Von Christian Ebner, dpa
Das Laptop ist schon länger ein wichtiges Arbeitsmittel in Autowerkstätten, wenn es darum geht, die in den Fahrzeugen gesammelten Daten auszulesen. Die zunehmende Vernetzung mit laufender Datenübertragung in Echtzeit wird die Kfz-Branche aber noch weit stärker verändern, sind sich Experten auf der Zulieferermesse Automechanika sicher, die an diesem Dienstag in Frankfurt eröffnet wird. Es geht dabei nicht nur um automatisiertes Fahren, sondern um digital optimierte Abläufe im ganz normalen Werkstattleben.
Der Zulieferer ZF hat in sein "Advanced Urban Vehicle" (AUV) so ziemlich alle Techniken reingepackt, die bereits für den autonomen Betrieb eines Autos vorhanden sind. Der Kleinwagen kann seine Vorderräder fast im rechten Winkel ausstellen und schafft es so mit Hilfe eines raffinierten Doppel-Elektroantriebs an der Hinterachse in die kleinsten, zuvor selbst gefundenen Parklücken. Über die Datencloud ist das AUV stets im Bilde über die umliegende Verkehrslage und kann entsprechend vorausschauend fahren. Das Lenkrad schließlich merkt mit seinen Sensoren, ob es noch angefasst wird oder sich der Fahrer schon ganz auf die neuen Techniken verlässt.
Die Fahrzeuge stehen künftig - wie jetzt schon in der Formel 1 - im stetigen Daten-Kontakt zu ihren Werkstätten und kommunizieren selbstständig zu Wartung und Instandhaltung, heißt es in der Studie "Future of the Car" der Teradata GmbH in Kooperation mit der International School of Management, Verkehrsclub AvD und Messegesellschaft. Droht ein Bauteil auszufallen, könnten Werkstatttermin und Ersatzteilbestellung automatisiert angestoßen werden, lautet die nicht allzu ferne Vision der Studie.
Mehrere Terabyte Daten pro Werkstattbesuch
"Jedes Auto wird künftig bei einem Werkstattbesuch mehrere Terabyte Daten liefern", sagt Jan Witkamp von Bosch. Wie Zulieferer-Konkurrent Continental arbeitet der Stuttgarter Konzern am Werkstattkonzept der Zukunft. Jedes ankommende Fahrzeug wird darin zunächst einem elektronischen Gesundheitscheck unterzogen, der mit den bereits vorhandenen Daten aufbereitet wird. Die Vernetzung sämtlicher Diagnosegeräte in der Werkstatt - beispielsweise solche zur Achsvermessung oder für die Licht- oder Klimaanlage - ist dabei Grundvoraussetzung für ein digitales Abbild des Fahrzeugs.
Um die so gewonnene Informationsvielfalt im Alltag beherrschbar zu machen, nutzen die Bosch-Ingenieure Techniken der "Augmented Reality", wie sie aus TV-Fußball-Analysen oder dem Handy-Spiel "Pokemon-Go" bekannt sind. Als "erweiterte Realität" werden dabei über das Livebild eines Tablet-PCs zusätzliche grafische Informationsebenen gelegt, die sich je nach Zielgruppe stark unterscheiden können. Für die Werkstattkunden könnten etwa Informationen über Sinn, Preis und Notwendigkeit der bevorstehenden Reparatur eingespielt werden, für die Mechaniker am Auto detaillierte Anleitungen zur Ausführung.
Bei zunehmender Globalisierung und immer schnelleren Modellwechseln sollten die Mechaniker möglichst über ihr Smartphone an diese Informationen kommen können. Auch zusätzliche Autoteile lassen sich über die Oberfläche verkaufen, ist Witkamp überzeugt: "Augmented Reality ist die Benutzerschnittstelle der Zukunft."
Dreidimensionale Datenbrillen
Natürlich dürfen auf der Automechanika auch dreidimensionale Datenbrillen nicht fehlen. Die Retail Performance Company hat beispielsweise eine Anwendung produziert, mit der potenziellen BMW-Kunden während einer simulierten Autofahrt die Arbeitsweise von modernen Hybrid-Motoren leicht verständlich erklärt wird. Doch dabei wird es nicht bleiben. Längst gibt es erste Prototypen, wie sich Mechaniker während der Arbeit Reparaturanleitungen vor Augen führen und zusätzliche Live-Unterstützung anfordern können.
Continental zeigt eine Daten-Plattform, mit der die gesamte Kundenbetreuung digital von der Fehlererkennung über die Terminbuchung bis hin zur Reparatur erleichtert werden soll. Die Fahrzeugdaten blieben dabei stets Eigentum des Fahrzeughalters, sagt Peter Wagner, Continental-Geschäftsführer Aftermarket. Er müsse immer selber entscheiden können, ob er seine Daten für die angebotenen Dienste weitergibt. Dazu müsse der Kunde angemessen informiert werden, wer letztlich die Daten nutze.
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