Know-how-Serie "Der Banker fragt": Nachhaltigkeit im Automobilhandel
Nachhaltigkeit ist eines der wichtigsten Themen unserer Zeit. Gerade für Unternehmen wie Werkstätten und Autohandelsbetriebe mit direktem Kundenkontakt ergibt sich auch die Chance, sich als besonders umweltbewusst und zukunftsorientiert zu präsentieren. Was ist Kunden wichtig, was wurde vom Handel bereits umgesetzt?
Wann ist ein Betrieb, dessen Kerngeschäft der Handel mit Fahrzeugen ist, eigentlich „nachhaltig“? Nachhaltigkeit wird heute oft gleichgesetzt mit einer klimafreundlichen Ausrichtung, einer Unternehmensführung, die bestrebt ist, klimaschädigende Treibhausgase zu minimieren bzw. langfristig auf null zurückzuführen. Man könnte zum einen a) Energie sparen und b) auf regenerative Quellen umsteigen. Nachhaltig handelt aber auch, wer den Trinkwasserverbrauch reduziert und sich Gedanken um sein Müll-Recycling macht. Das alles „lohnt“ sich nicht nur, weil es unser aller Zukunft sichern hilft, sondern auch, weil es die Betriebskosten senkt und nicht zuletzt: Kunden begeistert. Wie unsere repräsentative Zwei-Seiten-Erhebung unter Autohäusern und deren Kunden zum gleichen Thema zeigt, ist die Wahrnehmung allerdings in manchen Punkten durchaus divergent.
Große Betriebe oft Vorreiter
In vielen Bereichen, die die Nachhaltigkeit eines Autohauses betreffen, sind sehr große Betriebe mit über 500 verkauften Neuwagen pro Jahr Vorreiter. 97 % haben ihren Strombedarf über entsprechende Maßnahmen reduziert, 60 % nutzen erneuerbare Energien, 38 % ein Umweltmanagementsystem. Auch beim Knackpunkt dieser Erhebung, dem Angebot vergünstigter Konditionen für Elektrofahrzeuge und Hybride, führen sie mit 48 %.
Nachhaltige Produkte auf Platz 1
So ist ein „nachhaltiges Autohaus“ für Kunden vor allem eines, das nachhaltige Automobile verkauft, am besten Elektro- und Hybridfahrzeuge zu vergünstigten Konditionen (48 %). Dass das verkaufte Produkt einmal selbst derart in den Fokus aller Klimaschutzbestrebungen geraten würde, war natürlich nicht unbedingt absehbar. „Vergünstigte Konditionen für den Kauf von BEV und PHEV“ bieten nach eigener Auskunft derzeit 30 % der Händler. Wie immer gilt: Etwas, das Kunden zu 48 % nachfragen, sollte im Handel zu 100 % angeboten werden. Also: Ja, hier gibt es Nachholbedarf. Es ist zu vermuten, dass sich hinter dem 48-%-Voting vor allem der Kundenwunsch verbirgt, zum Thema „alternative Mobilität“ überhaupt eine relevante Beratung und ein Angebot vom Händler zu bekommen. Betriebe, die das Thema offensiv und glaubwürdig vorantreiben, können hier mit Sicherheit punkten und sich ein Stück weit vom Wettbewerb absetzen.
Glaubwürdigkeit unterstreichen
Ein Autohaus, das nachhaltige Mobilität offeriert, kann seine Glaubwürdigkeit mit weiteren Maßnahmen unterstreichen. Wichtig finden Kunden Maßnahmen zur Reduzierung des Strombedarfs beispielsweise durch Installation von LED-Beleuchtungskonzepten (41 %). 79 % der Händler haben das bereits umgesetzt. Logischerweise sollte auch die Stromquelle regenerativ sein: 40 % der Autofahrer finden das wichtig, 41 % der Händler haben entsprechende Maßnahmen ergriffen. Übrigens schadet es nicht, die neu installierte Photovoltaikanlage und den hohen Ökostrom-Anteil marketingtechnisch zu erwähnen, wo immer das angebracht scheint. Tue Gutes und rede darüber. Auf den weiteren Plätzen: die Reduzierung des Wasserbedarfs – 32 % der Kunden sähen das gerne, 35 % der Händler haben bereits gehandelt und nutzen z. B. zusätzlich das Regenwasser. Es folgt aus Kundensicht die Teilnahme an Umweltprojekten (29 %), darunter könnten Wiederaufforstungen oder andere CO2-Ausgleichsprojekte fallen. Auf Handelsseite findet das nur mit 12 % Wiederhall. Vielleicht wäre es an der Zeit, Sponsoring-Bemühungen einen Drall in eine nachhaltigere Richtung zu geben.
Die beliebtesten Stellhebel ...
... für mehr Nachhaltigkeit im Autohaus sind aus Sicht des Handels: Umstellung der Beleuchtung (53 %), Abfall reduzieren und trennen (51 %) sowie die Nutzung regenerativer Energien (47 %). Die Förderung von Elektro- und Hybridfahrzeugen über günstige Konditionen liegt dagegen mit 20 % abgeschlagen auf dem letzten Platz.
Nachhaltigkeit in Handel und Service
Es ist das Produkt: Das „nachhaltige Autohaus“ gibt es als Thema seit vielen Jahren. Kunden assoziieren damit aktuell jedoch vor allem Betriebe, die nachhaltige Autos (zu günstigen Konditionen) verkaufen.
Das Umfeld muss passen: Natürlich passt es perfekt ins Gesamtbild eines Betriebes, wenn zu den E-Fahrzeugen im Showroom auch die Solarzellen auf dessen Dach glitzern.