Bei der Aufarbeitung des Abgas-Skandals ist Volkswagen Medienberichten zufolge vorangekommen. Wie "Süddeutsche Zeitung" (Wochenendausgabe), NDR und WDR berichteten, hat in den vergangenen Monaten ein Kronzeuge, der selbst an den Manipulationen beteiligt gewesen sein soll, bei internen Befragungen im Autokonzern umfassend ausgesagt. Gegen den Kronzeugen ermittle auch die Braunschweiger Staatsanwaltschaft. Ein VW-Sprecher wollte den Bericht am Freitagabend nicht kommentieren. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft war nicht erreichbar.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Betrugsverdachts gegen mehrere VW-Mitarbeiter. Bei VW laufen außerdem interne Untersuchungen. Volkswagen hatte angekündigt, zur Hauptversammlung im April einen Bericht zum Skandal vorlegen zu wollen. Der Autobauer hatte mit Hilfe einer Software Abgas-Tests bei Dieselfahrzeugen manipuliert. Dies hatte den Konzern in eine schwere Krise gestürzt.
Den Berichten zufolge besagen die vorliegenden Erkenntnisse, dass nahezu alle mit den Abgas-Problemen befassten Führungskräfte in der Motoren-Entwicklung von den Manipulationen gewusst hätten oder gar daran beteiligt gewesen seien. In der betreffenden Abteilung sei es kein Geheimnis gewesen, dass VW bei den Abgastests der Behörden in den USA und Europa nur so die Schadstoff-Grenzwerte für Stickoxid offiziell habe einhalten können, hieß es. Viele Mitarbeiter und Manager in dieser Abteilung seien eingeweiht gewesen. Um sich zu schützen, habe in der Abteilung ein "Schweigegelübde" geherrscht. Andere Bereiche im Konzern hätten davon nichts wissen sollen, von Ausnahmen abgesehen.
Manipulation startet 2006
Die Manipulation hätten im November 2006 begonnen. Laut den Erkenntnissen soll damals soll ein größerer Kreis von Mitarbeitern in der Motoren-Entwicklung den Einsatz der Betrugs-Software besprochen haben.
Wie bereits bekannt, war der Ausgangs-Punkt des Skandals eine strategisch groß angelegte Diesel-Offensive von VW in den USA in den Jahren 2005 und 2006. VW hatte damals massive Absatzprobleme in den USA. VW wollte die Hybridtechnik des Erzrivalen Toyota mit einem «Clean Diesel» ausstechen. Diese Technik sollte sauber, aber nicht zu teuer sein. Dies aber war nur mit Hilfe der Manipulations-Software zu erreichen.
Die VW-Spitze hatte stets betont, dass von den Manipulationen in der Motorsteuerung nur eine kleine Gruppe von Mitarbeitern gewusst habe, nicht aber Vorstand und Aufsichtsrat. VW hatte als Reaktion auf den Abgas-Skandal mehrere Mitarbeiter beurlaubt. (dpa)
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