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FAQs zur Elektroauto-Förderung: So funktioniert der "Umweltbonus"

18.05.2016 17:00 Uhr
Für Elektroautos und Plug-in-Hybride gibt es einen "Umweltbonus" - geht jetzt der Boom los?
© Foto: Fotolia / Photo-K

Die beschlossene Förderung von Elektroautos mit Kaufprämien spaltet: teures Wunschdenken auf Kosten der Steuerzahler oder sinnvolle Anschubfinanzierung für einen Nischenmarkt? Die Fakten im Überblick.

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Von Tim Braune, dpa und Hanne Schweitzer/sp-x

Ende April trommelte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) die Autobosse und ihr halbes Kabinett zusammen. Nach einem langen Abend war klar: Mit einem milliardenschweren Förderprogramm will Schwarz-Rot dafür sorgen, dass bald Elektroautos das Stadtbild prägen. An diesem Mittwoch beschloss die Bundesregierung die Details zu Kaufprämien, Steueranreizen und Ladesäulen. Nun müssen teilweise noch die EU-Kommission und der Haushaltsausschuss des Bundestages grünes Licht geben.

Wie hoch sind die Kaufprämien?

Für reine E-Autos mit Batterie gibt es insgesamt 4.000 Euro "Umweltbonus", wie die Prämien offiziell heißen – also 2.000 Euro vom Bund und 2000 Euro vom Hersteller, die sich die Gesamtkosten von 1,2 Milliarden Euro teilen. Bei Plug-in-Hybridautos, die per Stecker geladen werden und einen ergänzenden Verbrennungsmotor haben, sind es insgesamt 3.000 Euro Prämie (1.500 Euro Staat/1.500 Euro Hersteller).

Wo kann ich einen Antrag stellen?

Wie 2009 bei der "Abwrackprämie" beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) in Eschborn bei Frankfurt – allerdings nur online in einem Internet-Portal, das bald freigeschaltet wird. Das genaue Datum steht noch nicht fest. Dort werden auch alle Fahrzeugmodelle der verschiedenen Hersteller aufgeführt sein, für die die Prämie gilt. Das E-Auto darf als Basismodell nicht mehr als 60.000 Euro kosten – um zu verhindern, dass Hersteller noch die Preise erhöhen, gelten die Netto-Listenpreise zum 31. Dezember 2015. Brutto darf das Fahrzeug damit 71.400 Euro kosten, eventuell hinzugebuchte Mehrausstattung wird nicht eingerechnet.

Welche Modelle kommen beispielsweise in Frage?

Die Bandbreite förderungsfähiger Fahrzeuge reicht dabei vom Elektro-Kleinstwagen Renault Zoe (Listenpreis: 21.500 Euro brutto) bis zum Plug-in-Hybrid des Oberklasse-SUV BMW X5 (Listenpreis: 69.200 Euro brutto). Ausgenommen von der Prämie – weil teurer – sind zum Beispiel die Plug-in-Hybride von Porsche, aber auch das Luxus-E-Auto Tesla Model S.

Welchen Effekt soll die Prämie haben?

Die Regierung erwartet, dass so der Kauf von "mindestens 300.000 Fahrzeugen" angeschoben wird. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hofft sogar auf 500.000. Das wäre zwar immer noch nur die Hälfte des regierungsamtlichen Ziels von einer Million E-Autos bis 2020 – verglichen mit 25.500 reinen Stromern plus aktuell 19.000 Stecker-Hybriden zu Beginn des Jahres dennoch ein Durchbruch.

Wer kann den Umweltbonus beantragen?

Anträge dürfen Privatpersonen, Firmen, Stiftungen, Körperschaften und Vereine stellen. Das E-Fahrzeug darf aber erst nach dem 18. Mai 2016 gekauft worden sein. Käufer müssen das neue E-Auto mindestens neun Monate behalten, das gilt auch für Leasing.

Wie lange gilt der Bonus?

Für die Prämien gilt das Windhundprinzip. Gezahlt wird nur, so lange Geld im Fördertopf ist, den Bund und Branche mit je 600 Millionen Euro füllen. "Wenn Sie eine Prämie wollen, kaufen Sie schnell", rät Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Spätestens Schluss sein soll am 30. Juni 2019.

Lohnt sich ein E-Auto steuerlich?

Ja. Rückwirkend zum 1. Januar 2016 wird die Steuerbefreiung für neue (und umgerüstete) Elektrofahrzeuge von fünf auf zehn Jahre verdoppelt. Arbeitnehmer müssen keine Steuern zahlen, wenn sie in der Firma ihr privates E-Auto aufladen. Arbeitgeber bekommen die Möglichkeit, geldwerte Vorteile pauschal mit 25 Prozent Lohnsteuer zu besteuern. Diese Regelungen gelten befristet vom 1. Januar 2017 bis Ende 2020.

Was muss ich beachten, welche Unterlagen sind nötig?

Wer die Prämie bekommen will, muss eine Rechnungskopie vom Autohändler sowie den Zulassungsnachweis auf den Antragsteller (Fahrzeugschein und Fahrzeugbrief) vorlegen. Dafür hat man einen Monat Zeit nach Eingang des Antrags beim Bafa. Achtung: Um die 2.000 Euro Bonus vom Staat für einen reinen Stromer oder 1.500 Euro für einen Hybrid-Wagen zu bekommen, muss auf der Rechnung vom Autohändler stehen, dass der Hersteller eine Prämie in selber Höhe vom Netto-Kaufpreis bereits abgezogen hat.

Welche Hersteller machen bei den Kaufprämien mit?

Die deutschen Autobauer wie Volkswagen, Daimler und BMW sind dabei, aber auch viele ausländische Hersteller ziehen mit. So beteiligen sich nach Angaben ihres Branchenverbandes VDIK Citroën, Hyundai, Kia, Mitsubishi, Nissan, Peugeot, Renault, Toyota und Volvo. Einzelne Anbieter legen sogar auf die Prämien noch einen Zuschlag drauf, um E-Auto-Kunden anzulocken.

Gibt es jetzt künftig auch mehr Ladesäulen?

Derzeit gibt es deutschlandweit rund 5.800 öffentliche Elektro-Tankstellen und 150 Schnellladepunkte. Das Netz soll nun im Rahmen der neuen Förderung ausgebaut werden: Zwischen 2017 und 2020 investiert der Bund 300 Millionen Euro zusätzlich. Zwei Drittel davon fließen in den Ausbau des Schnellladesäulen-Netzes, in Metropolen und entlang von Autobahnen sollen etwa 5.000 neue Ladestationen entstehen. Ein Drittel kommt der Normalladeinfrastruktur zugute, hier sollen rund 10.000 Ladesäulen entstehen – zum Beispiel an Tankstellen oder Einkaufszentren.

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KOMMENTARE


Christoph Ruhland

18.05.2016 - 17:51 Uhr

Guten Tag,gilt das nur für Neuwagen, oder wie bei der Abwrackprämie auch für Jahreswagen?Falls nicht, was machen die Händler dann mit Ihren Elektro-Vorführwagen?MfG, Christoph Ruhland


Harald aus Hessen

18.05.2016 - 18:37 Uhr

Na wunderbar.jetzt endlich kriegen wir flüsternde E-Autos, die keine umweltschädigende Abgase produzieren. Wer zahlt eigentlich für die vielen kommenden Unfallopfer, die ein E-Auto nicht kommen hört? Immerhin gab es auch Unfälle, bei denen selbst Feuerwehrsirenen überhört wurden. Ich finde es auch toll, dass sich die Automobilindustrie am Fördertopf beteiligt. Frage: Warum senken sie nicht einfach die Grundpreise für diese superaffengeile Fahrzeuge? Die "Rotstiftler" dieser Firmen werden schon wissen, wie sie diesen Aufschlag (für den Fördertopf) wieder reinkriegen oder ausgleichen können. Wetten, dass? Ich bin auch sicher, dass sich in nächster Zeit um die verhältnismässig wenigen Ladestationen im ganzen Land demnächst ein "Krieg" um die Nutzung der Ladestationen (sofern nicht zu Hause oder in der Firma) ausbrechen wird, wenn wirklich diese (von der Politik geplante) Menge an E-Autos zugelassen werden würde. Denn die "öffentlichen Ladestationen" werden erst bis 2020 mit Einsatz von 300 Mio Euro (auch das Geld der allgemeinen Steuerzahler, egal ob Fußgänger, Fahrradfahrer oder ÖV) fertig werden - falls nicht die Abwicklung des BER dazu Pate steht. Dann dauert es länger und wird noch teurer!Außerdem: Dass das Finanzamt freiwillig immerhin für zehn Jahre auf Kfz-Steuern verzichten will, bedeutet doch, dass die fehlenden Einnahmen -geplant - irgenwo anders "eingesammelt" werden können. Zum Beispiel bei den kommenden Einnahmen durch alles, was mit der Elektrizität zusammenhängt (läuft bereits). Ganz böse Zungen (z.B. meine) fürchten, dass demnächst die Kfz-Steuer für andere Antriebe/Kraftstoff teurer werden könnte. Der erste Schritt - schon im Geheimen geplant - wird die Anhebung der Steuer für Dieselkraftstoff und Diesel-PKW sein!Erstaunlich ist für mich nur, dass die ehemals als "Arbeiterpartei" (SPD) sich ebenfalls für diese Förderung der E-Autos mit Steuergeldern (unserer aller nämlich) zugunsten der wohlhabenderen Bevölkerungsschicht eingesetzt hat! Ich zumindest kann mir augenblicklich kein E-Auto leisten! Auch mit dem Zusatzgeld des Staates nicht. Ich bin zwar kein Freund der AFD, aber das wird für Petri und Co wieder ein gefundenes Frerssen sein - und weitere Befürworter erlangen. Wetten, das? Mit freundlichen GrüßenHarald aus Hessen


Franz Meier

11.06.2016 - 22:21 Uhr

Früher gab es bei BMW bis zu 5250.-€ Rabatt beim Kauf eines i3, jetzt läßt sich BMW den Rabatt vom Steuerzahler finanzieren, fast ein wenig unanständig


Sissi

12.06.2016 - 18:09 Uhr

Die Frage stellt sich, gilt der Umweltbonus - Förderprämie nur für Neuwagen und was ist dann mit den Vorführwagen? Hat hierauf jemand eine Antwort? Überlege mir ein E-Auto zu kaufen, fahre nur Kurzstrecken und das ist dann mein Beitrag zum Klimaschutz, dass muss einfach jeder selbst wissen.


Rentschler-Air

30.07.2016 - 19:14 Uhr

Toller Artikel über den Umweltbonus! Wirklich sehr hilfreich. Wir haben uns jetzt auch drei Elektroautos als Geschäftswagen zugelegt und sind begeistert. Aber die Zwischenbilanz zum Umweltbonus sieht bisher nicht sehr gut aus. Es liegen weniger Anträge zur Kaufprämie für Elektroautos vor als erwartet.Wir sind der Überzeugung Elektromobilität zahlt sich aus! Deshalb haben wir auch die Fakten zum Umweltbonus zusammengefasst.https://blog.rentschler-air.de/umweltbonus-elektromobilitaet/


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