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Feinstaubalarm: Stuttgarter sollen Auto stehen lassen

18.01.2016 13:32 Uhr
Feinstaubalarm: Stuttgarter sollen Auto stehen lassen
In Stuttgart gilt seit Montag ein Feinstaubalarm.
© Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Wegen konstant hoher Feinstaubwerte sind die Bürger für die nächsten Tage aufgerufen, freiwillig auf ihr Auto zu verzichten. Auch sogenannte Komfortkamine sollen nicht genutzt werden.

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Als erste Stadt in Deutschland hat Stuttgart einen speziellen Feinstaubalarm ausgerufen. Seit Montag appelliert die Stadt an ihre Bürger, in den nächsten Tagen freiwillig aufs Auto zu verzichten und auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Seit Sonntagabend sollen außerdem sogenannte Komfortkamine, die lediglich als zusätzliche Wärmequelle dienen, nicht genutzt werden. Die Landeshauptstadt Baden-Württembergs kämpft seit langem mit erhöhten Feinstaubwerten. Umweltschützer sehen die jetzige Aktion aber kritisch.

Aus Sicht der Deutschen Umwelthilfe ist der Feinstaubalarm eine "Placebo-Maßnahme" ohne Wirkung. "Appelle bringen nichts", sagte Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch der Deutschen Presse-Agentur. Das Land Baden-Württemberg und die Stadt Stuttgart schreckten mit Blick auf die Autoindustrie vor obligatorischen Schritten gegen die gesundheitsschädlichen Emissionen zurück, meinte Resch. "Das ist ein Kniefall vor Daimler." 

Der Automobilclub ACE forderte Preisanreize, um Pendler zum Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel zu bewegen. Die Stuttgarter Verkehrsbetriebe bieten bereits einen zusätzlichen Freimonat für Abo-Einsteiger an sowie verbilligte Tickets während der ersten beiden Feinstaubalarme.

Der Naturschutzbund (Nabu) meinte: "Stuttgart darf nicht das deutsche Peking werden." Wenn Freiwilligkeit nicht zum Ziel führe, müssten Verbote ausgesprochen werden, sagte Landeschef Andre Baumann. In Peking hatte starker Smog den Menschen zuletzt im Dezember über viele Tage zu schaffen gemacht. Zeitweise wurde in der chinesischen Hauptstadt die höchste Smog-Alarmstufe "Rot" in Kraft gesetzt, was unter anderem Fahrverbote zur Folge hatte.

EU-Grenzwert regelmäßig überschritten

Seit Jahren ringen die Stadt Stuttgart und das Land um Lösungen zur Verringerung der Luftverschmutzung, auch die EU macht Druck. Denn der zulässige EU-Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft wird in Stuttgart regelmäßig überschritten. Vor allem die Lage in einem Talkessel sorgt dafür, dass bei einer bestimmten Wetterlage der Luftaustausch problematisch ist. 

Eine zweistellige Zahl von Menschen in Stuttgart sterbe jedes Jahr vorzeitig wegen hoher Stickstoffdioxid- und Rußwerte, sagte Umwelthilfe-Geschäftsführer Resch. Ein besonderes Risiko trügen dabei Kinder, Kranke und alte Menschen. Der Verband klagt vor Gericht gegen das Land, um in der aus seiner Sicht "schmutzigsten Stadt Deutschlands" Fahrverbote für Dieselfahrzeuge durchzusetzen. Ein Urteil wird nach Auskunft von Resch noch in diesem Jahr erwartet. (dpa)

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KOMMENTARE


Michael Kühn

18.01.2016 - 19:01 Uhr

Stuttgart sollte d r i ng e n s t über die Straßenführung/Verkehrswege/Ampelsteuerungen usw. rund um Stuttgart, wie auch innerhalb nachdenken ! - Stuttgart ist für mich verkehrstechnisch seit Jahrzehnten ein G R E U L !!! - Immer eine Geduldsprobe ... - Die bekommen es N I E geregelt ...(Andere Großstädte konnten das.) Grüßle von einem Außendienstler, MK


egon sunsamu

19.01.2016 - 07:58 Uhr

Ein grandioser Erfolg grüner Politik. Grüne Lösung: Autos, Heizungen, Lagerfeuer, Babypuder verbieten...


Frank Oesterle

19.01.2016 - 08:52 Uhr

Die einzige Möglichkeit, das Stuttgarter Feinstaubproblem zu lösen, ist die Umsiedlung Stuttgarts auf’s flache Land. Jedenfalls bringt es nichts, Fahrzeuge stehen zu lassen, die schon bestimmungsgemäß (grüne Plakette!) innerorts gar keinen Feinstaub ausstoßen (Benziner, egal ob mit grüner, gelber, roter oder keiner Plakette, stoßen nie Feinstaub aus, da beim Verbrennen von Benzin kein Feinstaub entsteht). Sinnvoll ist das Nichtbefeuern von Kaminen, zielführender wäre das Abstellen von Holz- (auch Pellets) und Ölheizungen. Diese müssten für diese Zeit durch Elektroheizungen ersetzt werden. Aber: woher kommt der Strom? Regenerativ nicht, die Windstille und der Winter verursachen einerseits die Feinstaubbelastung mit, verhindern aber die Stromerzeugung. Die sauberste Form der Stromerzeugung, Kernenergie, wird zunehmend abgeschaltet und läuft eh schon auf Volllast, und dann bleiben nur noch Kohle und Öl. Der Stuttgarter Feinstaub-Lapsus wird jetzt schon einen der politischen Peinlichkeitshöhepunkte 2016 darstellen. Übrigens: bei Euro 6-Fahrzeugen ist innerorts das, was hinten rauskommt, sauberer als das, was vorne reingeht; auch Feinstaub wird dadurch reduziert. Wer ein solches Auto hat, sollte damit in Stuttgart hin und her fahren, die freuen sich darüber.


Rudi

19.01.2016 - 12:06 Uhr

Herr Oesterle, ich muss Ihnen leider widersprechen! Auch Benziner stoßen Feinstaub aus, vor allem die modernen Motoren mit Direkteinspritzung.


wallibelli(E.Kühlwetter)

19.01.2016 - 16:54 Uhr

@ Hr. Oesterle: Das ist Nonsens, was Sie hier zu den Feinstaubemissionen von Benzinern schreiben. Seit immer mehr Direkteinspritz-Benziner im Betrieb sind, holt die Autohersteller auch das Partikelproblem bei Benzinern wieder ein. Die Gefahr bei den DI-Benzinern liegt in Form ultrafeiner Partikel, deren Zahl zzt. drei- bis zehnmal höher liegt, als bei Diesel mit Ruß- bzw. Feinstaubpartikelfilter. Spätestens 2020 werden über 90% aller im Betrieb befindlichen Benziner DI-Motoren haben.Deshalb hat die EU-Kommission schon bei der Verabschiedung der EU 6-Abgasnorm beschlossen, den Partikelausstoß von Benzinmotoren ab Gültigkeit der Abgasnorm Euro 6c (Herbst 2017) auf den derzeitigen Grenzwert für Diesel-Fahrzeuge mit Partikelfilter von 4,5 g/km Ausstoß zu begrenzen. Die deutschen Hersteller planten dies mit innermotorischen Maßnahmen zu erreichen, was aber kaum realisierbar ist. Bestimmt nicht mehr nach den „innermotorischen Manipulationen beim Stickoxidausstoß“. An einer weiteren eklatanten Differenz zwischen Prüfstandlauf und Realbetrieb werden die Hersteller wohl nicht interessiert sein. Die französischen Anbieter haben nach dem EU-Beschluss die Entwicklung eines Partikelfilters bei Faurecia in Auftrag gegeben, der im Sommer letzten Jahres vorgestellt wurde. Dieser Filter läuft zzt. in Testreihen von künftigen neuen PSA-Modellen. Es ist davon auszugehen, dass mit Einführung der neuen Transporter/Bus-Reihe von PSA/Toyota in 2016 der Benzin-Partikelfilter Einzug hält. Damit wird eine nahezu 100%ige Eliminierung aller Partikel-Emissionen möglich. Zumal die tatsächlichen Mehrkosten ohne Gewinnaufschlag unter 100,- € liegen.


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