Von Michael Specht/SP-X
Geht es um das beste Design unter den japanischen Autoherstellern fährt Nissan gewiss nicht an der Spitze. Die aufregendsten Linien presst derzeit wohl Mazda seinen Serienmodellen ins Blech. Nun aber holt Nissan zum Gegenschlag aus und krempelt zunächst den Micra um. Auf dem Pariser Autosalon feiert der Kleinwagen Ende des Monats seine Weltpremiere.
Der unscheinbare Mini im Mainstream-Look mausert sich zum schicken und sportlichen Kompaktmodell und wird deutlich größer. Optisch orientiert man sich dicht an der Studie Sway. Für den Micra könnte der Note aus dem Portfolio fallen. Beide Modelle würden zu dicht beieinanderliegen, heißt es aus internen Kreisen. Gebaut wird der neue Micra wie zuvor nicht mehr Indien, sondern läuft aus Produktions-Gründen (Plattform-Strategie) erstmals in Frankreich bei der Konzernschwester Renault in Flins von den Bändern.
Das gleiche Chassis nutzt der 2018 (Debüt noch 2017) kommende Juke. Auch in zweiter Generation behält dieser Crossover seinen extrovertierten Auftritt und will im Design polarisieren. Nissan fuhr bislang nicht schlecht damit. Der Juke verkaufte sich bis heute allein in Europa über 700.000 Mal (weltweit 1,2 Millionen) und rangiert in Deutschland in der internen Hitliste Platz zwei hinter dem Bestseller Qashqai.
Dessen Modellüberarbeitung steht für 2017 auf dem Plan. Ebenso das Facelift des größten Nissan in Westeuropa, der X-Trail. Beide Modelle können dann optional mit dem Pro Pilot ausgestattet werden. Das elektronische Assistenzsystem erlaubt teilautonomes Fahren. 2018 soll Pro Pilot auf Autobahnen bereits selbstständig überholen können. 2020 folgt dann Version 3.0, bei dem das System city-tauglich wird. Nissan hatte die autonomen Fähigkeiten von Pro Pilot vor wenigen Wochen in Japan in einem Serena vorgestellt. Für den X-Trail ist zudem ein neuer Dieselmotor in Vorbereitung. Der Zweiliter-Vierzylinder stammt aus der Renault-Entwicklung und leistet 170 PS. Vielen Kunden ist der kleine 1.6 dCi mit 130 PS zu schwach.
Klicks für Brasilien
Mit den jüngst zu Ende gegangenen Olympischen Spielen in Rio de Janeiro hat Nissan in Brasilien mit großem Brimborium den Klicks eingeführt, ein Kompakt-SUV, das von den Abmessungen (4,30 m) exakt zwischen Juke und Qashqai rangiert und auch in Europa durchaus eine gute Figur abgeben würde. Doch noch hat Nissan kein grünes Licht gegeben, was sich aber jederzeit ändern kann. Der derzeit in Mexiko gebaute Klicks soll vorerst auf den südamerikanischen Markt beschränkt bleiben. Warten wir's ab.
Gleiches gilt beim Leaf, noch immer das meistverkaufte Elektroauto der Welt. Für 2018 steht die zweite Generation auf dem Plan. Der Leaf soll angeblich seine etwas pummelige Form ablegen und deutlich sportlicher daherkommen. Und man braucht keinen Nobelpreis in Elektrochemie, um zu erahnen, dass auch der Leaf von der fortschreitend besseren Batterietechnologie profitieren wird. Im Gespräch sind Kapazitäten von zunächst 40 und später dann bis zu 60 kWh. Letzteres würde einer Reichweite von mehr als 500 Kilometern entsprechen.
Nissan setzt auf reine Batterie-Fahrzeuge
Es ist offensichtlich, Nissan setzt eher auf reine Batterie-Fahrzeuge als auf Full-Hybride nach Prius-Muster oder auch auf Plug-in-Hybride, obwohl letzteres durch die Beteiligung an Mitsubishi schnell verfügbar wäre. Auch das Thema Wasserstoff/Brennstoffzelle schlummert nicht. Ebenfalls in Rio stellte Nissan im Kleinlieferwagen NV200 eine Brennstoffzelle mit Bio-Ethanol vor, zugeschnitten auf das an jeder brasilianischen Tankstelle erhältliche Zuckerrohr-Destillat. An Bord sitzt ein Reformer, der vom Alkohol den Wasserstoff abspaltet.
Und dass es nicht bei den beiden E-Modellen Leaf und e-NV200 bleibt, darauf deutet zum Beispiel der Elektro-Racer namens BladeGlider hin, mit dem Nissan den Öko-Sportwagen neu definieren will. Die Strategen in der japanischen Konzernzentrale wollen angeblich schon bald auch die Kernkompetenzen der Marke miteinander verschmelzen: Elektromobilität und Crossover. Solch ein Modell könnte durchaus schon 2019 auf der Straße sein.