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Streetscooter: Die Post zeigt Autobauern den Weg

23.08.2016 08:39 Uhr
Streetscooter: Die Post zeigt Autobauern den Weg
Dass der Streetscooter auf einer Erfolgswelle schwimmt, hat vor allem einen Grund: Die Post benötigte einen einfachen, preiswerten und funktionalen E-Lieferwagen.
© Foto: Deutsche Post

Der gelbe Flitzer der Post kommt immer besser in Fahrt. Auf dem Gelände einer ehemaligen Waggonfabrik in Aachen soll die Produktion massiv ausgebaut werden. Dabei zeigt der Logistikriese der Autowelt, wie Elektromobilität geht.

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Von Peter Lessmann, dpa

Er kommt auf leisen Sohlen daher, ist flink, wendig, umweltfreundlich und ein Zusteller der besonderen Art: Der elektrogetriebene Transporter der Deutschen Post, kurz Streetscooter genannt, gehört zu den Lieblingsprojekten von Jürgen Gerdes. Der umtriebige Manager aus dem Unternehmensvorstand der Post, verantwortlich für Briefe, eCommerce und Pakete, hat Großes vor. Der gesamte Fuhrpark des gelben Riesen um Paket- und Briefzustellung soll mittelfristig auf E-Transporter umgestellt werden. Bis zu 70.000 Fahrzeuge könnten das einmal werden. "Wir sind Betreiber einer der größten Fahrzeugflotten in Deutschland", erklärt Gerdes. Und die müssten mehr und mehr emissionsfrei werden.

Bis Anfang 2017 will der Logistikkonzern entschieden haben, ob er den Streetscooter auch für Dritte baut. Die Nachfrage sei groß, sagt Gerdes am Dienstag bei der Präsentation des 1.000. Streetscooters in Aachen. "Es gibt noch keine finale Entscheidung, dass wir an Dritte verkaufen. Aber ich persönlich würde mich wundern, wenn wir es nicht täten."

Die Deutsche Post - jetzt auch ein Autobauer? Konzernchef Frank Appel winkt ab: Ein Automobilkonzern wolle die Post nicht werden. Aber er sei überzeugt von dem Produkt, sagte er vor wenigen Wochen, als der Streetscooter als Vorreiter für den Klimaschutz mit dem ersten Preis der "Klima-Expo NRW" ausgezeichnet wurde.

Noch ist das Fertigungsvolumen überschaubar, aber das Unternehmen will schon bald ein größeres Rad drehen. Nach dem Start der Serienfertigung folgt die Massenproduktion. Dort, wo einst Schienenfahrzeuge der Firma Talbot hergestellt wurden, laufen heute Streetscooter vom Band. Derzeit baut die Post die Kapazität aus - von 2017 an will sie jährlich 10.000 Elektrotransporter bauen, heißt es in Aachen. Ende des Jahres sollen rund 2.000 Streetscooter im Einsatz sein. Danach geht es Schlag auf Schlag. "Im Moment brauchen wir die Produktionskapazitäten für uns selbst", hatte Gerdes kürzlich gesagt und deutete damit an, wohin die Reise geht. Geschäftskunden im In- und Ausland sind potenzielle Abnehmer.

Interesse von Firmen und Kommunen

Interessiert zeigten sich bereits Firmen, aber auch Kommunen, die ihre städtischen Fahrzeugflotten umstellen und die wachsende CO2-Belastung in den Innenstädten reduzieren wollen. «Derzeit prüfen wir einige Rahmenkonditionen wie die Garantiebedingungen», verriet Gerdes unlängst dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".

Dass der Streetscooter so viel Erfolg hat, wohingegen die Autobauer mit Elektromobilität nur schleppend voran kommen, hat vor allem einen Grund: Die Post benötigte einen einfachen, preiswerten und funktionalen E-Lieferwagen, ohne viel Schnickschnack und Design. Während Gerdes bei den Autobauern auf taube Ohren stieß, wurde er beim Start-up Streetscooter in Aachen fündig. Gemeinsam mit Instituten der Uni RWTH entwickelten die Firmengründer Achim Kampker und Günther Schuh dann Elektrofahrzeuge nach den Vorgaben der Post. Vor zwei Jahren übernahm das Unternehmen die Streetscooter GmbH vollständig.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks lobt die E-Autos der Post: "Gerade der Wirtschaftsverkehr findet in den Städten statt und wird sich in Zukunft noch ausweiten", sagt die SPD-Politikerin, die sich am Dienstag auch auf dem Testgelände in Aachen umsieht. "Und gerade brauchen wir die Entlastung unter dem Gesichtspunkt von Umwelt und Gesundheit."

In der Paketzustellung ist aber auch die Konkurrenz mit E-Fahrzeugen am Ball - ob UPS, Hermes oder DPD. Doch keiner tüftelt so intensiv wie die Post an Eigenentwicklungen. Sie setzen vielmehr auf Partner der Autobranche. Über eine Testphase mit E-Fahrzeugen der Autohersteller sei die Zustellung bisher aber noch nicht hinaus gekommen, heißt es beim Paketdienstleister DPD. Es mangelt vor allem an eines: an passenden Fahrzeugen.

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KOMMENTARE


WEST

23.08.2016 - 11:36 Uhr

Auf Partner und Infrastruktur der Automobilbranche zu setzen wäre vielleicht gar nicht so schlecht gewesen. Man wird nur von den Erfolgen des Projekts lesen, nicht aber später von den alltäglichen Problemen im Flotteneinsatz. Garantiert! Ein Defekt in der Elektronik im Postbezirk Schwedt und das Auslieferfahrzeug steht 3 Wochen still. Ein Parkschaden am Plastikschweller in der Eifel und das Fahrzeug muss 300 KM in die nächste Spezialwerkstatt um 6 Wochen auf das neue Teil zu warten. Sogar renommierte Player tun sich schwer. Wer in der Flotte z. B. BMW i3 hat (welche auch wirklich KM machen und nicht neben einer BMW-Niederlassung eingesetzt werden) kennt das Dilemma. Die Post hatte ja schon Probleme mit dem Produkt Renault Kangoo, bei dem die Schiebetüren durch die tägliche Belastung aus den Angeln fielen. Heute hört man nichts mehr davon, die Einkäufer wurden für die tollen Einsparungen gelobt - Kangoos fahren aber keine mehr. Schönes Experiment um sich als Vorreiter persönlich zu profilieren. Ausbaden werden es dann später die letzten der Kette im Alltagseinsatz - der Lorbeerkranz des Vortstands bleibt davon ungetrübt. Man stelle sich vor, eine Kommune bestellt 3 solche Exoten, Einkäufer, Bürgermeister, Grüner Stadtrat .... alle werden gelobt und gefeiert. 3 Jahre später kämpft der Bauhofleiter um die Einsatzfähigkeit einen einsamen Kampf. Er kann nicht einfach zum nächsten Werkstatt-Stützpunkt um die Ecke und wie gewohnt in 2 Tagen den Wiedereinsatz fordern. Meines Erachtens ein Ego-Projekt, bei dem man besser mal mit jemanden kooperiert hätte, der Ahnung von Flotteneinsatz und KFZ-Werkstattnetz hat.


Andy

23.08.2016 - 12:25 Uhr

@ WEST: Die "Autobauer" haben ja abgewunken. Kein Wunder, schwerfällige Automobilkonzerne können ja auch nicht mit Innovationen glänzen, sondern nur mit Broschüren und den zugehörigen Marketingaussagen. Das Vorhandene immer weiter zu verbessern ist ja per se nicht schlecht, manchmal müssen aber auch mit Mut neue Produkte oder Strukturen gedacht werden. Dabei helfen (auch negative) Erfahrungen der Vergangenheit, wie die, die Sie richtigerweise geschildert haben.Aber warum sollten sich nicht die noch fehlenden Kooperationen finden lassen? Vielleicht mit einer der freien Werkstattketten und ggf. einem Autovermieter, falls die Post nicht selbst in Frage kommt? Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie sich dieses Projekt weiter entwickeln wird.


Andy

23.08.2016 - 12:25 Uhr

@ WEST: Die "Autobauer" haben ja abgewunken. Kein Wunder, schwerfällige Automobilkonzerne können ja auch nicht mit Innovationen glänzen, sondern nur mit Broschüren und den zugehörigen Marketingaussagen. Das Vorhandene immer weiter zu verbessern ist ja per se nicht schlecht, manchmal müssen aber auch mit Mut neue Produkte oder Strukturen gedacht werden. Dabei helfen (auch negative) Erfahrungen der Vergangenheit, wie die, die Sie richtigerweise geschildert haben.Aber warum sollten sich nicht die noch fehlenden Kooperationen finden lassen? Vielleicht mit einer der freien Werkstattketten und ggf. einem Autovermieter, falls die Post nicht selbst in Frage kommt? Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie sich dieses Projekt weiter entwickeln wird.


Erwin

23.08.2016 - 13:39 Uhr

@ WEST: ... dem ist nichts hinzuzufügen.Was mich total nervt ist das Bildzeitungsniveau / Stimmungsmache ohne irgendwelche Fakte in diesem Artikel. Das was war (150 Jahre Automobil) wird verteufelt und die gelbe Hellmanns-Mayonnaise ist der Klimaretter.Als wenn keiner der hiesigen Hersteller in der Lage wäre diese Kaluppe zu bauen.Lächerlich. Das was alle Praktikanten in der Redaktion nie verstehen werden, die Hersteller sind Wirtschaftsunternehmen. Wenn eine Nachfrage vorhanden ist, warum sollte niemand die Zielgruppe bedienen.


Katilein

23.08.2016 - 16:39 Uhr

dazu gibts knapp 10 Mio EUR Steuergelder vom SPD-Bundesumweltministerium in 2016 - das fehlt im Bericht. Elektroauto-Subvention exklusiv für die Post durch die Hintertüre.


Autofahrer

23.08.2016 - 17:49 Uhr

Nein, die Post zeigt den Autobauern nicht den Weg. In diesem Streetscooter ist nichts außer zwei Sitze, Gas- und Bremspedal und die entsprechenden Hebel für Blinker. Keine Klimaanlage, keine Standheizung oder Sitzheizung. Ob der Postler ein Radio bekommt, ich wage es zu bezweifeln. Will das ein Automobilhersteller produzieren? Nein, die Masse möchte so ein Auto nicht haben. Wenn man sich dann den abgebildeten Scooter ansieht hat man Mitleid mit den Paketfahrern. Keine Einstiegsmöglichkeit von hinten, nur von der Seite. Bei größeren oder schwereren Paketen - herzlichen Glückwunsch. Weitere Anmerkungen bedarf es nicht, die anderen Kommentarschreiber haben es bereits treffend formuliert.


Sascha

23.08.2016 - 18:17 Uhr

@Andy, die Autobauer haben nicht abgewunken, es gibt den "Volkswagen eT" (einfach mal googeln) ein Fahrzeug extra entwickelt für Postzusteller und das vor schon 4 Jahren. Das fertige Fahrzeug kann man sich auch jederzeit in Wolfsburg in der e-Mobilitäts-Station anschauen.Wenn ich mir die heutigen Postfahrzeuge anschauen dann denke ich auch das es an den Ersatzteilen scheitern wird. Die "Kisten" sind an allen Ecken und Enden verbeult und verschrammt, ich bin mir fast sicher das die Post es nicht schaffen wird so schnell Ersatzteile herzustellen wie die Flotte zu Schrott gefahren wird, oder die Post hat dann keine zeit mehr Briefe von A nach B zu fahren weil alle LKW´s mit Ersatzteilen voll sind :-)Sollte es dann aber mal ein Problem mit der Hochvoltanlage geben bin ich gespannt wo die Post einen Hochvolt Mechniker finde, oder baut die Post dann auch gleich noch die Werkstätten in ganz Deutschland aus mit geschultem Hochvolt-Personal? Wenn ich sehe was Autohäuser an Equipment kaufen müssen um an E-Fahrzeuge arbeite zu können, denke ich das dies ein Milliarden Grab werden wird das wir Steuerzahler dann wieder ausgleichen müssen.


egon samu

24.08.2016 - 11:11 Uhr

Dieser Scooter ist ein Arbeitsgerät, mehr ein Werkzeug als ein Auto. Kein Mensch würde privat sowas kaufen. Das Mobil ist für übersehbare Entfernungen und regelmäßige Ladezyklen als reines Verteilfahrzeug jedoch ideal.


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