Gigantisches Absatzvolumen: Die 20 größten Autohändler in den Vereinigten Staaten haben im vergangenen Jahr über 1,8 Millionen Neuwagen verkauft. Das zeigt eine Sonderauswertung der Studie "Top 100 Händlergruppen 2015" des Instituts für Automobilwirtschaft (IFA) an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Geislingen-Nürtingen. Demgegenüber standen die rund 366.000 Neuwagen der deutschen Top-20-Megadealer – ein deutlicher Größenunterschied trotz des fortschreitenden Konsolidierungsprozesses im hiesigen Autohandel.
An der US-Spitze stand 2015 unangefochten die Autonation-Gruppe, die laut IFA mit 254 Betrieben 339.080 Neuwagen verkaufte. Die Penske Automotive Group (263 Standorte) folgte auf Rang zwei, setzte aber bereits über 100.000 Fahrzeuge weniger ab. Das Führungstrio komplettierte die Group 1 Automotive (174.614 Einheiten; 152 Betriebe). Zum Vergleich: Die deutsche Nummer eins, die Emil Frey Gruppe, kam im vergangenen Jahr auf 56.900 verkaufte Neuwagen. Mit diesen Ergebnis hätten die Stuttgarter die Top-Ten im US-Markt knapp verpasst. Ohnehin könnten dort nur noch die AVAG Holding (48.754 Autos) und Gottfried Schultz (31.493) im Konzert der Großen mitspielen.
Doch die absoluten Zahlen sind wegen der länderspezifischen Dimensionen mit Vorsicht zu genießen. "Die Unterschiede relativieren sich, wenn man sie auf den jeweiligen Home-Market bezieht: Der Anteil der Top-20-Händler in Deutschland am Gesamtmarkt lag im Jahr 2015 bei 11,1 Prozent", schreibt Studienautor und IFA-Direktor Prof. Willi Diez. Bei den US-Gruppen ergebe sich ein Anteil von 10,3 Prozent. In den Vereinigten Staaten waren 2015 über 17,4 Millionen Autos von den Höfen der Händler gerollt (wir berichteten).
Gebrauchtwagen spielen untergeordnete Rolle
Für seinen diesjährigen Branchenkompass hat das IFA die US-amerikanischen Handelsriesen genauer unter die Lupe genommen. Dabei traten interessante strukturelle Besonderheiten zutage. Demnach betreiben die US-Gruppen das Gebrauchtwagengeschäft weniger intensiv als ihre deutschen Kollegen. Ihre durchschnittliche GW/NW-Ratio liegt bei 0,64, hierzulande bei 1,06. Zudem weisen die US-Händler ein höheres Verkaufsvolumen pro Betrieb aus: 1.466 Neuwagen stehen lediglich 573 Einheiten bei den deutschen Gruppen gegenüber.
Welchen Einfluss die unterschiedlichen Strukturen auf die Profitabilität haben, lässt sich laut Diez aufgrund fehlender vergleichbarer Daten nicht belegen. "Es ist jedoch zu vermuten, dass die US-Gruppen aufgrund der höheren Stückzahlen insgesamt und je Betrieb Kostenvorteile haben, die sich positiv auf die Ergebnissituation auswirken." (rp)