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Tesla-Chef: "Autopilot"-Funktion bleibt an

13.07.2016 09:00 Uhr
Tesla-Chef Elon Musk
Tesla-Chef Elon Musk lässt den Fahrassistenten "Autopilot" inmitten Ermittlungen von US-Behörden weiter in Betrieb.
© Foto: Stringer / Anadolu Agency

Der Elektroauto-Hersteller Tesla hat keine Pläne, seinen Assistenten "Autopilot" nach einem ersten tödlichen Unfall abzuschalten. Das System rette "unterm Strich" Leben, sagt Firmenchef Elon Musk.

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Tesla-Chef Elon Musk lässt den Fahrassistenten "Autopilot", der in den ersten tödlichen Crash mit einem vom Computer gesteuerten Auto verwickelt war, inmitten Ermittlungen von US-Behörden weiter in Betrieb. Den Fahrern solle in einem Blogeintrag aber besser erklärt werden, wie es funktioniere und wie sie sich dabei verhalten sollten, sagte Musk dem "Wall Street Journal". "Viele Leute verstehen nicht, was es ist und wie man es einschaltet." Tesla habe das System so schnell wie möglich auf den Markt bringen wollen, "weil wir wussten, dass es unterm Strich Leben retten wird", erklärte der Tech-Milliardär.

Die US-Verkehrsbehörde NHTSA forderte bei Tesla unterdessen eine Vielzahl von Informationen zum "Autopilot"-Assistenten an. Unter anderem will sie eine Beschreibung des Systems, Daten zu Modifikationen, Testergebnisse und alle Beschwerden und Berichte zu Unfällen. Ein Sprecher der Behörde erklärte zugleich dem Finanzdienst Bloomberg, es sei ein üblicher Schritt bei Ermittlungen und bedeute keine Vorentscheidung.

Tesla soll der Behörde auch Kopien aller Log-Daten aus dem tödlichen Unfall in Florida Anfang Mai aushändigen und erklären, zu welchem Zeitpunkt das System die Kollisionsgefahr hätte erkennen müssen. Bei dem tödlichen Unfall Anfang Mai raste ein Tesla mit eingeschaltetem "Autopilot"-System unter einen Lastwagen-Anhänger, der die Straße querte. Tesla zufolge hielt die Software die weiße Seite des Anhängers für ein hochhängendes Autobahn-Schild.

Tesla: System sicher, Nutzung falsch

Das "Autopilot"-System kann vor allem Spur, Tempo und Abstand zum vorderen Fahrzeug halten. Tesla betonte stets, es mache seine Elektrowagen nicht zu selbstfahrenden Autos. Viele Fahrer überließen ihm jedoch weitegehend die Kontrolle, wie in diversen Videos im Internet zu sehen war. Bei dem tödlichen Unfall Anfang Mai raste ein Tesla mit eingeschaltetem "Autopilot"-System unter einen Lastwagen-Anhänger, der die Straße querte. Tesla zufolge hielt die Software die weiße Seite des Anhängers für ein hochhängendes Autobahn-Schild.

Ein Tesla-Manager, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte der "New York Times", das "Autopilot"-System sei sicher, aber Nutzer müssten verstehen, dass es falsch zu nutzen "den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten kann".

Tesla kann die Software seiner Autos per Datenfunk aktualisieren. Auf diesem Wege wurde im vergangenen Oktober auch die "Autopilot"-Funktion aufgespielt. Die Position der SEC in dem Fall könnte auch eine grundsätzliche Bedeutung für andere Autobauer haben. Hält die Börsenaufsicht den tödlichen Crash mit eingeschaltetem Fahrassistenz-System für ein meldenswertes Ereignis, dürften auch sie in Zukunft gezwungen sein, solche Unfälle rasch den Aktionären mitzuteilen.

Tesla hatte sich bereits vergangene Woche gegen den Vorwurf gewehrt, nicht rechtzeitig über den Unfall informiert zu haben. Das Unternehmen hatte keine zwei Wochen nach dem Crash Aktien für 1,4 Milliarden Dollar verkauft, um Geld für den Produktionsausbau zu heben. Zu diesem Zeitpunkt war einer breiten Öffentlichkeit der Unfall noch nicht bekannt.

Investoren rechtzeitig informiert?

Die mächtige US-Börsenaufsicht SEC geht unterdessen dem "Wall Street Journal" zufolge der Frage nach, ob Tesla die Anleger zu spät über den tödlichen Unfall mit einem vom Computer gesteuerten Auto informiert hat. Die Untersuchung sei noch in einem sehr frühen Stadium und werde möglicherweise zu keinen Maßnahmen führen, hieß es zugleich. Die zentrale Frage sei, ob der Crash eine für Investoren relevante Information gewesen sei, hieß es unter Berufung auf eine informierte Person am späten Montag. Tesla erklärte dem Sender CNBC, man habe bisher keine Informationen dazu von der SEC erhalten.

Im Magazin "Fortune" warf die legendäre amerikanische Finanzjournalistin Carol Loomis die Frage auf, ob Tesla die Investoren darüber hätte in Kenntnis setzen müssen. Tesla konterte in einem Blogeintrag, die Untersuchung der Fahrzeugdaten sei erst Ende Mai abgeschlossen worden. Außerdem habe auch das Bekanntwerden des Unfalls den Tesla-Aktienkurs kaum beeinflusst.

Der Crash ereignete sich am 7. Mai. Der Aktienverkauf wurde am 18. Mai angekündigt. Da habe Teslas Untersuchung des Unfalls aber gerade erst begonnen, hieß es. Bekannt in der Öffentlichkeit wurde der Todesfall erst mit Ermittlungen der Verkehrsbehörde NHTSA Ende Juni.

In der üblichen langen Auflistung der Risiken für seine Investoren warnt Tesla auch vor der Gefahr von Klagen im Zusammenhang mit seiner Technik. Der Konzern verteidigte sich gegen die Kritik in "Fortune" auch mit dem Argument, es habe bisher keine Klagen im Zusammenhang mit dem Unfall gegeben. (dpa)

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KOMMENTARE


Christoph Müller

14.07.2016 - 09:11 Uhr

Wie Tesla nun mit der Situation umgeht, ist verantwortungslos! Die Sichtweise, dass der "Tesla Autopilot, Stand heute" unter dem Strich Leben retten soll, ist eine unhaltbare Behauptung und beweist eine zynische und inakzeptable Haltung. Es braucht kein grosses technisches Verständnis, um zu erfahren, dass dieses technische System im automobilen Alltag noch lange nicht zuverlässig funktioniert. Da sind meine eigenen Erfahrungen, auch mit den weniger komplexen Abstandstempomaten, schon genügend. Selbst radarbasiert gibt es immer wieder Situationen, in denen das System überfordert ist und die Situation nicht wie ein Fahrer einschätzen kann (sowohl bei Mercedes, BMW, Volvo wie auch VW/Audi).Tesla hat da vollmundig extrem viel versprochen und dem Kunden mit dem (ansonsten) innovativen Fahrzeug suggeriert, dass der "Autopilot" auch tatsächlich funktioniert und viel besser ist, alles andere auf dem Markt. Und genau dies ist der für Tesla kritische Punkt, wo sie sich nicht aus der Verantwortung nehmen können. Nun wird durch Tesla verzweifelt dagegen argumentiert: u.a. mit Verweis auf falsche Bedienung und der Tatsache, dass der Fahrer die Hinweise von Tesla akzeptiert und bestätigt hat, also die korrekte Bedienung des Autopiloten verstanden hat. Eventuell ist dies ja US-juristisch "genügend", um sich aus der Verantwortung stehlen zu können, moralisch/ethisch ist es ganz bestimmt nicht. Alleine das Wort "Autopilot" suggeriert und weckt beim User die Erwartungshaltung, dass er nicht mehr in die Fahrsituationen eingreifen müsse. Wenn ich schon einen Autopiloten im Fahrzeug habe, dann möchte ich ihn doch selbstverständlich auch nutzen. Der Fahrer "schaltet" dabei logischerweise in seiner Aufmerksamkeit und Konzentration mindestens einen Gang tiefer und wird ja bestätigt, da es zu 90% auch tatsächlich funktioniert. Ein brandgefährliches Instrument, das (im heutigen Stand) ganz sicher nicht zu weniger Unfällen führt!Das war ja eigentlich alles logisch und verwundert nicht! Und wenn selbst der Hersteller zugibt, dass es sich um ein offensichtlich noch nicht ausgereiftes System handelt, dann wäre es ein riesen Skandal, wenn nun Tesla nicht in aller Härte zum Umdenken gezwungen würde und die Verantwortung übernehmen müsste. Da ist es nur logisch, dass dieses unausgereifte System "per sofort" bei allen Tesla deaktiviert werden muss. Unverantwortlich ist auch, dass Tesla nie öffentlich Stellung genommen hat gegen die zahlreichen verantwortungslosen Tesla Fahrer mit ihren YouTube Videos zum Autopiloten (mit dem Höhepunkt, dass der Tesla Fahrer auf der Rückbank sitzt). Obwohl sich diese nicht gemäss Bedienungsanleitung verhalten haben, hat Tesla nicht eingegriffen (ist mir jedenfalls nicht bekannt). Dies bestätigt, dass die aktuellen "Rettungsversuche" von Seiten Tesla mehr beschämend sind als sachlich.Ich finde es persönlich sehr schade, dass sich diese Firma mit unglaublich vielen guten Ideen für die Zukunft nun auf diese Weise völlig demontiert. Tesla ist (noch) nicht freiwillig bereit, die offensichtlich falsche Einschätzung einzugestehen und nun umgehend zu korrigieren.Weiter gehe ich davon aus, dass noch ca. 10 Jahre Entwicklungszeit vergehen werden, bis wir uns mit gutem Gewissen auf selbstfahrende Autos verlassen können. Und vermutlich sind auf europäischen Strassen und Städten auch gewisse Infrastruktur Massnahmen notwendig, damit die Fehlerquote auf +/- 0 sinkt. Und auch dies benötigt Zeit und Geld. Der Hype "autonomes Fahren" wurde leider in den vergangenen Monaten durch sogenannte Fachleute und Journalisten unrealistisch aufgesogen und multipliziert (übrigens analog zum Thema Elektromobilität vor einigen Jahren). Ich bin sehr gespannt, wie nun die US-Behörden auf der einen Seite und die Europäer auf der anderen Seite mit dieser Situation umgehen werden.


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