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US-Autobauer: Tesla storniert Großauftrag bei deutschem Zulieferer

27.01.2017 10:19 Uhr
Tesla verklaget zwei Personen auf Geheimnisdiebstahl.

Der schwäbische Zulieferer SHW hat einen Großauftrag aus den USA verloren. Ob ein Zusammenhang zur protektionistischen Industriepolitik des US-Präsidenten Donald Trump besteht, ist unklar.

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Der US-Autobauer Tesla hat die Stornierung eines Großauftrags bei dem schwäbischen Zulieferer SHW bestätigt. Der Grund dafür seien Qualitätsprobleme, erklärte Tesla-Sprecherin Kathrin Schira am Freitag in München. Für die Auslieferung des neuen Tesla-Elektroautos Model 3 gebe es einen engen Zeitplan. Um ihn einhalten zu können müsse man konsequent sein und Beeinträchtigungen verhindern. Zugleich warf Tesla SHW vor, sich nicht an die vereinbarte Vertraulichkeit gehalten zu haben.

Zuvor hatte das Magazin "Wirtschaftswoche" darüber berichtet. Zu Überlegungen, dass möglicherweise ein Zusammenhang zur protektionistischen Industriepolitik des US-Präsidenten Donald Trump bestehe, äußerten sich weder Tesla noch SHW. Trump drängt amerikanische Autobauer, vor allem in den USA zu produzieren.

SHW hatte am Dienstag mitgeteilt, ein Hersteller von Elektroautos habe einen Auftrag über rund 100 Millionen Euro für elektrische Achsgetriebepumpen storniert. "Aufgrund einer entsprechenden Vertraulichkeitserklärung haben wir im September 2016 den Namen des Kunden nicht genannt und werden dies auch jetzt nicht tun", sagte SWH-Sprecher Michael Schickling. Die angeführten Gründe für die Stornierung seien nicht zutreffend.

Tesla verklagt früheren "Autopilot"-Chef

Der Elektroauto-Hersteller ist zudem mit einem Rechsstreit in den Medien. Tesla wirft dem früheren Top-Manager hinter seinem Fahrassistenten "Autopilot" vor Gericht Geheimnisdiebstahl vor. Sterling Anderson habe vor seinem Abgang "hunderte Gigabyte" an Daten auf eine Festplatte geladen und mitgenommen, lautet der Vorwurf in der Tesla-Klage. Er wolle die Informationen in einem eigenen Roboterwagen-Start-up nutzen. Tesla verklagte zugleich auch den früheren Chefentwickler von Googles selbstfahrenden Autos, Chris Urmson, weil er mit Anderson in dem Start-up Aurora zusammenarbeite. Aurora wies die Anschuldigungen in einer Erklärung beim Technologieblog "TechCrunch" als falsch zurück. Sie zeugten von "erschreckender Paranoia und ungesunder Angst vor Konkurrenz".

Der Klage von Tesla zufolge arbeiteten die beiden angesehenen Branchenexperten bereits an dem neuen Start-up, als Anderson noch bei dem Elektroauto-Anbieter beschäftigt war. Er und Urmson hätten auch versucht, Beschäftigte von Tesla und Google abzuwerben. Urmson sei dabei auf Mitarbeiterfang bei Tesla gegangen und Anderson bei Google. Anderson habe zudem Daten auf seinem Computer manipuliert, um das Herunterladen der Dateien zu verschleiern. Offensichtlich eskalierte die Situation Anfang Januar, als drei Tesla-Mitarbeiter kündigten. Anderson sei einen Tag später entlassen worden.

Tesla baut den "Autopilot"-Fahrassistenten auf breiter Front in seine Fahrzeuge ein und kann dadurch Massen an Daten für die Entwicklung selbstfahrender Autos sammeln. Mit der Zeit sollen die Teslas auch komplette Roboterwagen-Software bekommen, Firmenchef Elon Musk will als einer der ersten damit auf dem Markt sein. Im vergangenen Jahr löste ein tödlicher Unfall mit eingeschaltetem "Autopilot"-System zwar Diskussionen über die Sicherheit der Software aus. Eine Untersuchung der Verkehrsbehörde NHTSA kam jedoch zu dem Schluss, dass das System dabei wie vorgesehen funktioniert habe und der Fahrer die Verkehrslage hätte im Blick behalten müssen.

Wettlauf um die Entwicklung von Technologie

Tesla lässt in der Klage durchblicken, dass es auch um ein grundsätzliches Zeichen gehe. Die etablierten Autobauer hätten in ihrem Bestreben, bei Roboterwagen aufzuholen, Hoffnungen auf schnellen Reichtum geschürt. "Kleine Teams von Entwicklern mit wenig mehr als Demo-Software wurden für bis zu eine Milliarde Dollar gekauft." Als ein Beispiel nannte Tesla die Übernahme des acht Monate alten Start-ups Otto, das unter anderem von führenden Google-Spezialisten gegründet wurde, für 680 Millionen Dollar. Gekauft wurde es allerdings nicht von einem bekannten Autokonzern, sondern vom Fahrdienst-Vermittler Uber.

Derzeit ist ein Wettlauf um die Entwicklung von Technologie für autonome Fahrzeuge entbrannt, die das Geschäft der Branche umkrempeln dürften. Bei Herstellern, Zulieferern, Tech-Konzernen und Start-ups wird an diversen konkurrierenden Systemen gearbeitet. Spezialisten vom Kaliber von Urmson oder Anderson sind dabei von unschätzbarem Wert. Urmson hatte Google im vergangenen Jahr verlassen. Zunächst war unklar, was er macht, erst später hatte es Medienberichte gegeben, wonach er in einem Start-up weiter an Roboterwagen arbeite.

Anderson ersetzte Tesla mit dem Apple-Manager Chris Lattner, der beim iPhone-Konzern unter anderem die Programmiersprache Swift entwickelt hatte. Apple arbeitet laut Medienberichten ebenfalls an Software für selbstfahrende Fahrzeuge. (dpa)

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KOMMENTARE


Michael

27.01.2017 - 17:47 Uhr

Einfach in Europa nicht mehr kaufen. Die werden schon wieder ruhiger.


AutomotiveConsultant

27.01.2017 - 23:10 Uhr

Sollte sich der Verdacht bestätigen, dass Teslas Entscheidung im Zusammenhang mit der protektionistischen Politik des Herrn Trump steht, gibt es eigentlich nur eine Konsequenz: Fahrzeuge der Marke Tesla links liegen zu lassen. Mit der durchaus vorhandenen Faszination, die ein junges Unternehmen wie Tesla und dessen Produkte vor allem auf weltoffene, technologisch interessierte und für neue Entwicklungen offene potentielle Käufer haben (bzw. hatten), wäre ein derart vorsintflutlicher Protektionismus nicht zu vereinbaren. Wer aus dieser Zielgruppe wird schon gerne mit einem Fahrzeug einer Marke gesehen, die vor der Politik eines Herrn Trump kuscht?


Thomas

28.01.2017 - 20:57 Uhr

Die Begründung klingt nicht sehr überzeugend: Wenn Tesla Probleme vermutet, dann ginge es doch wahrscheinlich schneller die Probleme mit dem bestehenden Lieferanten zu lösen, als mit einen anderen Lieferanten beginnen zu müssen.Amerikanische Firmen wie Tesla müssen aufpassen, wen sie vor den Kopf stoßen, denn sein Image kann man auch schnell ramponieren.


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