Von Patrick Neumann/AUTOHAUS
Zum ersten Mal hat mit Bodo Ramelow, Ministerpräsident des Freistaates Thüringen, ein hochrangiger Politiker einen AUTOHAUS-Kongress eröffnet. Der Titel seiner Keynote am Montagabend in Göttingen lautete: "Wohin entwickelt sich die Autoindustrie?" Und Ramelow, bekannt für seine klaren Worte, outete sich gleich zu Beginn als Dieselfan. "Ich bin seit 30 Jahren bekennender Dieselfahrer", so der Politiker der Linken vor den gut 200 Gästen. In dieser Rolle fühle er sich derzeit mehr als unwohl, machte er im Nachbarbundesland deutlich. Bezogen auf den Dieselskandal appellierte er an die Autobauer: "Bereinigt das, was Ihr angerichtet habt!" Ferner wünschte er sich von den deutschen Autoherstellern eine klare Linie, welchen Antrieb sie denn nun favorisieren. Auch die Diskussion über Mobilität und Individualverkehr sei ihm zu kurzatmig.
Und die Rolle des Autohauses in der Zukunft? Für Ramelow ist es "nach wie vor ein emotionaler Punkt, bei dem sich Menschen treffen". So die gute Aussicht für die zahlreich anwesenden Autohändler. Doch sie müssen sich stark verändern. "Die Digitalisierung holt uns alle ein", ist sich der Ministerpräsident sicher.
Nur gut, dass die rund 270 Teilnehmer des Kongresses "Autohaus-Zukunft 2025" die digitalen Trends und Treiber wenige Stunden später direkt von den namhaften Experten und engagierten Autohändlern erfuhren. Quasi face-to-face, wie es neudeutsch so schön heißt, mit Zukunfts-Impulsen. Vom noch ganz frischen Facebook Marketplace für Autos über das digitale Autohaus, wie es sich die Lueg-Gruppe vorstellt, die nahtlose Verknüpfung von on- und offline, die künstliche Intelligenz im Autohandel sowie die Herausforderungen in der Multikanalwelt.
Shell-Stipendien: Großer Applaus am Vorabend
Zum ersten Mal fand "Autohaus-Zukunft 2025" in Kooperation mit der Bundesfachschule für Betriebswirtschaft im Kraftfahrzeuggewerbe (BFC) aus Northeim statt. Deren Vorstandsvorsitzender und Autohausunternehmer Helmut Peter begrüßte gemeinsam mit Geschäftsführerin Sylvia Gerl am Vorabend auch die zahlreichen BFCler – für die Shell erstmals zwei Stipendien im Wert von jeweils 6.000 Euro ausgelobt hatte. „Wo könnte die Vergabe besser sein, als beim Zukunftskongress“, betonte Matthias Klintzsch, Verkaufsleiter Autohaus- und Werkstattgeschäft bei Shell Deutschland. Ein kurzer Spannungsbogen, großer Jubel und zwei glückliche Gesichter: Fabienne Herrmann und Maximilian Fiegler hatten sich mit ihrer Studienarbeit im Stipendiaten-Rennen durchgesetzt. Eine Investition in die Zukunft.
8 Thesen von der Kongressbühne:
- „Erfolgreiche Händler betreiben aktives Community-Management und zielgerichtete Business-Initiativen.“ Ben Keller, Client Partner Automotive DACH bei Facebook
- „Wir müssen anfangen, Daten besser zu verstehen und zu verbinden.“ Ralf Schütte, Mitglied der Geschäftsleitung, Fahrzeug-Werke Lueg
- „Digitalisierung muss Chefsache sein.“ Lars Eßmann, Leiter Service Deutschland Marke Volkswagen Pkw
- „Erzeugen Sie Wow-Effekte in der Customer Experience.“ Marcus Götz, Head of Emerging Technologies & Innovation bei Ameria
- „Man sollte die Vorteile der persönlichen Beratung mit digitalen Elementen kombinieren.“ Fabian Dierschke, Leiter Porsche Zentrum Mannheim
- „64 Prozent der Verbraucher fühlen sich nicht gut über Elektroautos im Allgemeinen informiert.“ Markus Winkler, Executive Vice President bei Capgemini Invent
- „Voice is becoming the new normal.“ Benjamin J. Richter von Google Cloud
- „Nur wenige sind mit dem Prozess des Autokaufs zufrieden.“ Daniel Breves, Commercial Director bei mobile.de
Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in AUTOHAUS 23-24/2018, das am 17. Dezember erscheint.