiedlicher nicht sein könnte. Von Geschäftsführern von Landesverbänden, Innungsgeschäftsführern bis hin zu ZDK-Führungskräften und wenigen Unternehmern. Ich musste mich darin üben, viele Meinungen zusammenzufügen, um das Beste für die BFC zu erzielen. Nochmals, ich bin kein Freund langer Debatten, weil ich weiß, wohin der Weg laufen sollte. Die BFC ist eine ZDK-Einrichtung und wird getragen von Unternehmern. Und das sollte man schon spüren, dass wir eine Unternehmerinstitution sind. Wir tun das für die Branche und nicht für irgendwelchen Bürokratismus. Ich bin daher dem ZDK-Präsidenten Jürgen Karpinski wie dem ZDK-Hauptgeschäftsführer Dr. Axel Koblitz für deren hohes Vertrauen sehr dankbar. Damit ist ein hoher Freiheitsgrad verbunden, den ich sehr zu schätzen weiß. Anders könnte ich das nicht stemmen."
Persönliche Präsenz
Und wie sieht die unmittelbare Präsenz für den Vorstandsvorsitzenden aus?
Helmut Peter: "Da stehe ich in sehr engem, regelmäßigen Austausch mit der Studiendirektorin Sylvia Gerl. Sie ist die eigentliche Macherin. Sie ist gerade in Sachen Akquise der Studenten sowie dem gesamten Ablauf der Ausbildung so eingespannt, dass wir nach und nach eine zweite Kraft aufbauen müssen, die das alles Hand in Hand mit ihr weiterentwickelt. Ich selbst bin jeweils zur Eröffnung des Studienjahres sowie zu weiteren Studienhighlights wie Wandertag, Weihnachtsfeier im Harz, Exkursionen und Abschlussveranstaltungen dabei. Mir liegt auch an den engen Kontakten zu den Semestersprechern, mit denen ich mich nach den ersten vier Wochen nach Studienbeginn treffe. Ich will wissen, was läuft. Da reicht bis zu den Mietpreisen in der Stadt. Da muss man dann in Folge Gespräche mit der einen und anderen Bank führen. Das neue Studienjahr beginnt jeweils Ende August, Anfang September und dauert elf Monate. Normalerweise hat ein Studienjahrgang zwischen 120 und 150 Studenten. Für das neue Studienjahr können noch einige Plätze belegt werden."
Motivationsfaktoren
Und was motiviert Helmut Peter selber bei seinem BFC-Engagement?
Helmut Peter: "Ich kam zu dieser Aufgabe über unser Autohaus in Northeim. Unsere Firmenzentrale ist in Nordhausen. Das liegt 70 Kilometer auseinander. Ich habe über Jahre immer schon junge Mitarbeiter zur BFC zum Studium geschickt. Und ich kann das anderen Unternehmern nur raten. Sie erhalten tüchtige junge Menschen in ihr Unternehmen zurück. Wir haben an der BFC bewusst auch das Fernstudium geschaffen, das ohne Frage noch intensiver genutzt werden könnte. Wünschenswert wäre auch, dass Inhalte im Rahmen der Verkäufer-Zertifizierung anerkannt werden könnten. Hier sollte man sich bei gutem Willen noch mehr aufeinander zubewegen. Leider hat man es bei der Verkäufer-Zertifizierung bis heute nicht geschafft, zwischen den Marken mehr zu kooperieren. Da meint immer noch jeder Hersteller oder Importeur, seine eigene Suppe kochen zu müssen, obwohl einige Inhalte - von Rechtsfragen im Verkauf bis zum Leasinggeschäft - für alle dieselbe Ebene haben. Eine mentale Digitalisierung findet da leider immer noch nicht statt, obwohl man hier enorme Verkäuferausbildungskosten senken könnte.
Ich habe aktuell 15 Flüchtlinge in unserem Unternehmen zur vierjährigen Lehre eingestellt. Drei davon sehe ich morgen beim Studium an der BFC. Und das ist doch eine schöne Seite unseres Unternehmerdaseins, nämlich zu sehen, wie die Saat wächst und Früchte trägt. Und da bin ich im Rückblick - bei allen Schwierigkeiten und aller Zähigkeit - freudig dankbar für das bislang erreichte. Ich wünschte mir noch mehr BFC-Unterstützung aus den ostdeutschen Kfz-Innungen. Auch im Förderverein gibt es noch zu einige weiße Flecken, die durchaus über manche Händlerverbände, Innungen, Autohaus-Ketten sowie Zulieferer, Hersteller und Importeure besetzt werden können. Ich fühle mich dann immer daran erinnert: Das Gras wächst nicht schneller, indem du daran ziehst. Das verwechseln aber manche. Bei der BFC geht es nicht um Gras, sondern um die wichtigste Ressource in unserer Branche, die Mitarbeiter. Sie werden gerade morgen die wichtigste Differenzierungsquelle im Autohaus sein. Ich möchte einmal mehr die nötige Solidarität in der Branche anmahnen!"
Branchenevent an der BFC in Northeim