Opel hat entgegen anderslautender Berichte die Auslieferung des Elektroautos Ampera nicht gestoppt. Wie das Unternehmen mit Sitz in Rüsselsheim gegenüber AUTOHAUS Online mitteilte, könne es bei aktuell anstehenden Auslieferungen an Endkunden zu "geringfügigen Lieferverzögerungen" kommen. Die Belieferung der Handelspartner habe jedoch begonnen, über 100 Fahrzeuge seien bereits in den Autohäusern. Weitere Fahrzeuge sollen folgen.
Darüber hinaus seien bereits einzelne Ampera-Kundenfahrzeuge – vor allem an große Gewerbekunden – in Deutschland ausgeliefert. Der Autobauer korrigierte damit Medienberichte, die in den vergangenen Tagen für Wirbel gesorgt hatten. So hatte die Nachrichtenagentur dpa geschrieben, Opel habe die Auslieferung seines Elektroautos an Endkunden gestoppt. Insgesamt liegen nach aktuellen Angaben des Hersteller rund 7.000 Ampera-Bestellungen in ganz Europa vor.
Als Grund für die Verzögerungen nannte Opel die Folgen des Batteriebrandes in einem Chevrolet Volt in den USA. Die US-Verkehrssicherheitsbehörde National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) hatte das Schwestermodell des Ampera im Mai einem Crashtest unterzogen. Drei Wochen nach den Tests kam es bei dem Fahrzeug jedoch zu einer Entzündung (wir berichteten). Laut NHTSA hatte sich die Lithium-Ionen-Batterie erhitzt, weil das Kühlsystem beim Aufprall beschädigt worden war. Die Experten machten den Fall im November öffentlich und leiteten eine Untersuchung ein.
Nach Ansicht des Opel-Mutterkonzerns General Motors hätte der Brand verhindert werden können, wenn die NHTSA die für die Lithium-Ionen-Batterie geltenden Sicherheitsrichtlinien eingehalten hätte. Laut Opel bestand der Wagen alle Tests "mit Bravur" und erzielte fünf Sterne beim Euro NCAP-Test. Auch der baugleiche Ampera sei "in einem Unfall sicher", hieß es aus Rüsselsheim. Aktuell arbeite ein Team von GM und Opel an einem Verfahren, um das Batteriesystem nach schweren Unfällen zu prüfen und gegebenenfalls den Ladezustand der Batterie zu reduzieren.
Verzögerungen auch bei Chevrolet
Auch Chevrolet hat den Verkauf des Volt in Europa bereits gestartet. Die ersten beiden Fahrzeuge in Europa wurden unlängst an die US-Botschaft in Paris übergeben. "Wenn wir die weitere Auslieferung jetzt verzögern, dann hängt das nicht mit der Kundensicherheit zusammen, sondern mit Maßnahmen für eine optimierte Entladung und Entsorgung der Batterie nach einem schweren Unfall", teilte der Importeur auf Anfrage mit. "Wir nehmen den Brand, der drei Wochen nach dem Crashtest erfolgt ist, zum Anlass, um zu prüfen, welche Maßnahmen erforderlich sind, um einen solchen Vorfall gänzlich auszuschließen."
Auch in den USA sei der Verkauf nicht unterbrochen worden. Der Absatz auf dem Heimatmarkt allerdings läuft schleppend: Bis November konnten lediglich 6.142 Fahrzeuge abgesetzt werden, 10.000 waren einmal für das Gesamtjahr geplant gewesen. Grund für die Vorsicht der Amerikaner dürfte indes nicht die Sicherheitsdebatte sein, sondern der Preis von rund 40.000 Dollar plus Steuern. In Deutschland werden mindestens 41.950 Euro fällig. Opel ruft für den Ampera sogar 42.900 Euro auf.
Professor Franz-Rudolf Esch, Marken- und Automobilexperte der EBS Business School Wiesbaden, nannte es unlängst einen Fehler, dass GM die neue, noch weitgehend unbekannte Elektroauto-Technologie gleich für zwei Konzern-Marken in den gleichen Märkten einführen wollte. Besser wäre gewesen, GM hätte sich deutlicher fokussiert und Opel für Europa die Vorreiter-Funktion zugestanden, die "zur Marke passt". (se)
RH
A. Aslau