Ausgabe 01-02/2007: GM / Dello gilt seit vielen Jahrzehnten als ...

GM / Dello gilt seit vielen Jahrzehnten als Synonym für Opel in Hamburg. Man hat aber auch ein Faible für die amerikanischen Derivate von GMAmischlittenVon Ralph M. MeunzelDie Marken Cadillac, Corvette, Pontiac, Buick, Oldsmobile, Chevi oder Hummer kennt in Deutschland jedes Kind. Dazu hat auch Hollywood entscheidend beigetragen. Zwischen der Bekanntheit der Straßenkreuzer einerseits und ihrem Markterfolg in Deutschland andererseits liegen allerdings Welten. In Zeiten, in denen das Barrel Erdöl zu Höchstpreisen gehandelt wird, lassen sich die teilweise für ihren großen Durst bekannten, typisch amerikanischen Modelle inzwischen nur noch begrenzt vermarkten. Einen Ausweg bietet hier die Umstellung auf Gasantrieb, der aus einem Hummer zwar kein preisverdächtiges 3-Liter-Auto macht, aber immerhin die Spritkosten deutlich reduziert. Rund 50 Stück des von einem Militärfahrzeug abgeleiteten Geländewagens vom Typ H2 und H3 konnten im vergangenen Jahr abgesetzt werden. Der bekannteste Hummer-Kunde in Hamburg ist übrigens Dieter Bohlen.Aus LeidenschaftDen Import der US-Marken Cadillac, Corvette, Chevrolet (Tahoe) und Hummer sowie teilweise den Verkauf in den eigenen Autohäusern hat die Kroymanns-Gruppe 2004 von GM in Zürich europaweit übernommen. Auch aus Leidenschaft und Tradition hat sich Dello als einer der wenigen Händler entschlossen, in ein Cadillac Experience Center zu investieren. Edles Mobiliar und feinste Böden sollen jetzt zum Kauf der drei Cadillac-Modellreihen und der Corvette-Modelle animieren. Dass von den US-Wagen trotz mancher Widrigkeit eine große Anziehungskraft ausgeht, belegt die tägliche Kundenfrequenz am Nedderfeld. "Das Geschäft war immer kompliziert, ist aber interessant", so der geschäftsführende Gesellschafter Kurt Kröger. Insgesamt vermarktet die Dello GM-Dependance am Nedderfeld pro anno rund 130 Fahrzeuge.Straßenkreuzer für den KiezVerkaufsleiter Andreas Zopp hat die GM-Marken inzwischen von Holger David übernommen. David hat die sehr guten Zeiten der US-Importe erlebt. Dello wurde zum 1. Januar 1963 offizieller Händler. Die Fahrzeuge kamen dann für fünf Jahre aus Antwerpen. "Vorher sind wir nach New York gefahren und haben die Autos eigenhändig importiert mit alle Problemen hinsichtlich Garantie und Ersatzteilversorgung", erkärt David. Er kann sich aber auch an die besten GM-Zeiten erinnern: "Der Chevrolet Impala war bei uns beispielsweise ein Renner und vom Camaro verkauften wir 1978 über 1.000 Autos zum unschlagbaren Preis von 16.999 Mark." In den 60er und 70er Jahren zählten auch die Damen und Herren vom Kiez zur gut zahlenden Kundschaft. Das habe sich inzwischen geändert, da dieses Hamburger Klientel teilweise auf andere Fabrikate umgestiegen sei, ergänzt der Dello-Chef und weiter: "Der Verkaufserfolg unserer US-Produkte hing letztlich immer vom Dollar-Kurs ab. Wenn der Wechselkurs sehr günstig war, konnten wir sehr gute Absätze erzielen. Bei teurem Dollar stockte der Verkauf." Über 100 JahreDie Geschichte von Dello in Hamburg beginnt allerdings lange vor der Hoch-Zeit der Straßenkreuzer in Deutschland. 1898 beginnt Ernst Dello, August Praesent stößt als weiterer Partner dazu, als Fahrradhändler. Der Juniorpartner will sich auch im Automobilbereich etablieren, was dazu führt, dass Dello ausscheidet, der Name aber erhalten bleibt. Das Zweirad bleibt zunächst das Rückgrat des Unternehmens. 1903 übernimmt man die Vertretung von den Brüdern Opel und die Erfolgsgeschichte beginnt. Bis zum Ende der 20er Jahre verkauft Dello das 10.000. Fahrzeug mit dem Blitz. Der Marktanteil steigt auf fast 40 Prozent. Nach dem Tod des Gründers übernimmt dessen Sohn Heinz-Rudolf mit 23 Jahren die Firma. Dessen Frau Lisa Praesent muss 1944 nach dem tödlichen Unfall des Nachfolgers einspringen und steht 1945 vor den ausgebombten Betrieben. In den 50ern wächst das Opel-Haus mit dem Auto-Boom. Nach dem Tod von Lisa Praesent übernimmt ihr Sohn Hans Ravenborg das Autogeschäft und führt das Unternehmen in den Folgejahren zu neuer Blüte. Markenportfolio ausgebautNoch vor vier Jahren stand das Autohaus als Synonym für den Namen Opel beziehungsweise General Motors, doch das Unternehmen nutzte die Möglichkeiten der neuen GVO. Nach den hohen Marktanteilsverlusten von Opel blieb letztlich gar nichts anderes übrig, als sich neu auszurichten. Inzwischen hat sich Dello Hamburg in ein Mehrmarkenunternehmen verwandelt. "Wir haben uns seit 2003 neu aufgestellt, ohne das Opel-Geschäft zu gefährden", erklärt Kröger die Strategie. Der Unternehmer hat die Geschäftsleitung 1987 von Hans Ravenborg übernommen. In den derzeit 31 Betrieben wird jetzt mit insgesamt zwölf Marken zuzüglich der GW-Marke "Automega" mit drei Standorten gehandelt. Die 870 Mitarbeiter werden 2006 einen Umsatz von 400 Millionen Euro erwirtschaften. Zügige ExpanisonDie Übernahme weiterer Marken ist mit der Ausweitung des Verkaufsgeschäfts über Hamburg hinaus verbunden. So ist Dello beispielsweise inzwischen unter anderem in Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein vertreten. In diesem Jahr werden 12.000 Neu- und 12.500 Gebrauchtwagen abgesetzt. Mit 9.000 Neuwagen ist das Handelshaus weiterhin einer der größte Opel-Einzelhändler. Die Unternehmenszentrale am Nedderfeld wird derzeit neu gestaltet. Hier hat Dello 1968 die erste Automeile in Deutschland gegründet. In der Straßenzeile sind sämtliche Marken vertreten. Mit 37 Werksniederlassungen ist Hamburg das von Herstellern am dichtesten besetzte Gebiet. "Wir als unabhängige Händlergruppe haben damit einen besonderem Wettbewerbsdruck", so Kurt Kröger. Das Unternehmen setzt deshalb auf ein konsequentes Marketing, das den Markennamen in den Mittepunkt stellt. Nur mit hohen Rabatten im Autogeschäft zu arbeiten ist für den Unternehmer ein Beleg für die Ideenlosigkeit des Handels.

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