Tesla-Chef Elon Musk hat das Fahrassistenz-System "Autopilot" seiner Elektroautos nach dem ersten tödlichen Unfall verteidigt. Es sei keine unfertige Technik, obwohl sie mit der Bezeichnung "Beta" eingeführt worden sei, erklärte er beim Kurznachrichtendienst Twitter in der Nacht zum Montag. Tesla meine damit vielmehr, dass damit noch nicht eine Milliarde Meilen (1,6 Milliraden Kilometer) unter echten Straßenbedingungen gefahren worden seien. Man habe auch zu dem Wort gegriffen, damit Fahrer es sich nicht zu bequem am Steuer machten, erläuterte Musk weiter: "Es ist nicht Beta-Software im üblichen Sinn."
Er reagierte damit auf die Zweifel des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) an der Technologie unter Hinweis auf die "Beta"-Kennzeichnung. So wird in der Tech-Branche meist noch nicht endgültig fertige Software genannt, die durch Tests besser werden soll. "Wenn mit der Bezeichnung 'Beta-Version' ein 'unfertiger' Stand der Software gemeint ist, würde das KBA eine Funktionalität mit einer derartigen Software nicht genehmigen", hatte ein Sprecher des Flensburger Amtes der "Welt am Sonntag" gesagt.
Die Fahrzeuge von Tesla wurden für Europa in den Niederlanden zugelassen, wo das Unternehmen ein Montagewerk hat. Es gehe dabei um fünf Elemente des "Autopilot"-Systems - Lenken, Spurwechsel, automatisches Einparken, Warnung von seitlichen Kollisionen und die Möglichkeit, ein parkendes Auto vorfahren zu lassen, erklärte Tesla.
Das "Autopilot"-System sei mit der Bezeichnung "Beta" versehen worden, "um für die, die sich entscheiden, es zu nutzen, zu betonen, dass es nicht perfekt ist", schrieb Musk weiter. Bevor eine Milliarde Meilen gefahren seien, "sind einfach nicht genug Daten da". Die Technik sei zwei ausgiebig im Labor und mit Teslas Flotte von Testfahrzeugen ausprobiert worden. "Aber es gibt keinen Ersatz für Erfahrung aus der echten Welt." Er rechnet damit, dass die Marke von einer Milliarde Meilen in rund einem halben Jahr erreicht werde.
Ein Todesfall auf rund 130 Millionen Meilen
Nach Angaben von Tesla gab es bisher den einen Todesfall auf rund 130 Millionen Meilen (gut 200 Mio Kilometer), die mit dem System gefahren wurden. Das sei besser als der übliche Durchschnitt bei menschlichen Fahrern.
Bei dem Unfall Anfang Mai war ein Tesla mit eingeschaltetem "Autopilot"-System unter einen Lastwagen-Anhänger gerast, der die Fahrbahn überquert hatte. Tesla erklärte, das System habe die weiße Seite des Anhängers für ein hochhängendes Autobahnschild gehalten. Nach dem Fall wird unter anderem bei der EU-Kommission darüber nachgedacht, ob der Einsatz von Fahrassistenz-Systemen neu geregelt werden sollte.
Der Crash könnte auch den Weg der Branche zu selbstfahrenden Autos beeinflussen. Einige Hersteller verfolgen den Ansatz, über solche Assistenz-Funktionen ins vollständig autonome Fahren hineinzuwachsen. Andere - wie etwa Google - stellen das Konzept in Frage, weil es in kritischen Situationen zu lange dauern könne, bis der Fahrer reagiere. Deswegen will Google bei seinen Prototypen selbstfahrender Autos in Zukunft ganz auf Steuerelemente wie Lenkrad und Pedale verzichten und die Kontrolle ganz dem Computer überlassen. Wegen der geltenden Verkehrsregeln müssen die Google-Testfahrzeuge aktuell noch beides haben.
Tesla betonte stets, "Autopilot" sei nur ein Fahrassistenz-System und mache die Teslas nicht zu komplett selbstfahrenden Autos. Deswegen fordert der Hersteller die Fahrer auf, den Überblick über die Verkehrslage zu behalten und jederzeit eingreifen zu können. Zugleich war unter anderem auf zahlreichen Videos im Internet zu sehen, wie Fahrer auf das System vertrauten und ihm die Kontrolle überließen.
Musk kündigte für die nächsten Tage auch einen "Tesla-Masterplan, Teil 2" an. Im ersten Strategiepapier hatte Musk vor knapp zehn Jahren unter anderem die künftige Modellpalette skizziert. (dpa)
egon samu