Die HUK-COBURG Versicherungsgruppe wird von ihrem bisherigen Geschäftsmodell auch künftig nicht abrücken. "Unsere Position hat sich hier nicht geändert", sagte Unternehmenssprecher Thomas von Mallinckrodt im Gespräch mit unserer Redaktion unter explizitem Hinweis auf die seitens der DEVK erfolgten Kündigungen von Betrieben mit klar erkennbarem HUK-Branding.
"Von unserem Konzept würden alle profitierten"
Die unterschiedlichen Reaktionen aus dem Markt zum mittlerweile als "Signalisationsstreit" branchenweit bekannten Thema könne er, Mallinckrodt, "mittlerweile schlicht nicht mehr nachvollziehen". Im Moment versuchen nach seinem Dafürhalten alle "jedes einzelne Bröselchen aufzusammeln, um dieses Thema schlecht zu machen. Und zwar bei einer Sache, von der sie selber profitieren würden".
Auf die Frage, inwiefern unterschiedliche Marktbeteiligte von dem Branding "Die Partnerwerkstatt" – um die geht es ja letztlich – konkret profitieren würden, entgegnete der Unternehmenssprecher: "Weil ,Die Partnerwerkstatt' schlicht und ergreifend Kompetenz ausdrückt. Und wenn man eine solche Marke aufbaut, die Autofahrer quer über Deutschland nach und nach auch wahrnehmen, dann haben Sie einen anderen Eindruck von dieser Marke als wenn man ,nur' irgendeine x-beliebige, aber überall individuell, also anders gebrandete Werkstatt sieht. Das bundesweit einheitliche Branding schafft doch erst die Wiedererkennung mit hohem Bekanntheitsgard, entsprechendem Stellenwert und letztlich deutlich höherer Akzeptanz beim Kunden."
Die Ängste der Wettbewerber...
Ob die HUK-COBURG in ihrem bisherigen Modell nicht möglicherweise die Ängste anderer Versicherer übersehe, die der Vorstandsvorsitzende des Schadensteuerers Innovation Group, Matthew Whittall, im AUTOHAUS-Exklusivinterview (siehe hierzu: AUTOHAUS-Magazin SchadenBusiness v. 19.12.2016, S. 26 ff.) stellvertretend für die von seinem Unternehmen betreuten 40 Kfz-Assekuranzen angesprochen hatte, fragten wir weiter. Nach kurzem Nachdenken räumte von Mallinckrodt ein: "Ja, das könnte es sein. Da gebe ich Ihnen recht."
Zur Erinnerung: Whittall brachte in das vorgenannte Interview ein paar grundlegende Überlegungen recht präzise ein:
1. Während sich die HUK-COBURG in erster Linie mit der Automobilindustrie kappelt, trägt sich das Gros anderer deutscher Kfz-Versicherer vor allem mit der Sorge, wieviele Kunden sie in den nächsten Jahren noch an die HUK-COBURG verlieren würden.
2. Mit dem sukzessiven, kontinuierlichen Abrieb im eigenen Kfz-Kundenstamm geht immer ein Stück Zugang zum Kunden und Kundenbindung per se verloren. Denn nach wie vor ist für die meisten Assekuranzen die Kraftfahrtversicherung die Einstiegspolice, um einem bestehenden bzw. neuen Kunden auch Produkte aus anderen Versicherungssparten verkaufen zu können.
3. Alle Versicherer gehen in den nächsten Jahren schwieriger werdenden Zeiten entgegen, in denen Unfälle zurückgehen, die "Datenmacht" der Fahrzeughersteller wachsen und das gesamte Geschäftsmodell Autoversicherung volatiler werden wird. Auch von daher wird der Einstieg der HUK-COBURG als "First Mover" in den Autoservice, den Gebrauchtwagenhandel und künftig noch andere "Biotope", wie es HUK-Vorstandssprecher diese Woche gegenüber der Börsen-Zeitung formulierte, von den Wettbewerbern kritisch gesehen.
Jeder Versicherer ist seines eigenen Glückes Schmied...
Für Thomas von Mallinckrodt war dies also – nach kurzer Diskussion zu diesen Themen mit unserer Redaktion – eine schlüssige Erklärung auf die aktuellen Reaktionen aus dem Markt, die er als solche denn sogar verstehen könne. Andererseits, so von Mallinckrodt, stehe es letztlich jedem Versicherer offen, sich – wie die HUK-COBURG – frühzeitig neuen Marktherausforderungen zu stellen und über neue, auch unorthodoxe Produkte und innovative Wege nachzudenken, um Kunden nicht zu verlieren. Während der HUK-Pressechef eingangs des Gesprächs mit AUTOHAUS (erkennbar genervt) noch angekündigt hatte, "demnächst bei Borussia Dortmund den Antrag zu stellen, dass der Fußball-Bundesligist seine Vereinsfarbe wechseln möge, um nicht auch noch mit der HUK-COBURG verwechselt zu werden", versprach er zum Gesprächsende gegenüber unserer Redaktion, letztlich doch davon Abstand zu nehmen... (wkp)