Die Mobivia Groupe will die angeschlagene Werkstattkette ATU übernehmen. Eine entsprechende Vereinbarung sei jetzt unterzeichnet worden, teilte A.T.U Auto-Teile-Unger am Mittwoch in Weiden mit. Die geplante Transaktion solle bis Ende dieses Jahres abgeschlossen sein. Firmenchef Jörn Werner sieht Mobivia aufgrund der führenden Stellung im europäischen Kfz-Werkstattgeschäft als "idealen strategischen Eigentümer".
ATU hat bereits mehrere Besitzer-Wechsel hinter sich. Derzeit gehören die Oberpfälzer einer Gruppe von Finanzinvestoren, darunter Centerbridge und Goldman Sachs - diese waren auf der Suche nach einem Käufer. Das Unternehmen kämpft seit Jahren mit wirtschaftlichen Problemen. Mit 577 Werkstätten in Deutschland sowie 25 in Österreich und sechs in der Schweiz wurde im vergangenen Geschäftsjahr (per 30. Juni 2016) ein Umsatz von rund einer Milliarde Euro erzielt. Die Zahl der Beschäftigten liegt bei rund 10.000.
Mobivia ist nach eigenen Angaben die Nummer eins im europäischen Kfz-Service. Mit dem ATU-Deal wollen die Franzosen ihre Position weiter ausbauen – mit dann knapp 2.000 Werkstätten und mehr als 20.000 Mitarbeitern. Der gemeinsame Umsatz soll bei rund 2,7 Milliarden Euro liegen. Die Transaktion sei ein wichtiger Meilenstein für Mobivia, sagte Vorstandschef Olivier Mélis. "Deutschland ist der größte europäische Markt für unsere Branche und ein neuer Markt für uns."
Stellenabbau oder Filialschließungen sind nach Angaben eines ATU-Sprechers im Rahmen der Übernahme nicht geplant. Allerdings steht der Verkauf der Kette noch unter Vorbehalt. Unter anderem ist eine kartellrechtliche Genehmigung notwendig.
An den Deal knüpft Mobivia zudem eine wichtige Bedingung: Der Fast-Fitter muss sich mit den größten Vermietern der Filialen auf niedrigere Mietkosten einigen. "Die Reduktion der Mietkosten auf marktübliche Niveaus ist eine wesentliche Voraussetzung, um ATU wieder nachhaltig auf einen profitablen Wachstumskurs führen zu können", hieß es. Darüber führe das Management bereits intensive Verhandlungen mit den Vermietern.
Eigenständige Marke
ATU-Chef Werner betonte: "Wir werden den Prozess der Transformation von ATU hin zu einem profitabel wachsenden Unternehmen fortsetzen." Von dem Zusammenschluss verspreche er sich "wesentliche strategische Synergien, etwa in den Bereichen Einkauf, Logistik oder durch den Austausch von technischem Know-how". Innerhalb der Mobivia-Gruppe werde ATU weiterhin unter eigener Marke und als eigenständiges Unternehmen für den deutschen Markt agieren. Auch bleibe die Zentrale in Weiden. (rp)
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