Von Peter Maahn/sp-x
Jahrelang galt sie als "grüne Messe", die LA Auto Show. Sie sollte im verkehrsreichsten Bundesstaat der USA und der Smog-Metropole Los Angeles ein Zeichen setzen. Die Messe sollte für neue Technologien wie Hybridmotoren, für E-Mobility und für Zukunftsprojekte wie den Wasserstoff-Antrieb die Werbetrommel rühren. Verschwunden sind diese Hoffnungsträger auf der diesjährigen Ausstellung nicht. Aber neben einer Sonderschau über die Möglichkeiten der Vernetzung des Autos mit dem Smartphone stehen die PS-Protze im Vordergrund.
Wie wär's mit 477 kW / 649 PS zum Beispiel im Cadillac CTS-V mit seinem Achtzylinder, verteilt auf 6,2 Liter Hubraum? Oder mit der neuesten Ausgabe des Chevrolet Camaro, der zwar nur 339 kW / 461 PS leistet, aber auf das gleiche Triebwerk baut. Nach Benzinpreisschock und Klimadiskussion entdecken die Amerikaner wieder das Bodybuilding unter der Haube. Und schicken die Kraftpakete auf den roten Teppich der Los Angeles Motor Show.
Der Blick auf die Preistafeln der Tankstellen verrät eine Ursache der neuen Unbekümmertheit. Der Literpreis liegt bei umgerechnet knapp über 70 Cent, die Spritschlucker sind wieder bezahlbar. Downsizing, auch bei US-Marken wie Ford, war gestern. Da wollen die deutschen Premiummarken natürlich nicht ins Abseits fahren: Auf der Motorshow im Sonnenstaat will Audi mit der Sportversion der Edellimousine A8 punkten, lockt mit 445 kW / 605 PS, die AMG-Ausgabe des überarbeiteten Mercedes SL liegt mit 463 kW / 630 PS und ihrem Zwölfzylindermotor ebenfalls genau im Trend. Da muten die 368 kW / 500 PS des BMW M4 GTS fast schon bescheiden an. Klar, dass alle diese Boliden auch ihren Preis haben, zumeist im hohen sechsstelligen Bereich. In Kalifornien, mit seiner hohen Dichte an Rolls Royce oder Bentley, ist der Anschaffungspreis aber eher nebensächlich.
Zeichen der neuen Zeit
Aber da waren sie dann doch zu entdecken, die Zeichen der neuen Zeit. Zum Beispiel bei Chevrolet, wo die Neuauflage des Volt zu bewundern war. Der in Europa eher als Opel Ampera bekannte Plug-In-Hybrid wurde von den Designern geglättet, verlor ein Stück seiner futuristischen Anmutung und soll jetzt auch kaufbar für eher konservativ gesinnte Kunden sein. Ausgerüstet mit einer stärkeren Batterie (18,4 Kilowattstunden) kann er rund 85 Kilometer weit rein elektrisch fahren, bevor ein kleiner Benzinmotor für den Rest des Weges sorgt. Das markiert einen Bestwert des heutigen Angebots von E-Mobilien, deren Batterie auch an der Steckdose geladen werden kann. Er kann schon bestellt werden, ist zum Beispiel bereits das erfolgreichste Chevrolet-Modell in der technik-orientierten Gegend rund um San Franzisco, wo auch das berühmte Silicon Valley liegt.
Die Farbe "Grün" bedient auch Honda mit seinem Clarity Fuel Cell, der mit Wasserstoff betrieben wird. Die geräumige Limousine leistet 130 kW / 177 PS, die Reichweite bei vollem Wasserstofftank soll bei 700 Kilometern liegen. Der Tankzeit beträgt rund drei Minuten, ist also mit einem klassischen Benziner vergleichbar. Der Konkurrent des Toyota Mirai erscheint Anfang nächsten Jahres und soll auch nach Europa kommen. Nicht "Öko" aber durchaus für deutsche Kunden interessant ist der neue Buick Lacrosse. Er liefert heute schon einen Ausblick auf sein europäisches Schwestermodell, den Opel Insignia, der 2017 erscheinen soll. Ob der dann auch das sehr amerikanisch geprägte Design des Buick übernimmt, bleibt fraglich. Auf jeden Fall ist nach der Enthüllung des Lacrosse gesichert, dass die nächste Insignia-Generation an Größe zunimmt, vor allem die Hinterbänkler werden profitieren.