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Konsolidierung im Autohandel: Immer weniger, immer größer

18.06.2015 15:23 Uhr
AVAG
Große Autohändler wie die AVAG Holding in Augsburg bestimmen zunehmend die Szene.
© Foto: Frank Selzle

Mega-Dealer statt Familienbetrieb: Der deutsche Autohandel verändert sich nachhaltig, Branchenexperte Willi Diez sieht "zunehmend amerikanische Verhältnisse". 2014 bauten die großen Gruppen ihre Macht weiter aus.

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Der Konsolidierungsprozess im deutschen Autohandel nimmt weiter Fahrt auf. Nach Berechnungen des Instituts für Automobilwirtschaft (IFA) der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) wird die Zahl der wirtschaftlich und rechtlich selbständigen Autohändler in diesem Jahr auf 7.400 Unternehmen sinken. 2014 waren es noch 7.800. Als Treiber dieser Entwicklung gelten die großen Autohandelsgruppen wie Emil Frey, AVAG und Dello. Diese waren in den vergangenen Monaten auf großer Einkaufstour (wir berichteten).

"Das Bild des Autohandels in Deutschland verändert sich nachhaltig", sagte IFA-Direktor Prof. Willi Diez in Geislingen. Statt kleine, familiengeführte Betriebe würden in Zukunft professionell geführte Gruppen die Handelsszene bestimmen. "Wir bekommen zunehmend amerikanische Verhältnisse mit Mega-Dealern, die Milliarden-Umsätze tätigen und verschiedene Automobilmarken vertreten", so der Experte, der zusammen mit seinem Team wieder die 100 größten Autohändler in Deutschland erhoben hat.

Der stagnierende Gesamtmarkt, die zunehmende Konkurrenz durch Internetbörsen und das rückläufige Werkstattgeschäft würden den Druck auf die Branche erhöhen, heißt es in der aktuellen IFA-Studie. Mittlerweile würden auch die Hersteller erkennen, dass sie nur mit großen Gruppen ein flächendeckendes Vertriebs- und Servicenetz aufrechterhalten können.

Einen weiteren Konsolidierungsschub erwartet Diez durch den Rückzug von Autokonzernen wie Daimler und PSA aus dem Direktvertrieb über werkseigene Handelsbetriebe. Gerade die Niederlassungen von Mercedes-Benz könnten nur von großen in- oder ausländischen Gruppen übernommen werden, sagte er.

Erstmals fünf Umsatzmilliardäre

Die aktuellen Zukäufe im Mercedes-Handel werden erst im 2015er-Ranking des IFA sichtbar. Im vergangenen Jahr dominierten noch die bekannten Branchengrößen die Statistik. So gab es erstmals fünf Umsatzmilliardäre – mit der Emil Frey Gruppe und 1,485 Milliarden Euro an der Spitze. Es folgten die AVAG (1,37 Milliarden Euro), Gottfried Schultz (1,34), Feser-Graf (1,03) und die Wellergruppe. Die Berliner übersprangen mit 1,01 Milliarden Euro zum ersten Mal diese magische Marke.

Insgesamt erlösten die Top-Gruppen 29,3 Milliarden Euro – eine Steigerung von 1,9 Milliarden im Vergleich zu 2013. Autohäuser mit überwiegend hochpreisigen Premiummodellen im Angebot schoben sich in dieser Hitliste stärker nach vorne. Als ein Beispiel führt das IFA die Senger-Gruppe auf Platz fünf an, die 2013 noch 605 Millionen Euro umsetzte. Im vergangenen Jahr waren es bereits 779 Millionen. In diese Wachstumsregionen stießen auch die Autohäuser Jacobs, Moll und Scherer vor.

Neuwagen: unterschiedliche Dynamik

Beim Neuwagenverkauf gaben Autohandelsgruppen mit VW-Marken – wie in den Vorjahren – den Ton an. Unter den Top-20 waren 16 Unternehmen, die Modelle von VW, Audi, Skoda & Co. verkaufen. Laut IFA schlugen die 100 besten Gruppen hierzulande insgesamt 616.254 Neuwagen los. Das bedeutete einen Marktanteil von 20,3 Prozent (2013: 20 Prozent). Im Schnitt unterhielten die großen Player 16 Betriebsstätten, nach 15 im Jahr davor.

Absatzkönig 2014 war erneut Emil Frey mit 54.260 Neuwagen. Dahinter rangierte die international tätigte AVAG Holding mit 45.624 Einheiten, davon 33.362 auf dem deutschen Markt. Besonders stark legten Senger (plus 21,6 Prozent) und Moll (plus 15 Prozent) zu. Doch auch Gottfried Schultz und die Wellergruppe kamen fast an zweistellige Zuwachsraten heran. Dagegen mussten unter anderem die Gruppen Dello (minus vier Prozent) und Brass (minus 19,2 Prozent) Federn lassen.

GW: Wachstum in einem rückläufigen Markt

Im Gebrauchtwagen-Bereich verdrängte die AVAG (32.618 Gebrauchtwagen in Deutschland) die Wellergruppe (30.834 Einheiten) von der Spitze. Auf den weiteren Plätzen: Gottfried Schultz (25.697), Feser-Graf (25.054) und Emil Frey (20.300). Ein wachsendes GW-Geschäft identifizierte das IFA bei den Gruppen Jacobs, Tiemeyer, Senger und dem Autohaus Wolfsburg. Insgesamt vermarkteten die Top-100-Händler – in einem rückläufigen Markt für Besitzumschreibungen – 648.915 Gebrauchte. Der 2014er-Schnitt lag damit deutlich über dem Niveau des Vorjahres (6.072). (rp)

Eine Übersicht der Top-100-Autohändler mit den wichtigsten Kennzahlen aus dem Jahr 2014 können Sie unten als Pdf-Datei abrufen. Die komplette Studie gibt es beim IFA.

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KOMMENTARE


Annotator

18.06.2015 - 16:27 Uhr

Aber wenns dann mal kracht, dann gescheit.


Zahlenmann

19.06.2015 - 10:49 Uhr

Bekommt man solche Zahlen zu lesen, realisiert man erst mal, dass man im Vergleich mit seiner sehr erfolgreich tätigen, regionalen Gruppe mit 6 oder 7 Betrieben eigentlich ein Bauchladen ist.


Michael Kühn

19.06.2015 - 13:29 Uhr

na, wer sagt denn, dass Größe eine Garantie für ein Überleben von diesen "Superhändlern" bedeutet ? - Diese Mio.-Investitionen mit Fremdkapital wollen auch bedient werden. Und wenn ein solcher Gigant insolvent werden sollte, tja liebe Hersteller, "???" das k o s t e t ...; ich erlaube mir eine Meinung zu diesem Thema, "Wir sind nicht USA oder China und unsere einheimische Menthalität ist heute jedenfalls mit diesen Staaten nicht vergleichbar. - Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste; in diesem Sinn, ein schönes Wochenende; MK


Justus

19.06.2015 - 14:29 Uhr

Soviel zum Thema, der Mittelstand muss unbedingt unterstützt werden. Oder, wir benötigen Wettbewerb. Mithin alles weiter nur Sonntagsreden. Gross frisst klein und am Ende werden uns die Auswirkungen des ungehemmten Kapitalismus um die Ohren fliegen.


A.Taler

19.06.2015 - 15:05 Uhr

Konsolidierung ist ein schöner Begriff dafür eine Marken- und Servicelandschaft zu uniformieren. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Mit der Schaffung von Megadealern wird der Einfluss großer Handelsgruppern auf die jeweiligen Landeszentralen der OEM´s steigen. Einen weiteren Aspekt sollte man hierbei auch nicht aus den Augen verlieren. Mit der Konsolidierung der Retailorganisationen geht auch eine Verringerung bei den Insolvenzen einher. Dies ist aber nur qantitativ zu sehen denn stirbt heute einer der Megadealer sind von einer "Einzelpleite" ungleich mehr Menschen betroffen. Bei einigen Marken verkommt der Retail zur Handelware (siehe Daimler).


Josef Weyrich

19.06.2015 - 15:12 Uhr

Sie sollten Ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen, Herr Zahlenmann! Auch Händler mit 6 Betriebsstätten können Renditen erzielen, die deutlich über denjenigen der "Großen" liegen. Eine enge Vernetzung in der Region, ein guter Ruf als fairer Geschäftspartner und als attrakriver Arbeitgeber - auf dieser Basis kann ein mittelständischer Händler auch gegenüber einem "Megadealer" bestehen.


wylly

19.06.2015 - 19:08 Uhr

Interessant, das sich diese "Gruppen" alle nur mit den großen deutschen Fabrikaten beschäftigen (bis auf Frey). Was ist mit den ganzen Importmarken - haben die keine fundamanetalen Renditeaussichten oder sind das die Brotkrumen für den so geliebten Mittelstand auf dem Land?


direi

23.06.2015 - 00:18 Uhr

Die Tante Emma Läden sterben aus, leider! Die Strukturen im KfZ Handel ähneln der der Lebensmittelbranche und anderen Wirtrschaftsbereichen. Groß frisst klein, die Vielfalt geht verloren und der Konsument ist der Dumme. Eingeleitet wurde das seinerzeiz durch die Garantie und Haftungsverpflichtung von KfZ Händlern und der Rückzug der Marken aus den nahen Umgebungen.Mittlerweile kommen die ersten Emmaläden wieder zum Vorschein!


Peter Meier

27.06.2015 - 01:06 Uhr

So lange der kleine Gebrauchtwagenhändler immer Käufer und Verkäufer gleichzeitig abzockt, muss er sich nicht wundern, wenn die Kundschaft woanders kauft, von privat oder gleich neu. Das Internet bietet Preistansparenz.


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