Volkswagen könnte nach einer aktuellen Prognose bereits in diesem Jahr die globale Absatzkrone an sich reißen. Der Wolfsburger Autobauer weise dank seiner starken Position in China und Europa derzeit die größte Dynamik unter den Top-drei-Konzernen auf, schreibt Branchenexperte Stefan Bratzel in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie. Sein Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach hatte die Geschäftszahlen der 16 weltweit tätigen Autohersteller im ersten Kalenderhalbjahr 2014 ausgewertet.
Demnach überholte VW im Untersuchungszeitraum mit 5,11 Millionen Pkw und leichten Nutzfahrzeugen bereits Branchenprimus Toyota (5,02 Millionen). General Motors (4,92) landete auf Rang drei. Bratzel rechnet damit, dass die Niedersachsen bei aktueller Marktentwicklung auch im Gesamtjahr erstmals zum größten Autohersteller aufsteigen könnten: mit 10,1 Millionen Fahrzeugen – knapp gefolgt von Toyota (10,05) und GM (10,0).
Bratzel: "Ausschlaggebend für Volkswagen ist derzeit die Marktpositionierung in den automobilen Kernmärkten USA, Europa und vor allem China". Der Konzern wachse in China mit überdurchschnittlichen 17,5 Prozent und damit deutlich schneller als GM (plus 10,5 Prozent) und Toyota (plus zwölf Prozent). Zudem profitiere VW als Marktführer von einem leicht anziehenden europäischen Markt, so dass die schlechte Performance in den USA (minus 6,2 Prozent) überkompensiert werden könne.
Konkurrenten mit Problemen
Probleme sieht der Experte hingegen bei der Konkurrenz: "GM muss in Europa den Wegfall der Marke Chevrolet verkraften, die von Zuwächsen durch Opel/Vauxhall nicht vollständig ausgeglichen werden können." Und Toyota werde die Anfang April eingeführte Mehrwertsteuererhöhung auf wichtigen Heimatmarkt Japan für den Rest des Jahres belasten.
Die CAM-Prognose zeigt auch: Die drei Autoriesen spielen 2014 in ihrer eigenen Absatzliga. Die Nummer vier, Hyundai-Kia, kann mit einem erwarteten Wachstum von etwa 5,4 Prozent den Abstand zu dem Führungstrio nicht entscheidend verkürzen. Laut Bratzel müssen die Koreaner wahrscheinlich sogar die Allianz von Nissan und Renault vorbeiziehen lassen.
"Unsicherheiten nehmen zu"
Insgesamt geht das CAM von 75,5 Millionen verkauften Pkw im laufenden Jahr aus, das wäre ein Zuwachs um rund vier Prozent. Wachstumsmotoren seien einmal mehr China (plus elf Prozent) sowie die USA und Westeuropa mit jeweils vier Prozent Steigerung. Trotz des "sehr guten Jahresverlaufs" warnte Bratzel: "Die Wettbewerbsintensität bleibt enorm hoch und die Unsicherheiten nehmen zu. Insbesondere die Russland/Ukraine Krise, die noch nicht gelösten Strukturprobleme in den wichtigen EU-Ländern wie Frankreich und Italien sowie die wirtschaftlichen Probleme in Brasilien und Argentinien könnten die Autoindustrie in der kommenden Zeit belasten." (rp)
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