Der ehemalige Automanager Bernd Pischetsrieder muss sich wegen Steuerhinterziehung vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 63-Jährigen vor, in den Jahren 2000 bis 2003 insgesamt etwa 234.000 Euro Einkommensteuer hinterzogen zu haben. Pischetsrieder bestritt am Montag, absichtlich unwahre oder unkorrekte Angaben beim Finanzamt gemacht zu haben. "Das wäre auch ausgesprochen dumm gewesen", sagte er vor dem Münchner Landgericht. Den monierten Fehlbetrag hat er laut Staatsanwaltschaft inzwischen beglichen - die entsprechenden Bescheide aber bereits angefochten. Bei einer Verurteilung drohen ihm eine Geld- oder Bewährungsstrafe.
Im Detail geht es darum, dass Pischetsrieder Schuldzinsen aus Darlehen für diverse Immobilienobjekte in München und Chemnitz sowie für ein eigen genutztes Anwesen in Breitbrunn am Chiemsee umgeschichtet und so seine Steuerlast gemindert haben soll. Pischetsrieder habe für das Anwesen in Breitbrunn beim zuständigen Finanzamt in Rosenheim eine Gewinnerzielungsabsicht geltend gemacht. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft hatte er diese jedoch nicht einhalten können. Um den tatsächlichen Schuldenstand gegenüber dem Fiskus zu verschleiern, habe er Darlehens-Schuldzinsen für Breitbrunn als steuermindernde Werbungskosten für andere Objekte ausgegeben.
Das Verfahren war auf Betreiben eines Betriebsprüfers des Finanzamtes Rosenheim ins Rollen gekommen, der bei Pischetsrieder vorstellig geworden war. Der Beamte bestätigte am Montag, dass ohne die Umschuldung die Steuerminderung hinfällig gewesen wäre. Pischetsrieder berief sich dagegen darauf, dass das Finanzamt die Vorgehensweise sechs Jahre zuvor gebilligt habe. "Deshalb hatte ich nicht die geringsten Bedenken. Ich kam gar nicht auf die Idee, dass ich eine Straftat begehen könnte. Ich habe geglaubt, richtig zu handeln." Der Ex-Manager gab sich wohlgelaunt und selbstbewusst.
Urteil könnte am Dienstag fallen
"Dann sagen Sie mir einmal, wie ein schlichter Diplom-Ingenieur, der Autos bauen kann, das wissen soll", antwortete er auf Vorhaltungen, dass seine Steuererklärungen ziemlich fragwürdig seien. Der Finanzbeamte und Pischetsrieders Steuerberater sollen am Dienstag erneut angehört werden. Im Anschluss könnte das Gericht ein Urteil fällen.
Pischetsrieder war von 1993 bis 1999 BMW-Chef, musste dort aber nach dem Debakel um die kostspielige Übernahme der britischen Rover Group gehen. Auch bei VW scheiterte der einst als Visionär gefeierte Manager. Er hatte dort 2002 den Chefsessel von Ferdinand Piëch übernommen, dessen Rückendeckung jedoch bald verloren. 2006 musste er den Chefsessel in Wolfsburg verlassen. Er hat allerdings noch bis April 2012 einen Vertrag mit dem Unternehmen und berät nach eigenen Angaben den Vorstand. (dpa)