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Übernahme perfekt: PSA kauft Opel

06.03.2017 14:59 Uhr
Übernahme perfekt: PSA kauft Opel
PSA hat sich mit GM auf die Übernahme von Opel geeinigt.
© Foto: AP Photo/Martin Meissner

Bis zum Ende des Jahres soll Opel französisch werden – und doch eine deutsche Marke bleiben. Nach dem Kauf durch PSA muss sich der Hersteller auf einen strammen Kurs zur Kostensenkung einstellen.

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Der französische Autokonzern PSA will nach dem vereinbarten Kauf von Opel einen tiefgreifenden Sanierungskurs bei dem verlustreichen deutschen Hersteller durchziehen. Ein Drei-Jahres-Plan solle Opel bis 2020 wieder profitabel machen, sagte PSA-Finanzchef Jean-Baptiste de Chatillon am Montag in Paris. Die Franzosen verständigten sich mit der Opel-Mutter General Motors (GM) auf einen Kaufpreis von 1,3 Milliarden Euro, die Übernahme soll bis zum Ende dieses Jahres unter Dach und Fach sein. Kurzfristig gibt es noch Jobgarantien für Opel – aber die spätere Zukunft ist ungewiss.

"Das gibt uns die Gelegenheit, ein echter europäischer Auto-Champion zu werden", meinte PSA-Chef Carlos Tavares zu dem offiziell vorgestellten Übernahmeplan. Auf dem europäischen Markt wird der französische Konzern mit seinen bisherigen Marken Peugeot, Citroën und DS durch den Opel-Kauf zur Nummer zwei hinter der VW-Gruppe.

Tavares machte deutlich, dass er Opel nach Jahren roter Zahlen auf Effizienz trimmen will. Mittelfristig wird ein Jobabbau befürchtet. Die IG Metall warnte den künftigen Eigentümer vor Einschnitten. "Wir setzen nicht auf Kahlschläge, wenn das irgendjemand anderes tun würde, wüssten wir uns dagegen auch zur Wehr zu setzen", sagte der Chef des Gewerkschaftsbezirks Mitte, Jörg Köhlinger. Der Beschäftigte Milan Sommer sagte in Rüsselsheim: "Wir müssen zusammenhalten und um jeden Arbeitsplatz kämpfen." Er mache sich Sorgen um die Zukunft. Ein Kollege sprach dagegen von "Aufbruchsstimmung" bei Opel.

Der PSA-Chef bekräftigte seine Vorstellung, dass der Sanierungsplan von Opel selbst kommen müsse. Er sei zuversichtlich, dass die Kehrtwende mit Unterstützung von PSA beschleunigt wird. "Gleichzeitig respektieren wir die Verpflichtungen, die GM gegenüber den Mitarbeitern von Opel/Vauxhall eingegangen ist." Die rund 19.000 deutschen Opel-Beschäftigten sind noch bis Ende 2018 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt.

Die Bundesregierung und die Bundesländer mit Opel-Standorten pochten bei den weiteren Schritten auf Transparenz und Mitsprache der Arbeitnehmer-Vertreter. "Die Verträge müssen intensiv geprüft werden, insbesondere von den Vertretern der Arbeitnehmer", erklärten Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) und die Regierungschefs von Rheinland-Pfalz, Hessen und Thüringen. Die Wettbewerbsbehörden müssen dem Kauf noch zustimmen. Bei PSA steht im Mai eine außerordentliche Hauptversammlung zu der Übernahme an.

PSA kauft laut der Vereinbarung das gesamte europäische Autogeschäft von GM mit Opel und der Schwestermarke Vauxhall in Großbritannien. Zudem übernehmen die Franzosen in einem 50/50-Joint Venture mit der Großbank BNP Paribas die zugehörige Finanzierungsbank GM Financial. Dafür fließen nochmals 900 Millionen Euro. Insgesamt ist der Deal für GM 2,2 Milliarden Euro wert, wovon PSA 1,8 Milliarden Euro zahlt.

Leistung ist der beste Schutz

Tavares gab kein Versprechen zum Erhalt aller Fabriken ab. Er machte aber klar, dass Werksschließungen aus seiner Sicht nicht unbedingt notwendig sind, falls die Produktivität gesteigert werden kann: "Das einzige, was uns beschützt, ist Leistung." Der Manager sieht ein hohes Einsparpotenzial, er will bis 2026 Synergieeffekte von 1,7 Milliarden Euro jährlich erzielen. So sollen die Fahrzeuge künftig auf gemeinsamen Plattformen entstehen. Als Beispiele nannte er auch Mengeneffekte im Einkauf und eine effizientere Produktion. Tavares hatte zuvor betont, Opel als deutsche Marke erhalten zu wollen.

Beim kniffligen Problem der in Opel-Fahrzeugen genutzten GM-Patente gibt es eine Übergangslösung. "Opel/Vauxhall wird auch weiterhin von den Urheberrechtslizenzen von GM profitieren, bis die Fahrzeuge in den kommenden Jahren nach und nach auf PSA-Plattformen gebaut werden", hieß es. GM behält einen großen Teil der bestehenden Pensionsverpflichtungen in seiner Bilanz und zahlt noch dazu drei Milliarden Euro an PSA, um die restlichen Verpflichtungen komplett zu finanzieren. Ein Teil des Kaufpreises wird mit Optionsscheinen auf PSA-Aktien im Wert von 0,65 Milliarden Euro bezahlt.

Opel hat derzeit gut 38.000 Mitarbeiter in sieben europäischen Ländern. Die GM-Europasparte schreibt seit langem rote Zahlen, im vergangenen Jahr stand sie operativ mit 257 Millionen Dollar (241 Millionen Euro) in den Miesen. PSA dagegen fuhr einen Betriebsgewinn von 2,6 Milliarden Euro ein. Die Franzosen waren zuvor selbst mit einer harten Sanierung und Jobabbau in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. Weltweit wäre PSA zusammen mit Opel und Vauxhall 2016 auf rund 4,1 Millionen verkaufte Autos und leichte Nutzfahrzeuge gekommen. Gemeinsam kamen die Unternehmen auf über 70 Milliarden Euro Umsatz. (dpa)

Die Hersteller in Zahlen:

- PSA (Marken Peugeot, Citroën, DS):

Absatz: 3.146.382 Autos (globaler Marktanteil 4,0 Prozent)
Umsatz: 54,0 Milliarden Euro
Operatives Ergebnis: 2,61 Milliarden Euro
Beschäftigte: 172.000

- Opel/Vauxhall:

Absatz: 979.427 Autos (globaler Marktanteil 1,3 Prozent)
Umsatz: 17,7 Milliarden Euro
Operatives Ergebnis: -241 Millionen Euro
Beschäftigte: 38.200

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KOMMENTARE


Rea List

06.03.2017 - 09:29 Uhr

Und nun? Wie weiter mit Ampera-e? Chevrolet ex Südkorea wieder in Europa, wenn nein, wie lange nicht? Cadillac, Chevrolet Camaro und Corvette in Europa quo vadis? Fragen über Fragen...


GS

06.03.2017 - 09:44 Uhr

Oje!Der Blinde hilft dem Tauben über die 8-spurige Strasse...Was soll denn dabei Gescheites rauskommen!?


automobilist

06.03.2017 - 11:16 Uhr

Aber selbstverständlich werden die Arbeitsplätze bis 2018 gesichert. Super, endlich eine langfristige Perspektive für die Opel Mitarbeiter. Aber jetzt mal Tacheles: wer die "Sanierungsmaßnahmen" des Herrn Tavares in den letzten Jahren verfolgt hat, weiß genau was kommen wird: Eisenach : Adieu. Kaiserslautern: Adieu. Die englischen Standorte: oh mon dieu, ebenfalls adieu. Und dann wollen die auf den PSA Plattformen weiterarbeiten. D.h.: Technisches Entwicklungszentrum, na was wohl: adieu. Und dass die Opel Ingenieure von Peugeot etwas lernen könnten, ist der größte Witz den man sich als Automobilkenner erzählen kann. Meine Bitte an alle Mitarbeiter: Es gibt genügend andere auch qualitativ hervorragende deutsche und europäische Autobauer. Einfach mal bewerben.


Rudi

06.03.2017 - 11:36 Uhr

@Rea List: Australische Medien berichten, dass Holden sich auch weiterhin von Opel mit Fahrzeugen beliefern lassen will - später dann auch Fahrzeuge auf PSA-Plattform. Ich könnte mir vorstellen, dass das auch andersrum zunächst mit den Korea-Chevrolets so bleibt. An eine eigenständige Rückkehr glaube ich nicht, es scheint so, als wolle sich GM ganz vom europäischen Markt verabschieden.


DH

06.03.2017 - 12:41 Uhr

Da kann man ja jetzt schon mal Wetten abschließen, wie lange es bis zum ersten Sozialplan dauern wird. Und da wird man in Berlin wieder große Augen machen wenn auf einmal in Kaiserslautern kein Opelwerk mehr steht und innerhalb von 3 Jahren zig Tausend Opelaner auf dem Arbeitsmarkt ankommen. PSA ist ja mittlerweile im erstellen von Sozialplänen ein Spezialist!


Joseph Le Bel

06.03.2017 - 14:18 Uhr

Peugeot PSA zahlt 1.800.000.000 Euro. Das sind bei eine jährlichen Produktionsmenge von 1.000.000 Opel/Vauxhall-Einheiten exakt 1.800 Euro pro Fahrzeug. Ein guter Deal für alle Beteiligten!


Observer

06.03.2017 - 14:56 Uhr

Was ist eigentlich die Europastrategie von GM, ehemals größter Automobilhersteller der Welt? Zuerst Opel Rückzug aus Russland, dann wurde Chevrolet Vertrieb in Europa aufgegeben und jetzt Opel/Vauxhall bei PSA. Wie wird also GM den doch rund 15 Mio Automarkt Europa in Zukunft bearbeiten (oder links liegen lassen?)? Mit welcher Marke, welchen Modellen, welchem Vertriebsnetz? Eine Antwort darauf habe ich noch bisher noch nicht gelesen....


tut nichts zur Sache

06.03.2017 - 16:37 Uhr

Lustig, wie im Fussballstadion. 45.000 Trainer, die alles besser wissen, aber Ahnung hat ja trotzdem keiner.


Erwien

06.03.2017 - 18:33 Uhr

@tut nichts zur SacheGenau richtig!Keine Marke hat ein Produkt, mit welchem man sich von der Konkurrenz abgrenzen kann. Was nutzen deutsche Standorte mit tollen Mitarbeiter, die wirtschaftlich nicht erfolgreich sind.Von Verlusten kann keiner Leben. Wenn keine guten Produkte vorhanden sind, die einen höheren Preis rechtfertigen, bleibt nur der Massenmarkt und die billige Herstellung, um in Zukunft überleben zu können.Wirtschaft ist kein Sozialamt. Keiner soll jammern. Diese Entwicklung war so, oder so ähnlich absehbar.Und dies bestimmt die letzten 10 Jahre.


Teilefuzzi

07.03.2017 - 09:52 Uhr

Was wäre die Alternative zum Verkauf? Noch ein zwei Jahre so weitermachen und dann der große Knall? Was ist denn in Bochum passiert? War das auch schon PSA? Opel kann, wenn überhaupt, nur mit einem Partner überleben. Auch jetzige Opel werden schon auf den gemeinsamen Plattformen mit PSA gebaut. Darüberhinaus schaue man sich mal die Opel Händler an, die schon seit einiger Zeit PSA Produkte im Portfolio haben. Das sind nicht wenige.


autofan

07.03.2017 - 10:54 Uhr

Aus zwei Fußkranken wird kein Usain Bolt !


VKL

07.03.2017 - 15:48 Uhr

Jetzt mal Hand aufs Herz : Welche Alternativen hat Opel, außer einer Partnerschaft? Nach meinen Kenntnissen ist die Marke seit Jahren in den roten Zahlen (und jetzt hat keiner gesagt : Die Opelaner sind selbst schuld!) und wird durch starkes Interesse seitens GM an den Opel-Entwicklungen am Leben erhalten. Ergebnistechnisch mag es auch viele unfaire Sichtweisen geben, warum an der einen oder anderen Stelle es Buchungen und Belastungen gibt, die kein Mensch nachvollziehen kann. Aber, im Falle einer Eigenständigkeit würde der Geschäftsbetrieb nicht lange möglich sein (irgendwann fragen bekanntlich die Banken an, wann die Kredite beglichen werden). Und wenn jetzt PSA den Laden übernimmt und am Ende eine Rendite erwartet, dann kann es auch zu Werksschließungen kommen, weil man nicht gewillt ist, die Marke auch weitere Jahre künstlich am Leben zu erhalten. Da Herr Tavares bei PSA diesen Umschwung geschafft hat (ja, auch mit entsprechender Personalverschlankung), stelle ich mir die Frage, warum hier gegen Ihn Stimmung gemacht wird? Erst ist GM doof, dann sind die PSA-Jungs jetzt eventuell unfair, wenn man über einen Renditeplan nachdenkt. Frage : Was will man am Ende erreichen? 36000 Arbeitlose oder vielleicht 28569 Arbeitsnehmer in Lohn und Brot mit der Sicherheit, einen vernünftigen Arbeitsplatz bzw. Arbeitgeber zu haben. Die Marke Opel hatte gute Autos, dann kamen viele schlechte Entscheidungen durch Manager und Jahre später erhält man die Quittung. Nicht PSA ist Schuld, sondern GM hat viel zu viele Jahre nur positives abgezweigt und keine langfristige Lösung geschaffen. Daher liebe Opelaner : Pakt Eurer Problem an, sucht die positiven Aspekte einer Partnerschaft und holt Euch in den wichtigen Märkten die Einheiten zurück, wo die PSA Freunde keinen Fuss in die Türe bekommen. Dann kann auch diese Rechnung langfristig aufgehen. Sich ärgern hilft nicht, denn alleine könnt Ihr nicht am Markt überleben. Zumindest noch nicht...


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